Fahrstrecke: 393 km
Wetter: 10/37 °C, schwach bewölkt, frischer bis mäßiger Wind
Immer wenn es sternenklar ist, suche ich nach dem Kreuz des Südens, finde es aber nicht. Weder am Abend noch mitten in der Nacht. Im Frühjahr konnten wir es abends immer sehen. Aber an der Jahreszeit kann es doch eigentlich nicht liegen. Ist das wieder eine von vielen Bildungslücken?
In der Nacht war es sehr ruhig hier, trotz Straßennähe. Ganz selten ist mal ein Roadtrain vorbeigedonnert, um zu nächtlicher Stunde Kängurus und Wombats umzubringen. Ansonsten haben wir nur unseren Kühlschrank gehört. Aber es war so kalt, dass unsere Frontscheibe noch beschlagen ist als wir unsere müden Augen öffnen. Vereinzelte Schleierwolken zieren den Himmel. Trotz praller Sonne ist es aber noch kalt auf dem kahlen Platz.
Heute überfahren wir die Grenze zum Westen, ohne verbotene Dinge. Die Apfelsinen sind alle geschält und werden vorher noch gegessen. So auch die grüne Gurke und zwei Tomaten. Zitronen sind ausgepresst und der Saft ist in ein Glas abgefüllt. Knoblauch und Zwiebeln sind gedünstet, Möhren gekocht. Wir müssen nichts wegwerfen. Hoffen wir zumindest.
Nach dem obligatorischen Foto an dem Schild mit Kamel, Känguru und Wombat - Next 96 km, fahren wir endlich los. Laufend kommen uns jetzt es ist 9:45 Uhr Roadtrains entgegen oder es überholen uns welche, so alle drei bis vier Kilometer.
Eyre Highway
Wegweiser ins nördlich liegende Outback
Ankündigung des Quarantine Checkpoints an der Grenze zu Westatustralien
Wenn ein Roadtrain im Rückspiegel auftaucht fahre ich langsamer und ein Stück auf den Randstreifen, damit er vorbei kann, sonst spielt er Känguru oder Wombat mit uns.
Über mehr als 100 Kilometer verläuft der Eyre HWY dicht an der Steilküste entlang, manchmal nur ein paar hundert Meter davon entfernt, so dass man das Meer sehen kann.
An einem Lookout sind die Klippen weiträumig abgesperrt. Nur ein eingezäunter Weg geht weiter nach vorn zu einer Plattform. Die See ist an dieser windgeschützten Stelle fast vollkommen ruhig. Niemand außer uns ist hier. Kein Schiff ist zu sehen. Nur wenige Vögel nisten an den Wänden der Steilküste. Sie leben gefährlich hier, denn es bricht öfter mal ein Stück ab.
Cliff Lookout
Blick Richtung Osten
Blick Richtung Westen
Das erste größere Tier, was heute über die Straße läuft, ist ein etwa 70 80 Zentimeter langer Waran. Wäre ich nicht auf die rechte Fahrbahn ausgewichen, hätten wir ihn überrollt.
Dann sind wir an der Grenze und fahren an der Quarantine Station vor bis zum Stoppschild. Eine Frau notiert sich erstmal das Kennzeichen, gibt uns ein Merkblatt, auf meine Bitte hin auch in Deutsch. Als ich ihr sage, dass wir alles Frische aufgegessen haben, fragt sie nach Honig. „No honey, no nuts, no fresh fruits and vegetables, no cats, no pets, only my wife is fresh“. Sie grinst, möchte aber trotzdem einen Blick in unseren Kühlschrank werfen. Dort ist nur die Plastikdose mit den Möhren sichtbar. Als sie hört, dass die gekocht sind, ist sie zufrieden und wir können weiter.
Am Checkpoint
Nun dürfen wir die Uhren um eine Stunde und 45 Minuten zurückstellen. Unser Tag hat heute also 25 ¾ Stunden. Da haben wir schon die erste Rate zurück von dem Tag, der uns bei der Anreise Ende September geklaut wurde.
Dann sind wir im Westen. Und wo ist nun die Stelle wo die 100 Dollar Begrüßungsgeld ausgezahlt werden? Fehlanzeige. Dafür gibt es hier richtige Bäume oder zumindest die großen Malleebüsche. Von „Kein Baum“ keine Spur mehr.
Vorsicht vor streunenden Tieren
In Eucla fahren wir vier Kilometer Richtung Küste zur Ruine der Old Telegraph Station. Sie liegt halb verschüttet im Sand. Die Dünen holen sie sich.
Old Telegraph Station bei Eucla
Und nun das zweite tote Känguru links am Straßenrand. Ein Rabe hat es schon entdeckt. Viele Kängurugerippe und ältere Kadaver folgen noch.
Ein Stück hinter Eucla wird es spürbar wärmer. Weit voraus flimmert die Luft über der Straße. Bei schnurgerader Straße sieht man die Roadtrains schon zehn Kilometer voraus. Die Oberfläche des Highway glänzt, als würde er unter Wasser stehen und der Roadtrain sieht aus wie ein Schiff, das auf uns zu fährt. Fata Morgana.
Heute ist der heißeste Tag der letzten Wochen. Die Sonne steht senkrecht über dem Auto und heizt es auf.
Fast auf dem Madura Pass steht das Roadhouse mit Tankstelle, Caravanpark und Motel. Diesel kostet 1,93 Dollar je Liter. Der Platz ist steinig, uneben, ungepflegt und kostet 25 Dollar. Die Einrichtungen in den Waschräumen sind alt und abgenutzt. Eine ehemalige Campkitchen ist verfallen. Das Schlimmste ist aber, dass es hier kein Internetsignal gibt. „No Service“, meldet unser Telstra-Modem. Wir sind von der Welt abgeschnitten. Dazu belästigen uns noch große, grau gestreifte Fliegen. Schlägt man eine tot, nehmen zwei andere ihren Platz ein. Kleine Sandflies beißen auch noch, so dass wir uns mit einem Gegenmittel einschmieren müssen. Zu den rekordverdächtigen 37 Grad weht wenigstens ein heißer Wind. Selbst den Raben in den Bäumen ringsum ist es zu heiß. Sie sitzen da mit offenen Schnäbeln und geben immer wieder ihre herzzerreißenden Klagelaute von sich.
Als um halb sieben die Sonne untergeht. haben wir immer noch 32 Grad. Erst danach kühlt es sich etwas ab.
Eyre Highway
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