Fahrstrecke: 56 km
Wetter: 15/30 °C, wolkenlos, mäßiger Wind
Ehe wir nach Wilmington fahren, machen wir noch einen Ortsrundgang durch Melrose mit seinen historischen Gebäuden.
Alte Schmiede und Shop
Mt Remarkable Hotel
Antikes, Schmuck, Geschenke
Das kleine Dorf Wilmington mit ganzen 265 Einwohnern präsentiert sich jetzt kurz vor halb elf am Vormittag als wirklich verschlafenes Nest. „Sleepy town“, hatte ich gestern Abend auf einer australischen Webseite gelesen. Wilmington besteht eigentlich nur aus einer langen Straße mit ein paar kurzen Querstraßen. Es gibt eine Tankstelle mit Shop, einen General Store, die Post, eine Kirche und ein Hotel mit Pub.
Wir halten an der Post, denn außer der Post Box Nr. haben wir keine Adresse. Zwei Frauen, die gerade vor der Post ein Schwätzchen halten, fragen wir nach Anita und Günther. Natürlich ist man wie überall in Australien sehr hilfsbereit und weiß auch wo die Beiden wohnen, gleich um die Ecke. Sicherheitshalber skizziert uns die eine Frau auf, wo das Haus steht. Zwei Minuten später stehen wir davor, drücken auf die Klingel, klopfen an die Tür und bewegen eine kleine Glocke an der Tür. Nichts rührt sich. Vor dem Haus steht ein rotes Auto, im Carport stehen noch zwei. Dann gehe ich vorsichtig um das Haus und rufe nach hinten in den Garten: “Hallo, jemand zu Hause?” - Keine Reaktion.
Da wir sowieso noch durch die naheliegende Alligator Gorge wandern wollen, fahren wir erstmal dorthin. Am Anfang steigen wir über 200 Stufen hinunter. Diese Schlucht gehört mit zu den Schönsten, die wir in Australien kennengelernt haben. Nachdem uns ein Ehepaar überholt hat, sind wir auch hier wieder völlig allein. Auch hier gibt es kaum einen ausgetretenen Pfad. Man geht einfach durch das ausgetrocknete Flussbett und jeder sucht sich den besten Halt für seine Füße. Riesige alte Bäume stehen mitten im Flussbett. Einer davon scheint am oberen Stammbereich mit der Felswand verwachsen zu sein. Auch ein Vogelparadies ist die Schlucht. Pfeif-, Gurgel- und Zwitschergeräusche wechseln sich ab. Ein wahrer Ohrenschmaus hier zuzuhören. Ein paar hundert Meter hinter der engen Schlucht führt ein schmaler steiniger Pfad wieder nach oben, denn was wir mit den Stufen runter sind, müssen wir auch wieder hoch.
Durch die Alligator Gorge
Spiderman in der Alligator Gorge
Danach fahren wir noch mal nach Wilmington. Diesmal höre ich hinter der Tür einen Mann telefonieren. Nachdem ich die kleine Glocke bewegt habe, höre ich wie er zu dem Teilnehmer am anderen Ende der Leitung sagt: „Just a moment, I think the german people from Melrose are coming.“ Also hat der Buschfunk in Australien von Melrose bis Wilmington funktioniert. Unser Rufen und klingeln heute morgen haben sie tatsächlich nicht gehört wegen des Windes, weil sie hinten im Garten saßen. Gut, dass wir nicht gleich aufgegeben haben.
Sein Nachbar, der immer im Pub herumsitzt, brachte ihm gestern einen Zettel mit der Nachricht, dass sie von zwei Deutschen gesucht werden. Die Frau vom Caravanpark in Melrose hatte gestern im Pub in Wilmington angerufen. Natürlich wussten Anita und Günther uns überhaupt nicht ihrem Bekanntenkreis zuordnen und waren schon ziemlich gespannt, wer sie da besuchen will.
Trotzdem wir uns nicht kennen, werden wir herzlich ins Haus und in den Garten gebeten. Dort kläre ich erstmal auf, wie unser Besuch zustande gekommen ist und durch wen wir von den Beiden erfahren haben. Kurz und gut, wir haben uns fast vier Stunden angeregt mit Anita und Günther unterhalten. Sie haben uns aufgenommen, als würden wir uns seit 100 Jahren kennen. Bei Kaffee und Keksen erzählen wir uns unsere Lebensgeschichten, wobei die von Günther natürlich viel interessanter ist.
Diesen Kontakt anzuregen war wirklich eine gute Idee, denn wir wollten schon immer mal wissen wie Australier leben oder uns mit Ausgewanderten zu unterhalten, weil die DDR ja in den 60ern meine geplante Auswanderung verhindert hat.
Wir haben auch noch gute Tipps bekommen und wissen nun was man auf “Hey going” antworten kann. Wieder was gelernt und damit wieder ein bisschen weniger dumm.
Im nächsten Jahr wollen Anita uns Günther sowieso Deutschland besuchen und in Rodenkirchen bei Verwandten ihr Basislager aufschlagen, da werden wir uns sicher mal bei uns treffen und bis dahin in Kontakt bleiben.
Nach einem herzlichen Abschied und mit einer Dose gepresstem und eingefrorenen Orangensaft, von Orangen aus dem eigenen Garten, machen wir uns auf den Weg nach Port Augusta, wo wir kurz vor sieben, wenige Minuten vor dem Schließen der Rezeption auf den Caravanpark fahren.
Caravanpark in Port Augusta
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