Gleich nach dem Frühstück wende ich den Campervan, damit ich mit dem Schlauch die Beifahrerseite erreiche. Der rotbraune Staub der letzten Tage muss mal herunter gewaschen werden. Danach sieht das Auto wieder halbwegs manierlich aus. In Strathalbyn finden wir einen Reifendienst. Das Rad ist bald repariert und wir zahlen 20 Dollar.
Auf einer schmalen Nebenstraße fahren wir nun weiter nach Wellington. Geradeaus geht es zur Ferry über den Murray River. Die Fähre sieht nicht besonders groß aus, aber alle passen drauf. Gezogen wird sie an einem fest stehenden Unterwasserkabel. Das beste daran ist aber, dass sie kostenlos ist.
Das alte Rathaus von Wellington ist jetzt eine Gasstätte
Kostenlose Autofähre über den Murray River
Anschließend geht es weiter auf dem Princess Highway in südlicher Richtung nach Meningie. In einigen Seen, an denen wir vorbeikommen hat das Wasser eine pinkartige Farbe. Wieder einmal haben wir ein Naturphänomen vor uns, das wir noch nicht kennen. Ein Schild liefert schließlich die Erklärung. Die Pinkfärbung kommt vom Karotin, das von den Algen „Dunalielle salina“ produziert wird.
Pink Lake am Princess Highway
Der Princess Highway verläuft nun bis Kingston SE über 100 Kilometer fast unmittelbar am Southern Ocean entlang. Nur das schmale Boddengewässer „The Coorong“ und die wenige hundert Meter breite, aber mindestens 100 Kilometer lange Younghusband Peninsula mit dem Coorong National Park liegt noch dazwischen. Dort befindet sich das größte Pelikan-Brutgebiet Australiens. Am Hinweisschild „Pelikan View“ biegen wir rechts ab. Nach wenigen Metern läuft ein Lebewesen über die Straße, das etwas dicker und knubbeliger als eine Eidechse aussieht, aber keinen Schwanz hat. Wir halten sofort an und gehen dem Tier nach. Es hat vier Beinchen, einen Eidechsenkopf und endet kurz nach den Hinterbeinen. Es ist ein Tannenzapfen-Skink. Tatsächlich hat der kleine Kerl Schuppen, die an einen Tannenzapfen erinnern.
Tannenzapfen Skink
Mittwoch, 7. Oktober 2009
Fahrstrecke: 353 km
Kurz nach neun Uhr verlassen wir den Caravanpark in Beachport und fahren den „Scenic Drive“ an der schönen Küste entlang und am Leuchtturm vorbei. Bei Port Fairy beginnt die „Shipwreck Coast“, die ihren Namen zu Recht trägt, denn etwa 200 Schiffe sind an den Riffs und Klippen dieser gefährlichen Küste zerschellt.
Hinter Warrnambool verlassen wir den Princess Highway und biegen ab auf die Great Ocean Road. Den Southern Ocean erreichen wir abends gegen halb sechs vor dem Städtchen Petersborough. Hier beginnen die spektakulären Steilküsten mit den davor stehenden weltweit bekannten Felsformationen. Dazwischen liegen immer wieder weiße Strandabschnitte. An vielen Lookouts halten wir an.
Felsformationen an der Südküste
Donnerstag, 8. Oktober 2009
Fahrstrecke: 124 km
Ein erster Blick aus dem Fenster verheißt für heute kein schönes Wetter. Der Himmel ist vollkommen bedeckt. Nur in Richtung Osten zeigt sich ein heller Streifen, aber himmlisches Blau ist nicht zu sehen. Und ausgerechnet hier beginnt der spektakuläre Abschnitt der schönsten Küstenstraße der Welt, wie es in einem Prospekt heißt.
Nach der Abfahrt vom Caravanpark kommen wir nicht sehr weit. Schon kurz hinter dem Ort wartet auf uns der erste Lookout mit großartigen Ausblicken auf den südlichen Ozean. Ein Zweiter folgt sogleich. Unmittelbar vor der Steilküste liegt „London Arch“, ein natürlicher Brückenbogen auf zwei breiten Pfeilern. Bis zum 15. Januar 1990 hieß diese Formation noch „London Bridge“ und hatte mit zwei Bögen sogar eine Landverbindung. Der innere Bogen stürzte an diesem Tag unerwartet ein. Zwei Touristen, die sich gerade auf dem äußeren Felsen befanden, mussten mit einem Helikopter gerettet werden. Danach wurde die Felsformation in „London Arch“ umbenannt.
London Arch
Die spektakulären Felsgebilde dieser Region bestehen aus einem recht weichen Kalkstein. Wind und Wasser verändern diesen Küstenabschnitt laufend. Am 11. Juni 2009, also erst vor vier Monaten, fiel der Torbogen der "Island Archway" ins Wasser und hinterließ zwei 25 Meter hohe Säulen.
Turmartige Felsformationen
Hinter Port Campbell kommt dann das Highlight der Great Ocean Road die „Twelf Apostel“, nach dem Uluru das bekannteste Wahrzeichen Australiens. Bis zu 65 Meter hoch ragen die sand- bis ockerfarbenen Kalksteinfelsen aus den oft sehr stürmischen Fluten. Eigentlich sind die Apostel ja nur noch zu Acht, denn einige sind durch die andauernde Erosion bereits umgefallen.
"Twelv Apostel"
Hier drängen sich natürlich die Touristen. Der Carpark ist voll. Einige Busse mit Japanern sind auch schon da.
Wir fahren noch bis Apollo Bay und übernachten für 28 Dollar auf den Recreation Reserve Caravanpark. Der Stellplatz kostet hier 28 $.
Freitag, 9. Oktober 2009
Fahrstrecke: 170 km
Nun sind wir wieder auf der herrlichen Great Ocean Road, die landschaftlich einmalig ist, aber auch sehr kurvig, schmal und manchmal auch ohne Mittellinie. Wie gestern schon angedacht, fahren wir zurück zum Cape Otway. Vom Abzweig an der Great Ocean Road sind es bis dorthin ungefähr noch zwölf Kilometer. Unterwegs mahnt ein Schild, nicht nur auf Kängurus, sondern auch auf Koalas und Schnabeligel zu achten. Ob hier wirklich Koalas zu sehen sind, bezweifeln wir. Aber warum eigentlich nicht? Zu beiden Seiten der Straße steht ein dichter Wald aus Eukalyptusbäumen.
Bei der Rückfahrt vom Leuchtturm bleiben wir an einer kleinen Ausbuchtung einfach mal am Waldrand stehen, um nach Koalas Ausschau zu halten. Wir sind noch nicht mal zehn Meter in den Wald hineingegangen, da sehen wir schon den ersten auf seinem „Hochsitz“ vor sich dahindösen.
Koala im Otway Nationalpark
Zum Abschluss wandern wir oberhalb des Ortes noch zu einem Lookout, von dem aus man stundenlang auf die Apollo Bay mit den schönen Stränden und die im türkisfarbenen Wasser heranrollenden Wellen hinab sehen könnte.
Apollo Bay
Kurz vor Geelong biegen wir dann ab auf einen Caravanpark, auf dem wir zum ersten Mal in Australia einen Stellplatz mit eigenem Dusch- und WC-Häuschen erhalten. Welch ein Luxus und dann noch für nur 25 Dollar.