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Australien 2011 - Von Alice Springs über Perth nach Darwin
Australien 2001 - Navigation
Samstag, 07. Mai 2011
Halls Creek - Wolfe Creek Crater - Bililuna - Tanami Road

Fahrstrecke: 618 km
Wetter: 17/25 °C, früh bedeckt, schwach windig, später aufgelockert

Um vier Uhr ist die Nacht zu Ende, weil wir heute eine lange und möglicherweise schwierige Fahrt vor uns haben. Noch ist es klar, Sternenhimmel.

Frühstück im Auto, 5 Uhr 5 fahren wir los. Wir müssen noch mit Licht fahren und schleichen uns langsam vom Caravanpark. Auf der Asphaltstraße bis zum Abzweig der Tanami Road sind es 16 Kilometer. Nur drei Fahrzeuge, davon ein Road Train, kommen uns hier entgegen.

Um 5 Uhr 20 biegen wir in die Tanami Road nach Alice ein. Am östlichen Himmel zeigt sich langsam die aufgehende Sonne. Das Abenteuer kann beginnen.



Sunrise on Tanami Road
Sunrise on Tanami Road


Nach 14 Kilometern ein totes Känguru mitten auf der Fahrbahn. Sonnenaufgang, Eukalypten mit weißen Stämmen, Termitenhügel, gelbbraunes Gras, ringsum hügelig, an einigen Stellen Wasser neben der Straße, rechts eine Farm. Ein Farmauto mit Pferdeanhänger überholt uns nach 43 Kilometern.

Drei Kängurus links der Straße. Die liegt voller Kuhfladen. Wir müssen etwas Slalom fahren, trotzdem, einen trifft man immer, es klatscht in den Radkästen.

Nach 70 Kilometern kommt uns das erste Auto mit Wohnanhänger entgegen. Ich hebe die Hand zum Gruß, aber der "mate" scheint noch im Tiefschlaf zu sein und ignoriert meinen Morgengruß.

Dann kaum noch Bäume und Gras, nur einzelne Büsche auf kahlem Boden. Die Sonne kommt etwas hervor.



Morning on Tanami Road
Morning on Tanami Road


Kängurumännchen neben der Tanami Road
Kängurumännchen neben der Tanami Road


Kängurumännchen neben der Tanami Road
Kängurumännchen neben der Tanami Road


Rosakakadus neben der Tanami Road
Rosakakadus neben der Tanami Road


Pro Stunde schaffen wir nur 50 Kilometer. auf der sehr wechselvollen Piste.

Halb acht sind wir am Abzweig zum Wolfe Creek Crater. Bis dorthin sind es noch 23 Kilometer. An einer Rinderfarm müssen wir ein Gattertor öffnen und wieder richtig schließen, damit denen die Rinder nicht stiften gehen. Nach 15 Kilometern über eine leidlich gute Gravelroad geht es noch durch eine  fast trockenen Creek und dann an einer großen eingezäunten Rinderverladestation entlang.

Nach etwa sieben Kilometern kommt das Schild „Wolfe Creek Crater Reserve“ in Sicht, mit dem dritten Tor, und dahinter sehen wir schon den äußeren Wall des Kraters. Auf dem Parkplatz davor stehen zwei Autos mit Wohnwagen, wir sind also nicht die Ersten hier und auf dem etwas entfernten Campground sehen wir auch welche stehen.

Auf dem etwa dreißig Meter hohen Kraterrand angekommen, eröffnet sich der fünfzig Meter tiefe Krater mit einem Durchmesser von fünfhundert Metern. Wer auf dem Kraterboden eine kahle Fläche erwartet, wird positiv enttäuscht. Der Boden gleicht fast einer Oase. Grüner Busch breitet sich auf dem Kraterboden aus, wobei sich um die Mitte ein grüner Ring aus Bäumen gebildet hat.



Wolfe Creek Meteorit Crater
Wolfe Creek Meteorit Crater


Halb zehn sind wir wieder an der Tanami Road. Bis Billiluna sind es von hier noch 42 Kilometer. Schon aus der Ferne erkennen wir wieder das Elend der Aboriginal People, oder zumindest das, was wir für Elend halten, denn ob sie es auch so empfinden, wissen wir nicht. Vor der Community gabelt sich der Weg. Wir wissen nicht welcher der Richtige ist. Eine Tankstelle ist nicht erkennbar. Auf dem rechten Weg kommt uns eine Gruppe Jugendliche entgegen. Die fragen wir wo es hier Diesel gibt. Sie sind richtig begierig, uns den Weg zu erklären. Mehrere reden gleichzeitig. Ich verstehe nur, dass wir ein Stück geradeaus und dann links fahren müssen. Dort geht es zwischen ein paar Häusern hindurch, vor denen die Bewohner herumsitzen. Die Häuser waren vor Jahren sicher mal als solche zu bezeichnen. Heute sind es nur noch Hütten, denen teilweise Türen und Fenster fehlen. Für uns unvorstellbar, dass Angehörige der Gattung Mensch so leben können.

Dann finden wir das „Zentrum“ des Dorfes und ein Gebäude, das ein Shop sein soll. Den Fahrer eines Pickup, der vor dem Shop steht, fragen wir noch mal nach Diesel. Er zeigt auf einen Container. Davor steht eine Tanksäule. Wir reihen uns hinter einem Pickup ein. Als wir dran sind, beäugen wir die Tanksäule. Der Liter Diesel kostet hier sage und schreibe 2,30 Dollar. Und man braucht offenbar eine Prepaid Card. Aber wo bekommen wir die? Nebenan ist ein Workshop. Vielleicht gehört die Tankstelle dazu. Dort frage ich einen großen dunkelhaarigen Mann in der relativ sauberen Kluft eines Vorarbeiters oder auch Chefs, natürlich ist er ein Weißer, denn in verantwortlichen Positionen findet man in der Regel keine Aborigines.

Ja, wir brauchen eine Prepaid Card aus dem Shop, der eher einer großen Baracke aus bunt angemalten Holzplatten gleicht. Die wackelige Tür knarrt, als ich sie aufmache. Oh Gott. Was für ein Ramschladen. Vor der Kasse drängen sich ein paar Aboriginal Frauen mit ihren Körben voller Waren. Dahinter, wie könnte es anders sein, eine ältere Weiße, die kassiert. Ich bin froh, dass die Frau gleich zu mir schaut. Wenn ein Tourist hier herein kommt, will er meist nur Diesel. Um hier Lebensmittel einzukaufen, muss man schon sehr knapp dran sein. Ich nehme mir nicht die Zeit, mich näher umzusehen, sondern sage nur meinen Spruch auf, dass ich etwa 20 Liter Diesel brauche. Sie kramt in einem Schubfach und holt eine blaue Plastikkarte heraus. „I give You a fifty Dollar Card“, sagt die Verkäuferin. Ich drücke ihr den Fünfzigdollarschein in die Hand, bekomme die Karte und eine Quittung und dränge mich zwischen den Aboriginals hindurch schnell wieder nach draußen.

Zum Tanken nehmen wir wieder die Hilfe des Mannes aus Werkstatt in Anspruch, denn die mit Filzstift auf die Front der Tanlsäule geschriebene Bedienungsanleitung ist uns nicht geheuer. Er ist. In Sekundenschnelle führt uns der gebürtige Holländer vor, was man an der Säule eintippen muss, damit Diesel fließt.



Tankstelle in Billiluna
Tankstelle in Billiluna


Tankstelle in Billiluna
Tankstelle in Billiluna

Der Floodway des Sturt Creek ist asphaltiert und das Rinnsal, wie uns die Saarländer gestern schon berichteten, nur knöcheltief, also völlig harmlos. Zügig fahren wir weiter durch die Landschaft, die in allen Karten "Tanami Desert", also Wüste genannt wird. Dabei unterscheidet sich diese Wüste nicht im geringsten von anderen Gegenden des Outbacks. Nur dass sie noch dünner besiedelt ist und noch weniger Service vorhanden ist. Die nächste Möglichkeit zu tanken gibt es in Yuendumu, nach 597 Kilometern!!! Man ist also gut beraten, entsprechend vorzusorgen. Haben wir auch! Nur an den Reifen können wir nichts ändern, da ist Apollo schuld. Ein scharfer spitzer Stein und der erste Reifen wär hin. Wie wir uns bei einer zweiten Reifenpanne aus der Klemme helfen sollen, daran wage ich gar nicht zu denken.

Nach eineinhalb Stunden Fahrt und 238 Kilometern werden wir heute das erste Mal überholt, von einem normalen PKW. Kurz danach kündigt sich mit einer Staubwolke im rechten Außenspiegel ein Pickup mit Anhänger an. Beides waren keine Touristenautos. Es stimmt also, was man sagt. Die Tanami Road ist die kürzeste Verbindung vom Nordwesten Australiens nach Alice Springs und deshalb ist reger Verkehr. An einem Samstagvormittag schon zwei Autos, die uns überholen.

Hier in der „Wüste“, die für unsere Begriffe eigentlich gar keine ist, wächst das Gras an vielen Stellen fast mannshoch, weil hier keine Rinderherden durchziehen. Nur an einigen Brandstellen, die noch gar nicht so alt sein können, sind nur noch Büsche übrig geblieben. Wer hat den Brand verursacht? Eine aus dem Autofenster weggeworfene Zigarette, eine Glasscherbe, die als Brennglas wirkt? Mit dem Wegwerfen ist man hier nicht zimperlich. In fast  regelmäßigen Abständen liegen Getränkedosen oder auch Flaschen am Pistenrand oder auch mitten auf der Piste. Irgendwann folgt dann auch noch der Karton. Das Land ist groß und kann viel Müll aufnehmen. Wirft bloß kein gutes Licht auf die Australier, egal welche Hautfarbe sie haben. Touristen werfen hier kaum ihren Müll in die Natur. Am ehesten haben wir die Driver der Roadtrains und die Aborigines in Verdacht. Zum Müll gehören auch die Autowracks, links und rechts am Pistenrand. Fast liegen auf dem Rücken, ohne Räder. Ausgeschlachtet.



Crash Cars
Jahre nach dem Crash

Eine dreiviertel Stunde später, bei Kilometer 265, kommt uns das erste Auto entgegen. Ein 4WD mit bepacktem Dachgepäckträger. Mit Licht und eine riesige Staubwolke hinter sich herziehend, rast er vorüber. Die Hand kurz zum Gruß erhoben. Wir tauchen ein in den Staub, der sich mangels Wind lange auf der Piste hält. Um Diesel zu sparen, haben wir die Klimaanlage ausgeschaltet. Sobald uns ein Auto überholt, oder entgegen kommt, müssen wir die Lüftungsklappe schließen. Dann wird es für eine Weile stickig im Auto. Aber immer noch besser, als den Staub mit der Lüftung nach innen holen. Selbst mit geschlossener Klappe spürt man den Staub noch. Auf dem Armaturenbrett wird er dann sichtbar.

Endlich kommt zwischen den Wolken ein bisschen blauer Himmel durch, aber nur sehr zaghaft. Leichter Wind weht den Staub eines Wohnwagengespanns, das uns bei Kilometer 300 entgegen kommt, von der Piste.

Fünf Minuten vor halb zwei haben wir die Grenze zum Northern Territory erreicht. Jetzt müssen wir die Uhr um eineinhalb Stunden vorstellen. Auf einen Schlag ist es 14 Uhr 55. Aber dafür ist es auch bis fast 7 Uhr abends hell.

Im Internet hatten wir vorher mal gelesen, dass die Piste ab Grenze schlagartig besser wird, weil sie vom Northern Territory besser gepflegt wird. Das stimmt aber nur für ein paar Kilometer. Dann ist sie wieder genauso unterschiedlich wie bisher. Sobald zu beiden Seiten Hügel auftauchen, ist auch der Untergrund der Piste felsig. Wir werden bis auf die Knochen durchgeschüttelt. Geht es durch flaches Busch- und Grasland, ist die Piste meist etwas sandig. Solange der weich ist, lässt es sich gut fahren. Achtzig Kilometer pro Stunde sind drin, auch wenn der Camper manchmal etwas schwimmt. Zwischendurch gibt es aber immer wieder die verhassten Schotterstrecken mit Corrugation, also Wellblech allererster Güte.

Jetzt wachsen hier sogar die weißtstämmigen Ghostgums und die gelbblühenden Akaziensträucher. Und das soll Wüste sein? Hier ist es ja üppiger als in manch anderer Outbacklandschaft.

Nach Kilometer 419, es ist 15 Uhr 40, schon wieder eine Staubwolke von vorn. Ein Roadtrain. Ich fahre soweit links wie möglich und auch er fährt nicht mit voller Pulle vorbei. Steinschlag ist deshalb kaum zu spüren.

Noch 644 Kilometer bis Alice Springs zeigt ein Schild am Abzweig zur Tanami Gold Mine an. Die Zufahrt ist strikt verboten. Kein Unbefugter soll dem Golde zu nahe kommen. 

Von hier an ist die Pistenqualität wie ausgewechselt. Die Fahrbahn ist breit und so präpariert, dass es sich fast besser fährt, als auf einer deutschen Autobahn, zumindest für eine Weile.

Zwei Dingos laufen vor uns auf der Straße entlang. Ganz langsam fahren wir näher heran. Während einer im Busch verschwindet läuft der andere in aller Ruhe auf der rechten Seite vorbei und lässt sich fotografieren.



Dingo auf der Tanami Road
Dingo auf der Tanami Road

Eigentlich wollten wir am Rabbit Flat Roadhouse übernachten. Aber das ist schon lange geschlossen. Bis zum nächsten Rastplatz sind es noch 150 Kilometer. Aber das werden wir vor Sonnenuntergang nicht mehr schaffen. Also müssen wir nach einem anderen geeigneten Platz suchen. Ich fahre etwas langsamer. Aber so intensiv wir uns auch umsehen, es gibt keinen Seitenweg oder eine Ausbuchtung. Warum auch? Hier gibt es keinerlei Farmen oder Siedlungen in der Nähe. Wir sind im absoluten Niemandsland.

Unsere Suche wird unterbrochen durch einen großen Vogel, der auf unserer Fahrbahn herumläuft und sich langsam nach links trollt. Er ist grau gefiedert, so groß wie ein Storch und die Oberseite des Kopfes ist schwarz. Unserem Buch nach ist es eine australische Trappe.



Australische Trappe
Australische Trappe neben der Tanami Road


Die einzigen Unterbrechungen der Pistenränder sind die Schneisen, die von den Gradern beim Planieren in gewissen Abständen in den Busch gefräst werden, um das Regenwasser dorthin abzuleiten. Langsam fängt es an zu dämmern und solange es noch einigermaßen hell ist, wollen wir auch noch unser Abendessen aufwärmen. Es soll weiße Bohnen mit Tomatensoße geben - aus der Dose. Ganz langsam suchen wir die Pistenränder nach einer geeigneten Schneise ab. Nach einigen Kilometern klappt es dann. Rückwärts fahre ich in eine Schneise hinein und bekomme den Camper sogar einigermaßen eben aufgestellt. Als der Motor aus ist, herrscht plötzlich Ruhe. Außer ein paar Grillen ist kein Laut mehr zu hören. Der schwache Wind hat sich gelegt. Im Umkreis von 300 Kilometern, also auf einer Fläche etwa halb so groß wie Deutschland dürften wir nahezu allein sein.  Wir haben aber ein stabiles schützendes Heim mit noch halb vollem Tank, 40 Liter Diesel in Resevekanistern, Verpflegung für mehrere Tage und mindestens 50 Liter Wasser dabei. Und die Reifen sind trotz widrigster Pistenverhältnisse aus Schotter und Split immer noch ganz. Uns kann also kaum etwas passieren. Schnell haben wir unsere Bohnensuppe fertig und wenige Minuten später ist es stockdunkel. Wegen der Bewölkung ist kein Stern zu sehen, auch die schmale, nach oben offene Sichel des Neumondes bleibt verborgen. Schwarze Nacht umgibt uns. Nur ab und zu zirpt noch eine Grille. Unheimlich. Wir lenken uns mit Lesen ab, bis uns die Augen zufallen.



Bushcamping an der Tanami Road
Bushcamping an der Tanami Road


Sonntag, 08. Mai 2011
Tanami Road - Tilmouth Well Roadhouse - Alice Springs
Fahrstrecke: 501 km
Wetter: 16/22 °C, früh bedeckt, schwach windig, später aufgelockert

Um fünf Uhr werden wir durch Regentropfen geweckt. Nur einzelne, im Sekundenabstand. Draußen herrscht absolute Dunkelheit. Kein Mond, keine Sterne. Was die Wolken in sich bergen, wissen wir nicht. Sollte aus den paar Tropfen doch ein Regenguss werden, und die können hier immer heftig sein, stünden wir in der Schneise relativ ungünstig. Aus dem festen sandigen Boden würde in Minutenschnelle Schlamm werden und unser Camper sich festfahren. Also sehen wir zu, dass wir hoch kommen, frühstücken und erstmal hier raus fahren. Aber noch während wir frühstücken, hört es schon auf zu tröpfeln.

Kaum sind wir gestartet und ein paar Kilometer gefahren, beginnt plötzlich Asphalt. Nach unserer Karte, dürfte das aber erst am Roadhouse der Fall sein.  Aus der Piste ist eine befestigte Straße ohne Randstreifen geworden. Ein Schild weist darauf hin – „Soft Edges“. Die Freude über den Asphalt wärt aber nicht lange. Nach neun Kilometern ist er zu Ende und es rattert und rumpelt wieder. Noch fahren wir im Dunklen mit voll aufgeblendeten Scheinwerfern und nur mit 40 km/h, um keine Kängurus umzunieten, falls sich eines auf die Piste wagt. Erst um 6 Uhr 25 wird es langsam hell. Eine Stunde später quert die erste Rinderherde die Straße. Kuhfladen bedecken die Piste. Zu beiden Seiten gibt es jetzt wieder Farmen. Jetzt sichten wir auch ein Känguru im Busch. Kurz darauf sitzen zwei davon auf der Straße, sind aber ganz schnell weg, als sie uns bemerken.

Jetzt werde auffallend müde, obwohl wir beide in der letzten Nacht ganz gut geschlafen haben. Angelika löst mich ab.

Schon seit einigen Kilometern sind die Büsche höher geworden. Vierzig Kilometer vor Yuendumu wird aus der Piste eine wahre Buschallee. Zur Abwechslung gibt es aber auch mal wieder einige Kilometer offene Graslandschaft. Und wieder sind zwei Kängurus auf der Straße, springen aber schnell links in den Busch hinein. Eine ältere Rinderleiche rechts am Pistenrand. Fünfzig Kilometer vor Yuendumu wieder Rinder auf der Piste und  kurz darauf drei Kängurus. Auf dieser Strecke bekommen wir mehr Tiere zu sehen, als in den letzten sechs Wochen zusammen. Angelika fährt mit den linken Rädern über eine platte Kälberleiche, gleich danach liegt rechts die eines Rindes. Wurden hier gleich Mutter und Kind totgefahren? Die Roadtrains kennen kein Erbarmen.

Wir fahren jetzt über mehrere asphaltierte Floodways, deren Kanten einige Zentimeter über die Piste hinausragen. Im Gebälk des Campers kracht es.

Ein Schwarm von etwa 30 Kakadus sitzt auf der Piste. Wir halten an. Sie fliegen erst hoch, als wir aussteigen wollen, setzen sich ein Stück weiter aber wieder hin. Das Spiel geht ein paar mal so weiter. Endlich verschwinden Sie in einen hohen Baum und lassen uns durch.



Rosakakadus
Rosakakadus neben der Tanami Road


Immer wieder Schrottautos, wir haben aufgehört zu zählen. Kängurus sind da interessanter.

Der Vorwegweiser von Yuendumu taucht auf. Es soll die größte Community in Zentralaustralien sein. Eine Kunstgalerie kündigt sich an. Visitors welcome. Auch eine „Clinic“ soll hier sein, „Police“ sowieso. Kurz danach fahren wir ins Dorf hinein. Es ist für unsere europäischen Augen fast unvorstellbar, welcher Anblick sich hier präsentiert. Fast noch schlimmer als in Billiluna. Grauenhaft. Vor dem ersten „Haus“, das man kaum noch so nennen kann, sitzt ein Aborininal Clan rund um ein offenes Feuer. Überall Müll. Rings um die Häuser, in den „Vorgärten“, die schon lange keine mehr sind, und auf den Fußwegen, sofern überhaupt welche vorhanden sind. Nur die asphaltierten Straßen sind frei davon. Kinder rennen auf der Straße herum, manche nur mit einer Pampers bekleidet. Eigentlich müssen wir nicht tanken, wollen aber trotzdem mal wissen, wo die Tankstelle ist. Ein weiße Frau, die gerade ihren Hund ausführt fragen wir danach. „Second street left, next right. There is a workshop with a pump.“ „Thank You.“

Wir fahren langsam um die Ecken und sehen auch den „Workshop“ und so etwas wie eine Tanksäule davor. Die Saarländer hatten uns in Halls Creek ja schon beschrieben, wie die Tanksäule beschaffen ist. Die Glasscheibe ist zerschlagen, aber Diesel soll rauskommen. Der Workshop sieht geschlossen aus. Es ist ja Sonntag. Wahrscheinlich müsste man irgendwo klopfen, um Diesel zu bekommen, aber wir brauchen keinen. Außerdem ist er hier auch viel zu teuer.

Sechs Wildpferde kreuzen ein Stück vor uns die Piste und als Krönung stehen kurz danach noch zwei Kamele auf der linken Spur. Sofort nehme ich Gas weg, aber sie haben uns schon bemerkt und scheu wie sie sind, verschwinden sie langsam im Busch. Für eine Aufnahme aus der Ferne hat es aber gerade noch gereicht. Nun haben wir fast die gesamte Tierpalette durch, die man bei der Fahrt durch eine solche Landschaft erwarten kann.

Etwa 200 Kilometer vor Alice Springs ist unser Tank fast leer. Jetzt müssen wir anhalten und die Reserve aus unseren beiden Kanistern einfüllen. Dazu muss ich auf den Seitenstreifen der Gegenspur wechseln, damit der Camper ein bisschen schräg zur anderen Seite steht und mir der Diesel nicht wieder entgegen fließt. Der Tankstutzen hat zu wenig Gefälle.

Noch einmal wird die Gravelroad durch fünf Kilometer Asphalt unterbrochen, bis dann zwei Kilometer vor dem Tilmouth Roadhouse endgültig der Asphalt beginnt. Am Roadhouse kostet der Diesel immer noch 2,05 Dollar je Liter. Das müssen wir uns nicht antun, denn wir kommen mit unserer Teilfüllung nun bis Alice und dort sollte es wesentlich preisgünstiger sein. Wir bestellen uns Fish’n Chips und Kaffee für 15,50 Dollar. Danach nehmen wir die letzte Etappe nach Alice in Angriff. Die Asphaltstraße ist bis zum Stuart Highway einspurig mit breiten unbefestigten Randstreifen.

An den zwei Tagen über die etwa 900 Kilometer lange Tanami Road von Halls Creek bis zum Tilmouth Roadhouse sind uns ganze 17 Autos entgegen gekommen, davon zwei Roadtrains, zwei LKWs und nur vier Touristenautos. Die anderen waren Pickups von Farmen oder Straßenarbeitern und PKWs mit Aborigines. Wie viele Autos begegnen einem an einem Sonntag zwischen Flensburg und München?

Am Spätnachmittag fahren wir in Alice ein und gleich zu McDonald’s. Aber vergebens. Internet funktioniert hier immer noch nicht. In einem Internetcafe kostet die Stunde vier Dollar.

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