Eine Stunde später sind wir im 107 Kilometer entfernten Halls Creek, einer „Kleinstadt“ am Rande der Kimberley Region. Es gibt hier ein paar kleine Supermärkte und zwei Tankstellen.
Uns zieht es aber erst einmal zum Caravanpark. Der Platz auf roter staubiger Erde ist nur mit ein paar spärlichen Eukalyptusbäumchen ausgestattet. Schutz vor der prallen Sonne finden wir hier wohl auch nicht. Wir müssen trotzdem die verlangten 27 Dollar zahlen.
Auf dem Caravanpark in Halls Creek
Unser nächstes Ziel ist morgen Kalkarindji. Auf der Karte ist das nur ein kleines Pünktchen mit den Zeichen für Tankstelle und Campingplatz.
Samstag, 29. August 2009
Fahrstrecke: 567 km
Die Strecke von Halls Creek bis Kalkarindji ist 407 Kilometer lang. Wenn man davon ausgeht, dass wir mit dem Bushcamper auf unbefestigten Straßen nicht schneller als 60 km/h fahren sollen, werden wir mit ein paar kleinen Pausen mindestens acht Stunden unterwegs sein. Tatsächlich kommen wir an unserem Ziel 17 Uhr 30 an, allerdings nicht in Kalkarindji sondern schon 177 Kilometer weiter in Top Springs und das ist gut so. Aber jetzt mal alles schön der Reihe nach.
Die Straße bis Kalkarindji ist eine Gravel Road, also unbefestigt und bietet alles, was man sich darunter vorstellen kann. Als erstes spüren wir kurz hinter dem Ortsausgang von Halls Creek die Waschbrettpiste und müssen uns mit der Geschwindigkeit darauf einstellen. Langsamer als 40 km/h zu fahren hat keinen Sinn. Da nimmt man jede Welle einzeln mit und wird meschugge. Am besten scheint es wohl bei 80 km/h zu funktionieren. Bei dieser Geschwindigkeit muss man aber höllisch aufpassen, dass man nicht die Gewalt über das Fahrzeug verliert. Oberstes Gebot ist, stur in einer gedachten Geradeausspur zu bleiben. Bei zu großen Lenkausschlägen wird das Auto schnell manövrierunfähig, man schwimmt einfach auf den Wellenbergen weg. Die Strecke gehört nicht gerade zu den viel befahrenen Australiens. Ein paar Kilometer hinter Halls Creek kommt uns ein kleiner Pick Up entgegen. Die lange Staubwolke, die er hinter sich herzieht trifft uns nur kurz, da der Wind sie schnell wegträgt. Trotzdem fahren wir für ein paar Sekunden wie in dichtem Nebel. Hoffentlich kommen uns hier keine der überlangen Roadtrains entgegen. Die verursachen nicht nur riesige Staubwolken, sondern auch herrlichen Steinschlag. Sehr schnell kann da mal eine Frontscheibe ihr Leben aushauchen. Aber wir werden verschont. Bis Kalkarindji kommen uns insgesamt nur drei Autos entgegen und drei überholen uns, zwei davon aber auch nur, weil wir für eine kurze Pause einen Rastplatz ansteuern.
Die Landschaft entlang der Strecke ist aber keineswegs eintönig. Nach ein paar Kilometern breiter Wellblechpiste wird die Straße enger und kurvenreich. Es geht ständig bergauf und bergab über felsigen Untergrund. Entsprechend rappelt es im Auto. Hoffentlich geht das gut. Palm Springs nennt sich ein idyllischer Fleck mit einem kleinen Teich.
Outback-Oase Palm Springs
Über weite Strecken haben wir dann zu beiden Seiten der Straße Busch mit lockerem Baumbestand und dem hier allgegenwärtigen harten Spinifexgras. Nach Boabs, den Flaschenbäumen, halten wir heute vergeblich Ausschau.
Dann beginnt reines Farmland. Über eine Strecke von 50 Kilometern geht es durch flache, fast kahle Landschaft immer schnurgeradeaus. Nicht die kleinste Biegung hat man in die Straßenführung eingebaut. Hier gibt es kaum einen Baum, denn zugunsten des Graswachstums hat man die Bäume abgeholzt. Sie nehmen dem Gras nur die Feuchtigkeit weg, so die Argumentation der Farmer. Dafür ist hier der Straßenzustand besser. Das Gras ist ausnahmslos völlig vertrocknet. Trotzdem sehen wir ab und zu kleinere und größere Rinderherden. Wovon die sich ernähren ist uns schleierhaft. Außer den Rindern haben wir heute natürlich auch noch andere Tiere gesehen. Gleich auf dem ersten noch felsigen Straßenabschnitt hüpfen ein paar kleine Felsenkängurus über die Straße und bleiben auf dem Berghang sitzen. Neugierig beäugen sie uns, als wir anhalten und die Kamera ansetzen. Dann hüpfen sie aber schnell außer Sichtweite. Ein großes Känguru liegt leider tot am Straßenrand. Es kann höchstens seit letzter Nacht hier liegen, denn noch fliegen keine Vögel von dem Kadaver auf als wir heranfahren. Einige kleinere tote Kängurus sind nur noch zum Teil als solche erkennbar. Die großen schwarzen Krähen erheben sich nur widerwillig, wenn wir uns nähern.
Zwei große weiße Laufvögel, die wir eher der Gattung Wasservögel zuordnen und die wir keinesfalls in dieser trockenen Gegend vermutet hätten, stapfen an der linken Straßenseite durchs hohe Gras.
Rastplatz am Buntine Highway
Roter Staub ist überall
Von einem Road Train erlegtes Rind
Warnung vor Mitbringen von Alkohol in die Aboriginal Community
Gegen 15 Uhr 30 treffen wir in Kalkarindji ein. Wir sind auf Aboriginalgebiet und Kalkarindji ist eine Aboriginal Community. Schon ein paar Kilometer vor dem Ort stand ein Schild auf dem vor dem Einführen von Alkohol gewarnt wird. Wer ohne Lizenz Alkohol nach Kalkarindji bringt und erwischt wird, muss beim ersten Mal bis zu 1000 Dollar Strafe zahlen, oder für sechs Monate ins Gefängnis. Im Falle der Wiederholung verdoppeln sich die Strafen. Uns kann jedoch nichts passieren, wir haben nur massenhaft Mineralwasser gebunkert. Vor dem Service-Center mit Tankstelle, Shop und Caravanpark halten wir an. Die Tür ist verschlossen. Die Klimaanlage des Shops und die Kompressoren der Kühltruhen laufen auf Hochtouren. Auf dem Caravanpark ist kein Mensch zu sehen. Herumliegender Müll und viele leere Getränkedosen schrecken uns ab. Also beschließen wir weiter bis nach Top Springs zu fahren. Es sind zwar noch 171 Kilometer bis dorthin, aber ab Kalkarindji ist der Buntine Highway asphaltiert, wenn er auch an vielen Stellen recht schmal ist.
Auf der 171 Kilometer langen Strecke von Kalkarindji bis nach Top Springs ist der Verkehr schon dichter. Es kommen uns mindestens sechs Pkws entgegen, am Steuer ausschließlich Aborigines. Man grüßt sich.
Etwa 17 Uhr 30 sind wir dann an der Kreuzung des Buntine mit dem Buchanan Highway in Top Springs. Es ist ein einsames Roadhouse mit Tankstelle, Motel und Caravanpark, an einer einsamen Kreuzung im gottverlassenen Outback, allerdings sind die Inhaber hier Weiße.
Toilette auf Caravanpark Top Springs mit Frosch in seinem "Weißen Haus"
Road Train auf dem Caravanpark Top Springs
Die folgende Nacht wird dann nicht so angenehm für uns. Weil es immer noch so warm ist, können wir unmöglich die Türen schließen. Ohne Klimaanlage ist es bei geschlossenen Türen im Bushcamper nicht auszuhalten. Schon bei offenen Türen haben wir das Gefühl in einem Brutkasten zu liegen. Die Verdauung einer üppigen Barbecue-Mahlzeit im Roadhouse erzeugt dann zusätzlich auch noch Wärme von innen. Und irgendwann entdecken schließlich die Moskitos die offenen Türen und fallen über uns her.
Sonntag, 30. August 2009
Fahrstrecke: 455 km
Trotz aller Widrigkeiten ging auch die letzte Nacht vorbei und wir haben wieder etwas gelernt. Wir brauchen unbedingt ein wirksames Mittel gegen Moskitos und abends dürfen wir uns den Bauch nicht so voll schlagen, auch wenn es noch so gut schmeckt.
Wir betanken jeden unserer beiden Tanks mit 20 Liter Diesel zum stolzen Preis von 2,20 Dollar je Liter. Die Entfernung von der „Zivilisation“ bestimmt hier den Preis. Um neun Uhr verlassen wir Top Springs und fahren über den Buchanan Highway nach Nordwesten, um wieder auf den Victoria Highway zu gelangen. Der Buchanan Highway ist durchweg unbefestigt, aber in einem einigermaßen guten Zustand. Kurz nachdem wir abgefahren sind, überholen wir eine Straßenfräse mit der man versucht, die Oberfläche wieder etwas zu glätten.
Nach etwa 80 Kilometern durch Buschland mit vielen Termitenhügeln auf der rötlich staubigen Gravelroad, die wegen der Victoria River Downs Farm auch VRD-Road genannt wird, durchqueren wir den Victoria River auf einem betonierten Floodway. Der Pegelstandsanzeiger steht trocken. Nur in der Mitte läuft das Wasser über den Floodway und ist höchstens 10 bis 20 Zentimeter hoch, also kein Hindernis für uns. In der Regenzeit soll der Fluss aber unpassierbar sein.
Kurze Zeit später kommen wir an der Haupteinfahrt von Victoria River Downs vorbei, einer der größten Rinderfarmen Australiens.
Gut, dass heute Sonntag ist. Auf den riesigen Flächen der Farm gibt es auch die „Mustering Yards“ (Musterungshöfe), wie man an einigen Hinweisschildern sehen kann. Dort werden die Rinder auf die riesigen Roadtrains verladen, die dann über die staubige Piste donnern und alles überrollen was sich ihnen in den Weg stellt. Wäre uns einer begegnet, hätten wir sehr gerne die Straße völlig frei gemacht. Aber wie schon gesagt, heute ist Sonntag und die Trucker sitzen sicher irgendwo gemütlich bei einem kühlen Bier.
Nach weiteren 80 Kilometern geht es in der Nähe der Jasper Gorge ein Stück durch den Gregory Nationalpark hindurch. Hier sehen wir auch mal wieder einige Kängurus.
Auf der gesamten Strecke von 243 Kilometern ist uns nur ein einziges Auto entgegen gekommen, abgesehen von der Straßenfräse und einem Jeep, der aus Richtung Victoria Highway kam und in die VRD-Farm abbog.
Roadhouse Victoria River
Fastfood-Angebot im Roadhopuse Victoria River
Halb eins sind wir am Roadhouse Victoria River und landen, nach ein paar Stunden über den geteerten Victoria Highway, um 17 Uhr 30 in Katherine, auf dem uns schon bekannten schönen Caravanpark mit herrlichem Pool.