Heute scheint nicht so ganz unser Tag zu werden. Als wir aufwachen, stellen wir fest, dass es regnet. Nicht besonders stark, mehr so ein Nieselregen, aber trotzdem reicht es, um uns die Laune zu verderben.
Weil meistens ein Unglück selten allein kommt, müssen wir uns noch mit einem weiteren Problem befassen. Der rechte Hinterradreifen hat ziemlich viel Luft verloren. Also beschließen wir, das Rad lieber jetzt gleich zu wechseln und dann einen Reifendienst aufzusuchen.
Kurz nach zehn Uhr fahren wir im Dorf auf einen Parkplatz und gehen zuerst die einzige Straße auf und ab. Inzwischen ist der Nieselregen in Dauerregen übergegangen. In der Hauptstraße reiht sich Geschäft an Geschäft. Bäcker, Metzger, Souvenirs, Kunst, Kunstgewerbe und noch viel mehr. Hahndorf ist touristisch voll vermarktet und erinnert an den Rummel in ähnlichen Ausflugsorten in Deutschland. Entsprechend dicht ist auch der Verkehr auf der schmalen Straße. In den Geschäften ist alles zu haben, was wir auf keinen Fall brauchen. Das meiste davon ist kitschiges Zeug, das hier aber als typisch deutsch angepriesen wird. Dazu wird dann zünftige bayrische Musik gespielt, so als würde Deutschland nur aus Bayern bestehen.
Wegen des Regens machen wir ganz schnell die Runde und sehen nur in wenige Geschäfte hinein. Viel wichtiger ist es uns, das Auto wieder fahrtüchtig zu machen. Inzwischen ist der Reifen schon fast platt. Also wechsele ich bei etwas nachlassenden Regen das rechte Hinterrad, was recht problemlos geht. Dann machen wir uns auf die Suche nach einem Reifendienst. In Mt. Barker, dem nächsten Ort werden wir fündig. Für 25 Dollar gekostet wird der Schaden schnell behoben.
Nach knapp zwei Stunden Fahrt durch die Dörfer Macclesfield, Meadows, Wilunga Hillsind, Myponga und Yankalilla, treffen wir gegen 15 Uhr 45 in Cape Jervis am Fährterminal nach Kangaroo Island ein.
Pünktlich um 16 Uhr legen wir ab. Ein bisschen schwankt die Fähre, denn die Wellen sind in der Mitte zwischen Insel und Festland etwa einen Meter hoch, aber das ist völlig harmlos. Eine dreiviertel Stunde später landen wir in Penneshaw auf Kangaroo Island. In schnellem Tempo fahren wir nun die 60 Kilometer auf einer schmalen Straße über die Insel. In Kingscote fahren wir zum Caravanpark. Die „powered site“ kostet hier 37 Dollar. Das ist natürlich recht teuer, aber Kangaroo Island ist eine beliebte Ferieninsel mit einer tollen Natur und schönen Stränden.
Samstag, 3. Oktober 2009
Fahrstrecke: 157 km
Der heutige Tag fängt gar nicht so schlecht an. In der Nacht hat es nicht mehr geregnet und die Sonne blinzelt manchmal schon durch die Wolken. Gegen 10 Uhr verlassen wir den Caravanpark und fahren nach Kingscote hinein. Es ist Ebbe.
Pelikan am Ufer in Kingscote
Wir verlassen Kingscote und fahren über Gravelroads immer in der Nähe der Nordküste entlang.
Unser weiterer Weg führt uns durch schönes, grünes und hügeliges Land. Urwüchsige hohe Bäume säumen die Alleen. Weit verstreut und oft recht einsam liegende Farmen bestimmen das Bild in diesem Teil der Insel. Überwiegend werden hier Schafe gehalten. Meist sind es die europäischen Rassen, aber wir entdecken auch eine Herde Alpacas, die peruanischen Schafe, die wie Lamas aussehen.
Alpacca
An einer Nebenstraße zum Northern Highway, der längs über die Insel führt, halten wir vor einem etwas abseits liegenden, interessanten Gebäudekomplex mit einer palisadenartigen, beigefarbenen Umfassung. Hier hat sich jemand in ziemlich verspielter Art so etwas wie ein Märchenschloss geschaffen. Verschiedene Gebäude mit Türmchen und Spitzen gruppieren sich um ein hinter Palmgewächsen verstecktes Haus mit rotem Dach.
"Märchenschloss" auf Kangaroo Island
Weidelandschaft auf Kangaroo Island
Bei Stokes Bay gibt es am Strand einen Campingplatz mit Kiosk. Zwischen den Felsen oberhalb des Ufers und durch kleine Höhlen hindurch gelangen wir zu einer idyllisch gelegenen Bucht.
Stokes Bay
Weiter geht es, mit schönen Aussichten auf Meer und Buchten, durch Wiesen mit Mittagsblumen immer Richtung Westen. Gegen 16 Uhr fängt es an zu nieseln. Wenig später regnet es. Rings um die Insel ist der Himmel blau. Darüber hängt aber eine riesige graue Wolke. Nun staubt der Weg zwar nicht mehr, dafür spritzt aber roter Schlamm hoch. Am westlichen Ende der Insel, etwa neun Kilometer vor dem Leuchtturm, ist auf der Karte ein Campingplatz eingezeichnet. Dort wollen wir hin. Es gibt zwar keinen Strom dort, aber für eine Nacht ist das ja kein Problem. Auf der Straße gibt es jetzt kaum noch Verkehr. Nun endet auch die Asphaltstraße und wird für die letzten 30 Kilometer wieder zur Gravelroad. Teilweise entpuppt sie sich als Piste mit ziemlich tiefen Löchern.
Schnabeligel
Unmittelbar an der Straße liegt der alte Friedhof von Harvey’s Return. Hier ruhen 16 Personen, die früher am Leuchtturm von Cape Borda gelebt haben.
Friedhof bei Harvey's Return
Am Leuchtturm ist um diese Zeit heute kein Mensch mehr zu sehen. Ringsum liegen nur ein paar Ferienhäuser. Der Kiosk hat ab 17 Uhr 30 geschlossen. Alles ist tot. Es bleibt uns nichts weiter übrig, als zurück zu fahren.
Buchten vor dem Cape Borda
Bei Harveys Return fahren wir auf den Campground. Auch dort ist alles menschenleer. Völlig einsam liegt der Platz in einer ziemlich wilden, urwaldähnlichen Gegend. Unter großen, sehr alt aussehenden und teilweise vertrockneten Eukalyptusbäumen sind einige Stellplätze mit trockenen Ästen abgeteilt und sogar nummeriert. Ein Plumpsklo und ein großer Regenwasserbehälter mit Wasserhahn sind die einzige Ausstattung. - Und dann der Schock. Wir haben schon wieder einen platten Reifen.
Einsamer Campground bei Harvey's Return
Sonntag, 4. Oktober 2009
Fahrstrecke: 99 km
Die Nacht war so still, stiller geht’s nimmer. Außer einem gelegentlichen Knarren der großen, trockenen und verkrüppelten Bäume war kein Laut zu hören. Erst frühmorgens so kurz nach sechs Uhr vernehmen wir einige wenige krächzende Vogellaute. Der Himmel ist bewölkt, aber die Sonne scheint hindurch. Mit 17 Grad ist es für die frühe Morgenstunde durchaus angenehm. Die Morgentoilette fällt mal wieder „buschmäßig“ aus.
Verdorrter Wald bei Harvey's Return
Gras Tree bei Harvey's Return
Zum Leuchtturm fahren wir nicht noch einmal zurück, wie wir es eigentlich vorhatten. Wir wollen die Fahrt über „Unsealed Roads“ auf ein notwendiges Minimum beschränken, um uns nicht die dritte Reifenpanne zuzuziehen. Das wäre sehr fatal ohne Reserverad, 60 Kilometer von Kingscote entfernt und dann noch an einem Sonntag.
Ohne Probleme erreichen wir den Highway und fahren nach Süden zum Flinders Chase Nationalpark. Dort müssen wir im Visitor Centre die Park Fee von 8,50 AUD je Person zahlen und die Quittung innen an die Scheibe heften.
Erster Stopp an der Südwestküste ist dann bei den Remarkable Rocks, einer interessanten Felsformation, die von der ewigen Brandung gestaltet wird. Hier sind wir auch nicht mehr allein. Unentwegt klicken hier die Fotoapparate. Schließlich bekommt man nicht jeden Tag solche einzigartigen Motive zu sehen. Am meisten wird sicher die berühmte „Nase“ fotografiert.
Remarkable Rocks
Vom Cape du Couedic, aus haben wir eine tolle Aussicht auf die Brandung vor der felsigen Küste und sehen jede Menge Seelöwen, die im Wasser herumtollen oder sich auf den Klippen ausruhen.
Am Cape du Coedic
Stundenlang könnten wir hier im schönen Sonnenschein ausharren, die Landschaft betrachten, filmen und fotografieren. Trotz des frischen Windes, der uns richtig durchbläst. So gegen 14 Uhr sind wir am Western K.I. Caravanpark. Der vorgestrige Caravanpark in Kingscote hatte drei Sterne und kostete stolze 37 Dollar. Der heutige Platz hier hat sogar vier Sterne. Deshalb ist er zwar noch lange nicht besser, als der andere, kostet aber nur 25 Dollar.
Ab 16 Uhr ist heute Ausruhen angesagt. Das war schon eher unser Tag als gestern. Zwar ist der kaputte Reifen noch nicht repariert, aber wir hatten zumindest keine neue Reifenpanne.
Montag, 5. Oktober 2009
Fahrstrecke 264 km
An der Seal Bay buchen wir im Visitor Centre für 25 Dollar einen „Board Walk“, um die Seelöwen zu beobachten. Man kann auch einen „Strand Walk“ buchen. In Begleitung eines Rangers kann man dabei sehr nahe an die Seelöwen heran. Dieser „Strand Walk“ ist uns aber zu teuer. Außerdem findet der in einer größeren Gruppe statt. Das ist nicht unbedingt unser Fall. Auf dem hölzernen Laufsteg sind wir zwar etwas weiter vom Strand entfernt, aber wir können bleiben solange wir wollen, fotografieren und filmen, ohne dass uns jemand im Wege steht oder einen ungewollten Kommentar ins Kameramikrofon spricht. Die meisten Seelöwen liegen sowieso nur faul herum und schlafen. Sie sammeln Kraft für den nächsten Beutezug. Einige haben sich auch vom Strand zurückgezogen in die rückwärtigen Dünen und liegen so unmittelbar am Laufsteg. Näher darf man am Strand auch nicht heran. Uns entgeht also kaum etwas, außer den höheren Kosten.
Seelöwen in der Seal Bay
Abfahrt der Fährer ist 16 Uhr 30, Ankunft gegenüber in Jervis 17 Uhr 15. Von hier aus fahren wir weiter über die Halbinsel Fleuriue nach Victor Harbor. Dort tanken wir für 120 Cent pro Liter. In Goolwa fahren wir auf den Caravanpark. Die „powered site“ kostet 24 Dollar.