Um 9.15 Uhr fahren wir los durch Assenovgrad Richtung Kardzali auf der 58. Außerhalb von Topolevo tanken wir, denn gestern konnten wir wegen Bargeldmangel zu wenig tanken.
Die Straße befindet sich in einem ganz annehmbaren Zustand. Es gibt nur wenige Löcher. Trotzdem müssen wir aufpassen und fahren deshalb nicht allzu schnell.
Dann fahren wir auf die Nr. 5, die uns nach Haskovo führt und dahinter auf die 8 Richtung Harmanli. Es gibt eine Nebenstraße zur Straße Nr. 55, die völlig neu ausgebaut ist. Wir fahren auf dieser Richtung Topolevgrad.
Weil die Straße in dieser Richtung offenbar noch nicht durchgängig fertig ist, landen wir auf einer weiten Umleitung mit einer katastrophalen Straße. In Mardec gelangen wir wieder auf die 55 und in Potslei Candec geht die Umleitung rechts ab auf die 78. Wir kommen durch einsame und teils verlassene Dörfer, durch die Straßen mit tiefen Löchern führen. In Topolevgrad erreichen wir wieder die Straße Nr. 76. Hier sieht man auch das andere Baustellenende der Nr. 55. Die Umleitung ist zu Ende. Weiter geht es Richtung Echevo. Dahinter, immer den Schildern „Burgas“ folgend, geht es auf der Straße Nr. 79, wieder durch etwas hügeliges Land. An der Strecke liegen verlassene Höfe und Dörfer. In Sredec vereinigt sich diese Straße mit der Nr. 53. Der Verkehr nimmt hier zu, besonders durch Lkws, die Straße ist aber gut befahrbar.
In Burgas biegen wir ab Richtung Sozopol. Wir wollen an einen der südlichen Strände. Vor uns fährt ein LKW. Unmittelbar hinter dem Abzweig, wir konzentrieren uns gerade auf die Beschilderung, geraten wir hintereinander gleich in zwei tiefe Löcher. Sie sind breiter als die gesamte Spur und ein Ausweichen ist nicht möglich. Wir fahren voll hinein und es kracht gewaltig. Scheinbar hat aber alles gehalten, denn wir rollen weiter.
Auf der Küstenstraße fahren wir weiter bis Lozenec. Nach einer Runde durch den Ort halten wir vor der Information und fragen die Frau hinterm Schreibtisch nach einer preiswerten Unterkunft. Sie fährt gleich mit uns mit zu einem etwa 300 m entfernten kleinen Hotel. Das Doppelzimmer kostet 35 Lewa ohne Frühstück.
Appartement im Hotel „Vassiana“ in Losenec
Das Hotel ist ganz neu, aber erst ein Teil des Hauses ist fertig. Durch eine Wandöffnung der Flure blickt man ins Freie. Dort soll es sicher mal weiter gehen, wenn wieder Geld verfügbar ist. Das ist Bauen in Bulgarien und bei Manchem funktioniert es.
Anni, so heißt die Chefin, zeigt uns ein schönes Zimmer mit Whirlpool und nagelneuer Einrichtung. Da kann man nur spontan zusagen. Wir wissen noch nicht, ob wir ein oder zwei Nächte bleiben und geben unsere Pässe ab. Offenbar gibt es ein Anmeldeproblem, wenn wir nur eine Nacht bleiben. Die Verständigung ist schwierig, denn Anni kann kein Englisch. Wir entschließen uns deshalb zwei Nächte zu bleiben, denn Anni soll keine Schwierigkeiten bekommen.
____________________________
Zurück in der Zelle hatte ich wieder genug Zeit zu grübeln, wie es nun weitergehen würde. Niemand zu Hause wusste, dass ich weg wollte. Meine Verhaftung würde alle wie ein Schlag treffen. Am schlimmsten war, dass ich mit Niemandem reden konnte. Der Greco verstand mich nicht. Selbst wenn er mich verstanden hätte, wäre er kaum der geeignete Gesprächspartner gewesen. Er war ja offensichtlich ins Land hereingekommen und wollte nicht raus wie wir. Wenn er nicht gerade ein ‚Spion’ war, konnte ihm kaum viel passieren. Und das wusste er wahrscheinlich auch, denn er lief die meiste Zeit auf und ab und sang vor sich hin.
Ich lag nachts oft lange wach. Und nicht nur wegen der grell leuchtenden Lampe an der Decke. Bei den Gedanken ...
____________________________
Unsere Freude über das schöne Zimmer mit dem schönen Bad wird gleich getrübt, als wir sehen, dass der Abwasseranschluss des WC-Beckens undicht ist. Bei jedem Spülvorgang läuft Wasser aus der Anschlussmanschette und dann quer über den Fußboden zum Bodenablauf. Man geht also immer über nassen Fußboden.
Ich hole Anni und zeige es ihr. Sie entschuldigt sich gleich für den Schaden, den wieder mal ein genialer Installateur verzapft hat. Oder sollte der Installatuer ihr heimwerkelnder Ehemann gewesen sein? Als Ersatz gibt sie uns sogar ein ganzes Appartement eine Etage höher.
Über den langen Balkon haben wir einen weiten Blick über den Ort bis zum Meer. Das Zimmer hat eine funktionierende Klimaanlage, einen kleinen Kühlschrank und einen Sat-Fernseher mit RTL und Sat 1. Hier kann man sich wohlfühlen.
'Meerblick' vom Balkon über Losenec
Gästehaus-Baustelle in Losenec
Danach gehen wir über nicht sehr einladend wirkende Nebenstraßen durch den Ort zum Strand hinunter. Was wir dort vorfinden enttäuscht uns aber noch mehr. Das Wetter ist zwar toll, die Wellen auch, aber der Strand selbst liegt voller Zigarettenkippen. Die Masse der Menschen am Strand sind Einheimische und wie wir es in den letzen Tagen schon überall kennen gelernt haben, rauchen die meisten wie die Schlote und werfen die Kippen achtlos in den Sand.
Mittwoch, 06. September 2006
Wir frühstücken heute gleich im Zimmer. Im kleinen Kühlschrank haben wir alles was wir brauchen. Tomaten, Weißbrot, Honig aus Melnik, Pfirsiche und Weintrauben. Das Obst schmeckt in Bulgarien noch richtig natürlich, wie man es von sonnengereiften Früchten erwartet - noch unterliegt alles keiner EU-Norm.
Wir legen heute einen Strandtag ein. Mit unseren Badtüchern lassen wir uns unter einem der runden Strandschirme aus Schilf nieder. Eigentlich kann man direkt unter dem Schirm nicht liegen, denn wenn die Sonne langsam Richtung Westen wandert, muss man sich schon ein Stück weiter weg hinlegen, um Schatten zu haben. Wer lange am Strand bleibt, landet dann irgendwann mal vielleicht unter dem Nachbarschirm. Aber das ist eigentlich an allen Stränden der Welt so, die nicht in Äquatornähe liegen.
Nachdem wir eine Weile hier liegen, kommt dann auch bald ein Kassierer vorbei. Drei Lewa kostet der Schirm für den ganzen Tag. Das entspricht dem üblichen Preisniveau und ist annehmbar. Wer eine Liege mietet zahlt noch mal den gleichen Preis.
Die Versorgung am Strand ist gut, es gibt genügend Bistros von befriedigender Qualität. Wer sich wie wir schon über eine Woche in Bulgarien aufhält, stellt bald keine übermäßigen Ansprüche mehr. Die Pizza Margeritha, die man uns serviert, ist ganz in Ordnung und bei Mineralwasser kann man nichts falsch machen.
Der Strand ist zwar nicht überfüllt, aber gut besucht. Nur wenige der Sonnenhungrigen sind Ausländer. Von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr bleiben wir hier, das reicht uns. Wir sind keine Strandtypen und lieben zumindest keine Massenstrände.
Donnerstag, 07. September 2006
Um 9.00 Uhr gehen wir zum Frühstück hinunter, worum wir Anni gestern gebeten haben. Oben im Zimmer macht es keinen Spaß. Anni und ihre Tochter servieren dann ein gutes Frühstück.
Dieses Haus hier war, abgesehen von dem etwas teureren Hotel in Sofia, das beste Hotel mit dem bisher besten Frühstück.
Wir fahren um 10.00 Uhr weiter nach Nessebar.
Dort parken wir rechts vor der Brücke, die zur Altstadt hinüber führt.
Zu Fuß gehen wir hinüber zur Altstadt von Nessebar. Dort wimmelt es von Touristen. Ab und zu hört man auch Sächsisch. Bulgarien scheint dort immer noch besonders beliebt zu sein, zumindest die Schwarzmeerküste. Reisegruppen werden von Führern, die ein Schild hochhalten, durch die Straßen geführt. Shop reiht sich an Shop und Restaurant an Restaurant, alle wollen ihre Waren an den Mann oder die Frau bringen.
Ein Stück vor Varna fahren wir in eine Nebenstraße hinein Richtung Strand. Dort liegt eine etwas herunter gekommene Bungalowsiedlung, die wir gleich wieder verlassen.
An einem äußerlich recht gut aussehenden Hotel mit zwei Sternen halten wir und gehen hinein. Die Rezeption ist nicht besetzt. Auf einem Schild steht, dass man sich im Restaurant im 3. Stock melden soll. Dort sagt uns ein junger Mann, dass das Restaurant erst heute Abend geöffnet ist. Wir wollen aber nur ein Zimmer. Es soll 30 Lewa kosten. Ein älterer Mann in Shorts und freiem Oberkörper zeigt uns das Zimmer 206. Wir nehmen es und müssen wieder beide Pässe zur Registrierung abgeben. Damit wir uns morgen früh nicht lange aufhalten, zahlen wir auch gleich.
Auf den ersten Blick schien das Zimmer in Ordnung zu sein. Beim näheren Umsehen merken wir aber, dass die dunkle Einrichtung seit Jahrzehnten abgewohnt ist. Das Hotel hält nicht was es von außen verspricht. Nur die Eingangshalle ist annehmbar. Das Zimmer ist, bis auf ein paar Spinnweben in den Ecken, zwar einigermaßen sauber, aber alles wirkt alt und abgenutzt. An der Duschabtrennung fehlt die linke Seitenwand und die Installation mit den Plastikarmaturen scheint aus den finstersten Zeiten des Sozialismus zu stammen. Die Fliesen sind alt und hässlich, miserabel verarbeitet und zum Teil völlig vergammelt. In die unansehnliche Duschwanne werden wir auf keinen Fall hineinsteigen. Außerdem riecht es im Bad ziemlich beißend nach Farbe, Silikon oder Schimmel, vielleicht auch nach allem zusammen.
Wir unternehmen einen Spaziergang in Richtung Strand. Die ganze Gegend sieht ziemlich trostlos aus. Einige der alten Bungalows sind belegt. Dort würden wir unseren Urlaub aber nicht verbringen wollen.
Den Strand ziert eine riesige alte Anlegebrücke aus Beton, von der ein Teil abgebrochen ist. Auf dem weitläufigen, ziemlich schmutzigen Gelände stehen einige abrissreife Holzbuden, wahrscheinlich ehemalige Kioske.
|