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Donnerstag, 17. Juli 1997 - 12. Tag
Mývatn, Krafla-Gebiet, Dettifoss und nach Grimstunga
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Heute werden wir 7.30 Uhr endlich mal wieder von praller Sonne geweckt. Es sind 12 °C. Wir beeilen uns mit dem Frühstück und packen, so dass wir schon 8.50 Uhr losfahren können.
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Wegen des herrlichen Wetters fahren wir noch nicht weiter, sondern noch mal zum Mývatn und zwar nach Höfδi. Das ist eine Lavahalbinsel mit Mischwald und einer gepflegten Parkanlage, die seit 1970 öffentlich zugänglich ist. Vom Hügel am Eingang haben wir eine ausgezeichnete Aussicht über den See mit seinen bizarren Lavaformationen. Wir wandern durch den Park und genießen den sonnigen Vormittag mal ohne Regenjacken. |
Dann müssen wir aber weiter, denn Island ist noch lange nicht umrundet. Es geht wieder über den Námafjall und dann die 863 (Kröfluvegur) ins Kraflagebiet. Der Krafla ist 818 m hoch und ein Vulkan aus Hyaloklastit, einem Gestein aus eckigen Glasfragmenten im weiteren Sinn auch zerbrochene Lava, welche unter Wasser oder Eis abkühlt. |
Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Geothermalkraftwerk vorbei, das 1978 in Betrieb genommen wurde. Es gab aber wegen der sich ständig ändernden vulkanischen Aktivität lange ziemliche Schwierigkeiten. Der Bau dieses Kraftwerkes im Jahre 1973 und seine zahlreichen tief in die Erdkruste hinabreichenden Bohrlöcher werden für die vulkanischen Eruptionen verantwortlich gemacht, die hier 1975 das erste Mal seit dem 18. Jahrhundert wieder auftraten.
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In der Nähe des Krafla liegt der Explosionskrater Víti (Hölle). Er hat einen Durchmesser von etwa 300 m und einen tiefgrünen Kratersee. Hier begann am 17. Mai 1724 die als Mývatnseldar bekanntgewordene Eruptionsperiode. |
Unweit dieses Kraters dampft und blubbert es auch aus Schlammlöchern. Aber nicht nur von unten ist es warm. Heute brennt von oben auch noch die Sonne bei 20 °C. |
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Und noch ein farbenprächtiger Krater-see. |
Wir fahren zurück zur 1 und 35 km weiter links ab auf die 864 (Hólsfjallavegur) zum Dettifoss. Diese Straße ist eine einzige Katastrophe. Auf 28 km nur Wellblechpiste, aber mit tiefen Rillen. |
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Wir haben das Gefühl der Corsa will in seine Einzelteile zerbröckeln. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ganz langsam mit maximal 15 km/h von Welle zu Welle hüpfen, oder mit 60 bis 70 km/h über die Wellenkämme rasen. Alles dazwischen ist fast unerträglich. Jede Geschwindigkeit ist aber Schwerstarbeit für die Stoßdämpfer.
Nach ein paar Kilometern hält uns ein junges Paar an. Sie fragen, ob sie mitfahren können bis zum Dettifoss. Es sind Holländer. Nach dem Motto - Platz ist in der kleinsten Hütte machen wir die Rückbank frei und lassen sie einsteigen. Ihre großen Rucksäcke müssen sie auf dem Schoß halten. Jetzt ist der Corsa wirklich randvoll. Und eigenartigerweise fährt es sich so besser. Es fehlte nur das richtige Gewicht für eine ordentliche Straßenlage.
Dettifoss im Fluß Jökulsá á Fjollum ist der mächtigste Wasserfall Europas. Es ist zwar mühsam ihn zu erreichen, aber das macht ihn umso spektakulärer. Dettifoss ist die ungebändigte Natur erster Klasse. Es gibt keine hölzernen Laufstege oder Aussichtsplateus, die von der Naturschönheit ablenken. Schon von weitem sehen wir die Wolken aus Sprühwasser. Es gibt einen großen Parkplatz auf dem auch kurz vor uns ein Reisebuss angekommen ist.
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Über graue Lavablöcke klettern wir bis an den Rand des Wasserfalles hinunter. Absperrungen gibt es nicht. Mit Donnergetöse stürzen 500 Kubikmeter Wasser je Sekunde auf einer Breite von 100 m in eine von senkrechten Basaltwänden umsäumte Schlucht hinunter. Allein durch sein Volumen ist der Dettifoss eine der größten Attraktionen Islands. Man kann sich nicht satt genug sehen an diesem Naturschauspiel. |
Noch besser könnte man den Wasserfall vom anderen Ufer einsehen. Dort blickt man ihm direkt ins Auge. Aber die Piste dorthin ist nur für 4WD-Fahrzeuge geeignet.
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Wir halten uns ungefähr eine Stunde hier auf und fahren dann noch 2 km flussabwärts. Wir steigen unterhalb des Hafragilsfoss ein Stück in die Schlucht hinab und stehen unmittelbar vor einer Wand aus Basaltsäulen.
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Noch mal 4 km weiter haben wir von oben einen tollen Blick auf den Rettarfoss. |
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Dann müssen wir wohl oder über die 28 km Wellblechpiste wieder zurückfahren. Gegen 16.00 Uhr sind wir an unserer nächsten Unterkunft - Grimstunga beim Hof Grimsstaδir. Wir werden in einem Ferienhaus untergebracht wo schon ein deutsches Ehepaar eingezogen ist. Später kommen noch zwei Schweizerinnen. Es ist eine schöne Unterkunft mit mehreren Zimmern, Aufenthaltsraum, Gemeinschaftsküche und Duschraum. Zum Frühstück sollen wir morgen früh ins Bauernhaus rüber kommen.
Vor dem Ferienhaus steht ein schon etwas älterer, aber sehr gepflegter Mercedes. Er gehört dem Deutschen, der gerade noch am polieren ist und wir kommen kurz ins Gespräch. Sie sind vor ein paar Tagen mit der Fähre rüber gekommen und wollen mit dem eigenen Auto die Rundfahrt machen. Ich frage den Mann, ob ihm sein schöner Mercedes nicht leid tut und er sagt, dass er von den schlechten Straßen schon die Nase voll hat. Offenbar hat er sich vorher kein bisschen über die Straßenverhältnisse in Island informiert. Er weiß nicht, was ihm bei schlechtem Wetter noch alles bevorsteht. Gleich stelle ich mir vor, wie die beiden mit dem Mercedes über die Wellblechpiste rattern. Ich erzähle ihnen, dass wir gerade am Dettifoss waren und frage, ob sie morgen auch dorthin wollen. Die Frau fragt mich: „Was ist das Dettifoss?“ Ich bin etwas verwundert über diese Gegenfrage und sage: „Na, ein großer Wasserfall.“ Da meint sie: „Ach, da brauchen wir nicht hin, wir haben heute schon einen gesehen.“ Mir fiel dazu nichts mehr ein, nur dass es für den Mercedes sicher besser so ist. Das behalte ich aber schon für mich. Vielleicht wären die beiden auf Mallorca besser aufgehoben.
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Grimsstadir ist eigentlich auch nur ein Bauernhof mit Zeltplatz und einer Tankstelle am Abzweig von der Ringstraße. Die Tankstelle besteht aus einer container-artigen Hütte mit etwas notdürftigem Lebens-mittelverkauf und zwei Zapfsäulen. Ein ziemlich verlorener Posten in der Wildnis. |
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Als wir vorfahren zum Tanken müssen wir eine Weile warten, weil geschlossen ist. Von einem Zettel an det Tür entnehmen wir, dass wir uns im Bauernhaus melden sollen. Als wir dorthin gehen, schrecken uns laut bellende Hunde ab noch näher ran zu gehen. Nach ein paar Minuten erscheint aber eine Frau, die im Jeep bis zur Tankstelle vor fährt immerhin sind es etwa 150 m.
Heute waren um 21.00 Uhr sogar noch 15 °C.
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