Fahrstrecke: 276 km
Wetter: 14/18 °C, stark bewölkt, mäßiger Wind
Trotz klarer Nacht und Mondschein ist es heute früh doch wieder bedeckt, alles grau in grau und windig. Draußen sind jetzt 18 Grad, aber durch den Wind fühlt es sich kühler an.
Auf dem Southern Ports HWY, durch Weideland und Weinfelder, ist kaum Verkehr. Am Cape Jaffa suchen wir vergeblich nach dem Leuchtturm, obwohl unser Reiseführer erst ein Jahr alt ist. Sogar auf der allerneusten Karte aus der Information in Robe ist am Cape Jaffa ein Leuchtturmsymbol eingetragen. Der Strand von Cape Jaffa liegt voll von Bergen vertrockneter Algen und lädt auch bei schönstem Wetter nicht zum Baden ein.
Algenberge am Strand von Cape Jaffa
Fünf Kilometer vor Kingston SE fotografieren wir eines der Schilder, mit der man Autofahrer zu regelmäßigen Pausen anhalten will. Ähnlich wie „Rauchen kann tödlich sein“, heißt es hier „Drowsy drivers die“ Schläfrige Fahrer sterben. Es gibt noch viele Schilder mit ähnlich makabren Sprüchen. Und sie sind berechtigt. Die großen Entfernungen laden förmlich zum Sekundenschlaf ein. Kein Wunder, dass an völlig übersichtlichen Stellen manchmal blumengeschmückte Kreuze stehen. Natürlich kann da auch Alkohol mit im Spiel gewesen sein. „Australien ist eine Wüste umzingelt von Betrunkenen“, hat mal jemand behauptet.
In Kingston SE sehen wir plötzlich den Wegweiser „Jaffa Lighthouse“. Ein Blick in ein Prospekt bringt Gewissheit. Man hat den Leuchtturm einfach von Cape Jaffa nach Kingston SE umgesetzt. Die eigentliche Attraktion von Kingston SE ist aber der überdimensionale Hummer an der Straße. The Big Lobster. Der soll allen Durchreisenden verkünden, dass man sich hier ganz dem Hummerfang verschrieben hat.
Der Lobster - Das Wahrzeichen von Kinston SE
Wir folgen dem Schild „Granites“ zur Küste. Unmittelbar vor dem Strand liegen ein paar große Granitfelsen im Wasser, die zu der Frage anregen: Wie kommen die dahin? Außer uns interessiert sich heute keine Mensch für dieses Küstenphänomen.
Granites
In Salt Creek können wir einen alten hölzernen Ölbohrturm bewundern. Im August 1859 wurde hier die erste kommerzielle Ölquelle in Betrieb genommen. Mal wieder ein Rekord, deren es viele in Australien gibt. Die Australier brauchen das. Rekorde steigern ihr Selbstbewusstsein noch mehr.
Öl-Bohrturm von 1859 in Salt Creek
Am Pelikan Viewing Point, sind wie schon 2009 keine Pelikane zu sehen. Aber etwa 40 Kilometer vor Meningie kreuzt ein Schwarm, etwa 20 dürften es sein, die Straße und fliegt auf die lange Halbinsel Coorong zu, dem größten Pelikan-Brutgebiet. Jetzt wissen wir auch warum am Viewing keine waren. Sie haben heute erst Anreisetag.
Ungefähr 17 Kilometer vor Meningie tauchen vor uns endlich mal hellere Wolken und ein Stück blauer Himmel dazwischen auf. Nachdem wir uns auf dem Caravanpark am Lake Albert einen schönen Rasenplatz gesichert haben, fahren wir in den Coorong Nationalpark hinein zum Long Point. Dort sitzen jede Menge Pelikane und Möwen am Ufer, als würden sie auf etwas warten. Die Lösung kommt in Gestalt eines Pickups mit Bootsanhänger. Die Pelikane und Möwen werden munter und rücken ein paar Schritte an das inzwischen herabgelassene Boot heran. Dann holt der Mann einen Kübel vom Boot und schüttet ihn unmittelbar vor den Pelikanen aus. Fischabfälle. Was jetzt hier abgeht ist schlimmer als jede Schlacht am kalten Buffet. Alle Vögel, die Großen und die Kleinen, stürzen sich mit Geschrei und Geflatter auf den Haufen Fischreste. Jeder will soviel wie möglich abkriegen. Die Möwen schreien am meisten. Haben sie doch die viel schlechteren Karten. Die Pelikane würden sie mit ihren Füßen und Flügeln nieder ringen, wenn sie sich zu weit in das Getümmel wagen. Also können sie nur aus der Luft nach kleinen Resten suchen, die auf der Wasseroberfläche schwimmen. Die fettesten Brocken blieben immer den großen Tieren vorbehalten. Warum soll es bei Seevögeln anders zugehen?
Der Caravanpark von Meningie liegt direkt am Lake Albert
Pelikane am Long Point
Kampf um die besten Brocken
Auch das Skelett eines Fisches ist Nahrung.
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