Fahrstrecke: 137 km
Wetter: 4/25 °C, leicht bewölkt bis bedeckt, schwachwindig
Grenfell ist eigentlich ein verschlafenes Nest, zumindest noch zu dieser Zeit. Nur wenige der 2.200 Einwohner sind zu sehen. Bis auf ein australisches Ehepaar mit Hund und Wohnwagengespann, sind wir die einzigen Touristen, die durch die Straßen laufen. Um 10 Uhr beginnt das Leben hier erst zu erwachen. Einige Geschäfte öffnen gerade, aber niemand scheint darauf zu warten. Nur wenige Einheimische sind unterwegs. Eine Frau, die gerade wegfahren wollte, als wir ankamen, winkte uns gleich rückwärts in die Parklücke ein. Von den meisten der wenigen Passanten schallt uns ein fröhliches „Good morning“ oder „Hey going“ entgegen. Hier scheint es nur glückliche und freundliche Menschen zu geben. Mit „Good morning“ kommen wir ja noch klar, aber wir wissen immer noch nicht, was man auf „Hey going“ antwortet, um nicht unhöflich zu wirken.
Die Stadt wirkt sehr sauber und gepflegt, trotzdem viele Gebäude noch aus den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts stammen. Mindestens sechs Kirchen gibt es für die 2.200 Seelen Grenfells.
Wir fahren zum Weddin-Mountains-Nationalpark, um ein bisschen durch die Natur zu wandern, sonst sind wir zu viel in Städten unterwegs, was eigentlich nicht in unserem Sinne ist. Freie Natur ist uns lieber, auch wenn es ganz interessant ist, mal etwas in der Geschichte zu wühlen. Über eine schmale Asphaltstraße, die vom Mid Western Highway abzweigt, fahren wir in den kleinen Nationalpark hinein. Das letzte Stück ist dann unbefestigt und wir ziehen eine Staubwolke hinter uns her. An einem Campground ist erst mal Mittagspause. Ein herrlicher Platz. Es ist warm, die Sonne scheint und wir können Tisch und Stühle rausstellen. Als wir gerade mit dem Essen fertig sind, kommt ein etwa eineinhalb Meter langer Goulds Waran in ein paar Metern Entfernung an uns vorbei gewatschelt und versucht auf den nächsten Baum zu klettern.
Gouldswaran
Wir wandern nun zur Ben Halls Höhle. Hin und zurück sind das nur eineinhalb Kilometer. Ein schmaler Pfad führt durch den Busch erst ein Stück eben, dann über Stufen und Felsen bergauf. Nach 15 Minuten stehen wir vor der Höhle. Wegen der Gefahr von „Falling Rocks“ steht zum Schutz ein stabiler Metallzaun davor. Die Infotafel hängt lose über dem Zaun. Der Fuß ist abgebrochen. Vandalismus oder ein „Falling Rock“?
Ben Halls Höhle
Hier hat sich also der Buschräuber Ben Hall mit seiner Gang eine Zeitlang versteckt und neue Überfälle geplant. Zumindest hatten sie von hier aus einen weiten Blick über die schöne Landschaft. Eigentlich war Ben, dessen Vater als Sträfling nach Australien kam, ein ganz intelligenter Bursche. Er hatte Lesen und Schreiben gelernt und war auch mathematisch recht beschlagen. Nur durch sehr unglückliche Umstände geriet er auf die schiefe Bahn und wurde mit 25 Jahren Anführer einer Räuberbande. Im Alter von 28 Jahren wurde er von der Polizei erschossen.
Über die Bimbi Road, eine schmale Nebenstraße, fahren wir weiter Richtung West Wyalong. Jetzt sind wir im flachen Land angelangt. Es gibt kaum noch zusammenhängenden Wald, aber immer noch große, oft vereinzelt stehende Bäume oder Baumgruppen. Erstmals sehen wir neben den Schaf- und Rinderweiden auch große Weizenfelder Grundlage für die vielen Weißbrotsorten, der der Aussie ständig in sich hineinschiebt.
Kurz hinter dem Ortseingang in das kleine Dorf Quandialla, das etwa 300 Einwohner hat, steht ein Schild das zum „Octoberfest“ am kommenden Samstag einlädt. Bayern ist also schon im letzten Outbacknest Australiens angekommen.
Oktoberfest in Quandialla
Auf dem West Wyalong Caravanpark können wir uns für 25 Dollar wieder an die Steckdose hängen.
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