Über dem Stuart Highway, auf dem wir nun gen Süden unterwegs sind, flimmert die Hitze. Nur nicht das Fenster aufmachen! Die Klimaanlage sorgt dafür, dass die Temperatur im Inneren des Campervans einigermaßen erträglich bleibt. Links und rechts der Straße kilometerweit das gleiche Bild Buschland mit lockerem Baumbestand, überwiegend ohne Unterholz. Manchmal sind Erdboden und Baumstämme verkohlt vom letzten Buschfeuer. Es ist trocken, als hätte es seit Jahren nicht mehr geregnet. Auf den rotbraunen, staubigen Randstreifen der Straße sind nur noch Reste von vertrocknetem Gras übrig.
Nach einer knappen Stunde erreichen wir Larrimah. Entweder hat hier mal ein Tornado gewütet, oder natürlicher, jahrzehntelanger Verfall hat das Roadhouse und die Tankstelle auf dem Gewissen. Von den Gebäuden stehen nur noch die eingefallenen Gerippe. An der eingeknickten Überdachung sind noch die Schriftzüge „GREEN PARK“ und „UNLEADED“ zu erkennen.
Ehemalige Tankstelle Green Park Larrimah
Dabei ist Larrimah ein historischer Ort, der seine Blütezeit allerdings nur während des Zweiten Weltkrieges hatte, als hier in der Nähe der Flugplatz „Gorrie Airfield“ entstanden war. Daran sind wir ein paar Minuten zuvor erst vorbei gefahren. Heute besteht Larrimah eigentlich nur noch aus dem alten Hotel mit Outback-Pub und Caravanpark. Ein großer pinkfarbener Panther sitzt an einem schattigen Platz in einem Sessel unter den Bäumen neben einer großen Bierflasche und macht Werbung für das „Larrimah Wayside Inn“.
Larrimah Hotel
Rosa Panther mit Stubby
Inzwischen ist es zwölf Uhr und wir verspüren ein leichtes Hungergefühl. Zeitlich passt es gut, dass wir bald in Daly Waters sind. Dort wollten wir sowieso hin, um den legendären Pub kennenzulernen, von dem wir schon öfter gelesen und auch einen Fernsehbericht gesehen haben. Vom Highway aus sind es vielleicht noch sieben Kilometer bis zum Pub, der in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts eröffnete. Er ist nicht nur alt, er sieht auch so aus. Nicht nur außen, auch innen. Alle Wände rings um und hinter dem Bartresen sind mit unzähligen Souvenirs bepflastert. Auffallend sind dabei die Unmengen von BHs, Slips, T-Shirts und anderen Wäschestücken jedweder Farbe und Größe. Geldscheine aus aller Herren Länder sind mit Reißzwecken an den Balken befestigt. Autoplaketten, Modellautos, Visitenkarten, signierte Passfotos, abgelaufene Reisepässe, alte Auto-Nummernschilder, reihenweise Stubbycooler (Bierdosenkühler), Hüte, Kappen und, und, und.
Nun müssen wir aber endlich etwas essen und trinken. Dazu lassen wir uns gleich am Tresen nieder und bestellen uns einen Barraburger mit Chips (Barramundi-Burger mit Fritten) und zwei Cola für zusammen 19 Dollar.
Daly Waters Pub
Hubschrauber auf dem Dach
Outback Tankstelle in Daly Waters
Bartresen mit BHs
Bartresen mit Souvenirs
Damentoilette
Originelle Deko
Natürlich dürfen wir Daly Waters nicht verlassen, ohne den „Stuart Tree“ (Stuarts Baum) aufzusuchen, der etwas abseits der Zufahrtstraße liegt. Wir folgen dem Wegweiser. Der „Stuart Tree“ ist nur noch ein kahler vertrockneter Stamm ohne Äste und Zweige. Hier soll John McDouall Stuart, als er 1862 Australien durchquerte, persönlich ein „S“ in die Rinde geschnitzt haben. In dem rindenlosen Stumpf ist davon natürlich nichts zu sehen.
Stuart Tree
Nach einem kurzen Tankstopp am Roadhouse Dunmarra erreichen wir eine Stunde später wieder einen historischen Punkt am Highway, das Todd Memorial. Dieses Denkmal erinnert an „The Overlander Telegraph Line“. Sir Charles Todd war ein renommierter britischer Wissenschaftler und Elektroingenieur. Unter seiner Leitung wurde auf der Nord-Süd-Route, die Stuart markiert hatte, die 3200 Kilometer lange Telegraphenverbindung zwischen Adelaide und Darwin errichtet.
Todd Memorial
Langweilig ist die heutige Strecke durchaus nicht. Wechselnde Landschaften bestimmen immer wieder das Bild. Die Bäume werden niedriger und die savannenartige Landschaft offener je weiter wir nach Süden kommen. In der Nähe von Farmen herrscht Grasland.
Also fahren wir weiter bis Three Ways, kurz vor Tennant Creek, und buchen dort eine Nacht auf dem Caravanpark. Three Ways liegt unmittelbar am Abzweig des Barkly Highway, der hier Richtung Osten führt. Wenn alles gut geht, werden wir gegen Ende unserer Rundreise, Anfang November, wieder hier ankommen.
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