Noch strahlender blau kann kaum ein Morgen sein, der uns heute erwartet. Nicht das kleinste Wölkchen zeigt sich am Himmel.
Auf der Gulf Developmental Road bzw. dem Savannah Way, der von Cairns bis nach Broome in Westaustralien führt, fahren wir Richtung Normanton. Fruchtbares Land gibt es keins mehr. Immer karger sieht der Wald aus, den man eigentlich nur noch Busch nennen kann. Statt Unterholz gibt es nur noch trockenes Gras unter dem sehr lichten Baumbestand. Wir sind nun endgültig wieder im Outback angekommen. Der Savannah Way ist stellenweise sehr schmal, ohne Mittellinie. Wenn ein Auto entgegen kommt, muss jeder mit zwei Rädern auf den unbefestigten Seitenstreifen ausweichen. Bei einem Roadtrain tut man gut daran, vollkommen auszuweichen und am besten auf dem Randstreifen stehen zu bleiben, bis er vorbeigedonnert ist.
Ab Croyden verläuft parallel zur Straße die einsame Bahnstrecke der Gulflander Railway bis Normanton. Einen Zug sehen wir aber nicht. Zwischenstationen bestehen nur aus einer Betonplatte mit einem Holzschild, bestenfalls gibt es noch einen Wellblechunterstand. Um die Mittagszeit steht die Sonne wieder senkrecht über uns. Es ist mörderisch heiß, wenn man das Auto verlässt. Bei einem leichten Windstoß fühlt man sich wie neben einem Heißluftgebläse stehend.
Savannah Way zwischen Croyden und Normanton
Gleise der Gulflander Railway zwischen Croyden und Normanton
Nach etwa 450 Kilometern, auf denen wir meist mit 110 km/h fahren konnten, erreichen wir um 14 Uhr Normanton, das Verwaltungszentrum der Gulf Region. Hier wollen wir eigentlich noch ein paar Lebensmittel einkaufen und auf einem der beiden Caravanparks übernachten. Die breite Straße ist fast menschenleer, nur ein paar Aborigines sehen wir entlang schlendern. So wie es aussieht, bringt es nichts, hier zu bleiben. Bei dieser Hitze sind wir besser im Auto aufgehoben als auf einem baumlosen Caravanpark in der sengenden Sonne.
Auf dem Matilda Highway fahren wir nu7n nach Süden Richtung Cloncurry. Dieser Highway ist sehr wellig und hat größtenteils auch nur eine schmale Fahrspur ohne Mittellinie zwischen den unbefestigten Randstreifen. Trotzdem kann man fast immer 100 km/h fahren. Auf den 192 Kilometern bis zum Burke & Wills Roadhouse kommen uns vielleicht zehn Fahrzeuge entgegen, darunter drei Roadtrains, denen wir voll ausweichen. Niemand überholt uns. Auf diesem Streckenabschnitt gibt es nichts, außer trockener Landschaft.mit unzählige Termitenhügeln.
Outback zwischen Normanton und Cloncurry
Um 16 Uhr 30 erreichen wir heute, nach etwa 650 gefahrenen Kilometern, das Burke & Wills Roadhouse. In der Küche arbeiten ein paar deutsche Mädels und servieren uns ein halbwegs ordentliches Dinner. Dazu gehört bei der Hitze natürlich ein „Gold“ aus der XXXX-Brauerei.
Stellplatz am Burke & Wills Roadhouse
Bierwerbung
Welcome to Burke & Wills
Pub Burke and Wills
Dienstag, 10. November 2009
Fahrstrecke: 499 km
Die letzte Nacht war eine der heißesten die wir hatten. Als wir uns um 22 Uhr schlafen gelegt hatten, waren es immer noch 33 Grad. An einen erholsamen Schlaf war da natürlich nicht zu denken. Und um fünf Uhr machten sich schon die ersten Trucker bereit zum Frühstück, das gibt es hier ab 5 Uhr 30. Gleichzeitig lassen sie die Motoren an, damit die Klimaanlage läuft. Bei wieder wolkenlosem Himmel rollen wir kurz nach acht Uhr auf dem Matilda Highway, den man auch den Outback Highway nennt, nach Süden Richtung Cloncurry. Hier hat der Highway wieder normale Fahrspuren mit Mittellinie. Der Verkehr hält sich in engen Grenzen.
Heute sitzen viele Schwärme kleiner grüner Vögel am Straßenrand und fliegen jedes Mal auf, wenn wir näher kommen. Natürlich noch in die falsche Richtung. Genau vor unser Auto. Wir können es nicht vermeiden, dass einige heute ihr Leben lassen müssen. Die Ursache für die Anwesenheit der Vögel bekommen wir dann auch bald mit. Immer wieder klatscht etwas an die Frontpartie unseres Autos. Diesmal sind es aber keine Vögel sondern Heuschrecken, die sich in großer Zahl auf der Straße niedergelassen haben und die wir nun aufscheuchen. Offensichtlich interessieren sich die Vögel für diese Tiere und riskieren dabei ihr eigenes Leben.
Heuschrecken vor dem Kühlergrill
Bis nach Mount Isa sind es 121 Kilometer und die letzte Etappe für heute bis Camooweal hat 189 Kilometer auf dem Barkly Highway. Hier ist noch weniger Verkehr als auf dem Outback Highway. Etwa 40 Kilometer vor Camooweal sehen wir am Horizont plötzlich eine dunkelblaue Wolkenwand auftauchen. Erst denken wir an Regenwolken, aber bald erkennen wir, dass es sich um den aufsteigenden Rauch von mehreren Buschfeuern handelt.
Buschfeuer am Horizont verdunkeln den Himmel
Am Shell-Roadhouse in Camooweal kostet die „powered site“ 22 Dollar, vier Dollar mehr als gestern bei „Burke & Wills“, obwohl es hier keinesfalls besser ist. Aber Plätze im Outback bieten alle keinen Luxus. Die Einrichtungen sehen alle abgenutzt und wenig gepflegt aus.
Sunset in Camooweal
Roadtrains in Camooweal unter verqualmtem Himmel
Bis kurz nach dem Sonnenuntergang zieht etwas östlich von uns immer noch die dicke Rauchwolke am Himmel entlang. Um 20 Uhr zeigt uns das Thermometer immer noch 32 Grad an. Zum Abschluss des Tages würden wir in der Gaststätte des Roadhouses gerne noch ein kühles Bier trinken. Daraus wird leider nichts. Das Roadhouse hat keine „Alkohol-License“.
Mittwoch, 11. November 2009
Fahrstrecke: 475 km
Zehn Minuten nach der Abfahrt in Camooweal erreichen wir die Grenze von Queensland und fahren wieder ins Northern Territory hinein. Ein großes Schild heißt uns willkommen. Jetzt müssen wir die Uhren eine halbe Stunde zurückstellen. Vor uns liegt eine unendlich weite Graslandschaft. Ab und zu gibt es auch ein wenig Busch, in dem die Rinder etwas Schatten suchen. Grasland überwiegt aber. Die Rauchwolke am Horizont löst sich im Laufe des Vormittags auf.Dafür bewölkt sich der Himmel bis zum späten Vormittag etwas. Keine Spur aber von etwaigen Regenwolken. Es bleibt trocken und die Sonne brennt unbarmherzig auf uns nieder, sobald wir das Auto mal verlassen.
Grenze zwischen Queensland und Northern Territory
Über Barkly Homestead, eine Farm mit Roadhouse, erreichen wir um die Mittagszeit am Roadhouse Three Ways den Stuart Highway. Hier schließt sich nun unsere Rundfahrt, denn vor ungefähr zwei Monaten haben wir hier auf dem Weg nach Süden übernachtet. Diesmal wollen wir aber nicht hier bleiben, denn der Platz ist uns zu trocken, baumlos und vor allem fehlt ein Pool. Deshalb fahren wir 20 Kilometer nach Süden, nach Tennent Creek.
Die Stadt ist bevölkert von Aborigines. Von den meisten hat man den Eindruck, dass sie nichts zu tun haben. Die Älteren schauen ziemlich mürrisch drein. Augenkontakt kommt kaum zustande. Bei den Jüngeren ist das anders. Sie reagieren auf Augenkontakt schon eher mal mit einem „Hello“ und einem Lächeln.