Fahrstrecke: 203 km
Wetter: 4/18 °C, früh wolkenlos, schwachwindig
Letzte Nacht war es noch kälter als in der vorigen. Früh um 7 Uhr lese ich 6 Grad auf unserem Thermometer ab im Auto!!! Trotz Heizlüfter, der aber auf die niedrigste Stufe eingestellt ist, damit er nicht dauernd anspringt. Unter den warmen Decken merkt man gar nicht wie kalt es ist. Nur im Gesicht, wenn man es zu weit raus streckt. Nachdem ich den Heizer hoch drehe, haben wir aber schnell 12 Grad und halb neun beim Frühstücken sind es 17 Grad. Wir müssen in voller Rüstung bleiben. Weil aber die Sonne durch die Fenster scheint, kommt es uns schon viel wärmer vor. Und der Himmel ist auch wieder australisch und das heißt, er ist so blau, blauer geht es nicht. Hoffentlich hält das mal an, dann kann man sich über die kalten Nächte schon etwas hinwegtrösten.
Über den Mid Western HWY fahren wir nun Richtung Cowra über Blayney. Etwa 20 km hinter Blayney zwei tote Kängurus am linken Straßenrand im Abstand von einem Kilometer. Zehn Kilometer weiter liegt schon das Nächste. Auf dem hügeligen Weideland tummeln sich tausende von Schafen und Rindern.
Bei Sonnenschein, nur leichtem Wind und geringem Verkehr lässt es sich sehr angenehm fahren. Der Wald ist hier nun spärlicher als gestern. Nur noch kleine zusammenhängende Flächen sind geblieben, aber auch noch viele vereinzelt stehende Bäume. In den kleinen Orten, die wir durchqueren sieht man viele schon sehr historisch anmutende Häuser. Im letzten Dorf konnten wir im Vorbeifahren an einem kleinen Haus die Jahreszahl 1891 erkennen, was für ein Holzhaus, eher nur eine Hütte, schon ein beträchtliches Alter ist.
Jetzt tauchen erstmals auch einige in leuchtendem Gelb blühende Rapsfelder auf. Auf einer leeren Weide stolziert ein Emu ganz allein herum. Und immer wieder Schafe, Schafe, Schafe, soweit das Auge reicht und zwischendurch auch ab und an mal eine kleine Rinderherde. Die Farmgrundstücke werden, je weiter wir ins Inland vordringen, immer größer, was man unschwer daran erkennen kann, dass die Gebäude immer weiter auseinander liegen.
Kurz vor 13 Uhr sind wir in Cowra, einer Kleinstadt in der es fast überall nach Schaf riecht. Wie soll das auch anders sein, wenn über die Hauptstraße, manchmal im 15-Minutentakt, Roadtrains mit riesigen Anhängern und hunderten von Schafen in drei Etagen durch die Stadt rollen.
In Cowra gab es zur Zeit des 2. Weltkrieges ein großes Kriegsgefangenenlager, in dem Italiener und Japaner untergebracht waren. Während sich die Italiener mit Australien und besonders mit Australierinnen arrangierten, ertrugen die im Kaiserreich erzogenen und politisch manipulierten Japaner ihre Lage nicht. Sie wollten lieber kämpfend in den Tod gehen, als ihrer Freiheit beraubt zu sein. Im August 1944 kam es zu einem gewaltsamen Ausbruch der 1100 japanischen Kriegsgefangenen. Sie hatten keine Chance und wussten das auch. Trotzdem versuchten sie es. Bei dem, für die relativ kleine Stadt Cowra, unvergesslichen Blutbad kamen 213 Japaner und vier Australier ums Leben. Als Mahnung kann man der World Peace Bell einen dumpfen Ton entlocken.
World Peace Bell in Cowra
Ein kleines Stück müssen wir heute noch bis zur nächsten Steckdose fahren. Die finden wir 50 Kilometer weiter in dem kleinen Städtchen Grenfell auf einem schönen Caravanpark mit sehr ordentlichen sanitären Anlagen. Da können sich die großen teuren Plätze in den Touristenzentren mal eine Scheibe von abschneiden. Dort rennt zwar oft viel Personal herum, aber die Ausstattung hinkt hinterher. Hier sind die Duschen erstens sehr geräumig und zweitens alle mit wirklich funktionierenden Einhebelmischern ausgestattet, auch die Waschbecken. Der letzte Caravanpark in Bathurst hatte an den Waschbecken wieder nur zwei einzelne Wasserhähne. Aus dem einen kommt zu heißes und aus dem anderen zu kaltes Wasser. Einen Stöpsel gibt es nicht. Hier kann man sich entweder verbrühen oder abschrecken.
Historisches Hotel in Grenfell
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