Fahrstrecke: 222 km, davon 114 km Gravelroad
Wetter: 14/24 °C, wolkenlos, leichter Wind
Von Timber Creek in den Gregory Nationalpark nach Victoria River
Kurz vor neun Uhr fahren wir ein paar Kilometer zurück Richtung Westen zu zwei Lookouts. Dort führt eine Asphaltstraße hinauf. Der erste Lookout ist eher ein Mahnmal zur Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Der zweite ist der Escarpment Lookout, von dem aus man sieht, dass Timber Creek nicht nur Hotel und Roadhouse sind, sondern sich noch Häuser und andere Gebäude im größeren Umkreis befinden. Der Ort befindet sich auf Aborigine Land und diese "Landeigentümer" sieht man dort wo es etwas Abwechslung gibt, am Hotel und am Roadhouse.
Auch den weiten Bogen, den der Victoria River um Timber Creek macht, kann man von hier oben sehr schön sehen. Aber um diese Zeit weht uns hier oben noch ein kühler Wind um die Nase. Auch die paar Australier, die mit Wohnwagengespannen hier hoch gefahren sind, halten nicht lange durch.
Blick vom Escarpment Lookout
Der Gregory Nationalpark ist nach dem Kakadu Nationalpark der zweitgrößte hier im Northern Territory. Möglicherweise aber auch der am wenigsten bekannte, denn die meisten Touristen fahren hier vorbei. es wird wohl daran liegen, dass die 47 Kilometer lange staubige Zufahrtstraße für normale Fahrzeuge nicht gerade zu empfehlen ist und mindestens zwei Creeks noch bis weit in die Trockenzeit hinein Wasser führen.
Nach vier Kilometern auf dieser Gravelroad läuft ein Stück vor uns ein Dingo über die Straße und versteckt sich dann so hinter einem Baum, dass wir ihn kaum noch sehen können. Als ich ein Stück rückwärts fahre, um ihn wieder zu sehen, sucht er sich schnell eine andere Deckung.
Dingo versteckt sich hinter einem Baum
Die etwa drei bis vier Meter breite Piste windet sich durch trockenes Gras- und grünes Buschland. Die meisten Creeks hier sind trocken. Erst nach 16 Kilometern erreichen wir den ersten Wasser führenden Creek. Die etwa zehn Meter breite, betonierte Furt hat eine Wassertiefe von 20 Zentimetern, also Spielerei nach allem was wir bisher schon kennen gelernt haben.
Bei Kilometer 30 liegt auf der rechten Fahrbahnhälfte eine Schlange. Im letzten Moment kann ich noch etwas nach links ausweichen, um sie nicht zu überfahren. Auf den ersten Blick scheint sie wie tot da zu liegen, möglicherweise überfahren. Ich halte an und setze ein paar Meter zurück. Jetzt erkenne ich, dass sie lebt, weil sie etwas den Kopf hebt und züngelt. Es ist eine für uns harmlose Schwarzkopfpython. Vor ihr liegt etwas wurmartiges, das ich erst für eine Beute halte. Beim genaueren Hinsehen entpuppt sich das als eine kleine Schlange. Das kann nur ein Junges der Python sein. Leider ist es an einer Stelle zerquetscht, also überfahren.
Schwarzkopfpython
Schwarzkopfpython
Wir biegen nun rechts ab auf den 4WD Track zur Limestone Gorge. Die ersten zwei Drittel sind noch relativ moderat, aber das letzte Drittel hat es in sich, mit tiefen Löchern, felsigem Untergrund und einer betonierten Furt mit hohen Kanten. Ganz langsam windet sich unser armes Auto schwankend da drüber.
Dann stehen wir vor dem Schild „Road closed“, etwa zwei Kilometer vor der Limestone Gorge. Wir begnügen uns mit dem kurzen Aufstieg an den Rillenkarren vorbei zum Calcite Lookout, von dem aus man einen Blick auf den sogenannten „White Fall“ hat, ein Kalksteingebilde, das von weitem aussieht wie ein weißer Wasserfall.
Rillenkarren in der Limestone Gorge
Rillenkarren in der Limestone Gorge
"White Falls" in der Limestone Gorge
Bullita Homestead ist eine restaurierte Rinderfarm und ein Überbleibsel aus der Vergangenheit. Die Wellblechgebäude stehen an den ursprünglichen Standorten. Im Inneren des Hauptgebäudes erzählt eine Ausstellung mit Fotos und Briefen die Geschichte der ersten Kolonisten. Man kann sich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit begeben und erhält dabei einen Einblick in das Leben der frühen Pioniere und Viehzüchter. Die Stockyards, in denen die Rinder zum „Branding“, zum Aussortieren und zur Verladung zusammengetrieben wurden, hat man originalgetreu mit lokalen Bauhölzern wieder hergestellt.
Stockyards von Bullita Homestead
Boab bei Bullita Homestead
Bullita Homestead
Auf der gesamten Strecke gibt es eigentlich kaum „Wellblech“, aber scharfkantigen Schotter in allen Größen. Selbst an der Hauptpiste sind die Termiten ganz schön mutig, wenn sie ihre Häuser so dicht an den Pistenrand stellen. Das kann ziemlich ins Auge gehen, von schwerer Beschädigung bis hin zum Totalverlust der Wohnung, wenn mindestens einmal im Jahr hier ein Grader durchfährt.
Termitenbau neben der Piste
Wieder zurück auf dem Victoria Highway hat die Rüttelei für die nächsten Tage erstmal ein Ende. Dort wo 2009 am Victoria Highway noch eine große Straßenbaustelle war, ist jetzt alles fertig. Zwischen Timber Creek und Victoria River sehen viele Abschnitte ziemlich neu aus. Den Kängurus nützt das aber auch nichts. Den zwei Lebenden, stehen sechs Tote gegenüber. Ein Schwarm Rosokakadus links neben der Straße ist auch von allem unbeeindruckt und lässt sich nicht mal durch vorbei rasende Autos stören.
Über Nacht bleiben wir heute am Victoria River Roadhouse. Als wir nach halb neun noch draußen sitzen hören wir in der Ferne Dingos heulen und unweit hinter dem Caravanpark Rinder blöken.
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