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Dienstag, 8. Juli 1997 - 3. Tag
Nach Fljótstunga |
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Heute stehen wir um 7.15 Uhr auf. Nach dem wieder tollen Frühstück begleichen wir die Übernachtungskosten 6.300 IKR (150 DM) für 2 Nächte. Um 9.00 Uhr fahren wir los. Es ist blauer Himmel bei 15 °C. Über die Ringstraße Nr. 1 (Suðurlansvegur) geht es in Richtung Borgarnes. Um den Hausberg von Reykjavík, den Esja herum, geht es am Hvalfjörður (Walfjord) entlang. Am Ende dieses Fjordes halten wir auf einem Parkplatz. Hier beginnt hinter einem Tor der Weg zum höchsten Wasserfall Islands, dem 198 m hohen Glymur. Der Weg dorthin und zurück würde 4 bis 5 Stunden Zeit erfordern. Wir haben aber heute über 200 km zu fahren und wissen noch nicht was uns für Straßen noch bevorstehen. Deshalb müssen wir den Wasserfall weglassen, nehmen uns aber vor, ihn bei der nächsten Islandreise zu erwandern.
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Also geht es weiter nach Borgarnes am Nordufer des Hvalfjörður entlang. Beim Pfarrhof Saurbær halten wir kurz und sehen uns die kleine Kirche an. Die Kirche wurde zu Ehren des Dichters Hochwürden Hallgrímur Pétursson gebaut, der von 1651-1669 hier Pfarrer war. Auch die Hallgrímskirkja, deren Turm hoch über Reykjavík thront, trägt ihren Namen zu Ehren dieses Geistlichen.
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Nach Borganes führt eine 520 m lange Brücke, die zweitlängste des Landes über den Borgarfjörður. Sie wurde erst 1980 fertiggestellt. Damit verkürzte sich die Strecke zwischen Reykjavík und Borgarnes um 28 km. In einem Supermarkt in Borgarnes gehen wir einkaufen.
Nach weiteren 20 km verlassen wir den „Highway Nr. 1“ und biegen ab auf die Straße Nr. 50 (Borgarfjarðarbraut).
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Nicht weit ab von der Straße gelangt man zur größten Thermalquelle Europas der "Deildartunguhver". Aus der Quelle entspringen 200 l/s Heißwasser mit 100 °C. Damit werden die beiden Ortschaften Borgarnes und Akranes in 38 km bzw. 60 km Entfernung sowie viele Gewächshäuser versorgt. Die brodelnde Quelle ist durch ein Geländer abgesperrt. Die Dampfschwaden sind schon von weitem sichtbar. |
Neben den Hinweistafeln zur Quelle steht ein kleiner Verkaufswagen mit Tomaten, abgepackt in einzelnen Schachteln. Ein Verkäufer ist aber nicht anwesend. Hier vertraut man dem Kunden. Das Geld ist einfach in eine Art Briefkasten zu werfen. Wir nutzen natürlich die Gelegenheit preiswert Tomaten zu kaufen, die ihr Wachstum sicher der heißen Quelle zu verdanken haben.
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Dann geht es weiter auf der unbefestigten Straße Nr. 523. Bei Reykholt, einer kleinen Ansiedlung mit Pfarrhof machen wir einen Fotostopp. Da die Siedlung im Geothermalgebiet liegt, gibt es hier auch einige Gewächshäuser.
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Einige Kilometer weiter kommen wir zu zwei schönen Wasserfällen. Es gibt einen Parkplatz auf dem auch einige Autos stehen.
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Der Barnafoss (Kinderwasserfall) befindet sich im Gletscherfluss Hvitá. Einer Volkssage nach soll hier früher ein natürlicher Steinbogen über die Hvitá geführt haben. Nachdem zwei Kinder in der Weihnachtsnacht beim Überqueren des Steinbogens zu Tode kamen, ließ die Mutter aus Gram den Steinbogen zerstören.
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Die Hraunfossar sind einzigartig schöne Wasserfälle. Hierbei handelt es sich um Quellwasser, das auf einer 1 km langen Strecke in halber Höhe der Schluchtwand unter einer Lavaschicht hervortritt. Unzählige kleine Kaskaden stürzen sich in den Hvítafluss.
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Ein paar Kilometer weiter kommt man durch das Húsafell. Hier liegen in einem der größten Wälder, mit bis zu 4 m hohen Bäumen, Sommerhäuser dicht beieinander. Wir machen hier Pause und kochen uns auf dem kleinen Gaskocher wieder eine Suppe. Eine warme Mahlzeit am Tag muss sein. |
Kurz vor unserer nächsten Herberge geht rechts die Hochlandstraße F 550-Kaldadalsvegur ab. Die steinige Piste führt durch das Kaldidalur (Kaltes Tal), eine Lava- und Sandebene, am Gletscherfluss Geitá entlang. Diese Piste ist wohl das Maximum was man einem normalen Auto zumuten darf. Wir fahren sehr vorsichtig, aber trotzdem kracht es ständig in den Radkästen und am Unterboden durch die von den Reifen abspringenden Steinbrocken.
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Wir fahren etwa 3 km in Richtung des Gletschers Langjökull. Von einer Nebenpiste kommt uns ein Geländefahrzeug entgegen. Schon von weitem sehen wir die riesige Staubwolke. Der Mann fährt volle Pulle. Wir beeilen uns an dem Abzweig vorbeizukommen, damit er uns nicht auf unserem Weg entgegen kommen kann. Als wir etwa 50 m an der Einmündung der Piste vorbei sind donnert er mit Karacho vorüber. Man sieht förmlich die Steine fliegen. Bei solchen Gegnern hätten wir mit unserem Kleinstwagen keine Chance. Mindestens eine Scheibe würde wohl dran glauben müssen. Damit uns nicht noch so ein Monster in die Quere kommt, wenden wir und fahren zurück.
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Bevor wir wieder auf die 518 kommen halten wir nochmal am Gletscherfluss Geitá. Der hat sich hier tief in die Lavaschicht eingefressen. |
Dann erreichen wir auf einer Anhöhe den Hof Fljotstúnga. Unteralb des Hofes stehen noch 4 Ferienhäuschen am Hang in einer Reihe. Die Bäuerin hat uns schon erwartet und spricht auch gut deutsch. Sie sagt, dass sie es von denTouristen gelernt hat. Wir drücken ihr gleich unseren Voucher in die Hand. Das Doppelzimmer entspricht dem Standard in isländischen Bauernhäusern, einfach aber sauber.
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Dann fragt sie uns noch, ob wir Abendessen möchten. Es gibt als Touristenmenü Fischfilet oder Lammbraten zum Preis von umgerechnet etwa 30,00 DM. Wir lehnen das Angebot dankend ab, da wir selbst noch genügend haben. Außerdem sind wir ja mit unserem Kocher Selbstversorger. Wir fragen die Frau nach dem Weg zum Angelsee, denn im Katalog haben wir gelesen, dass man hier Angeln kann. Sie sieht in einer Liste nach und meint aber, es wären alle Plätze besetzt. Trotzdem wollen wir uns den See zumindest mal ansehen. Wir müssen einen Feldweg ein Stück bergauf fahren und dann geht es auf einer Hochebene entlang. Das Wetter wird immer unfreundlicher. Der Himmel ist schon seit einiger Zeit bedeckt. Je weiter wir fahren, umso windiger und nebliger wird es.
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Der Weg ist für uns zu Ende, als wir einen Bachlauf queren müssten. Mitten auf dem Weg hat sich der Bach zu einem ziemlichen Wasserloch ausgeweitet. Das ist nichts für unseren Corsa. Es fehlte noch, dass wir hier oben festsitzen und vielleicht 2 Stunden laufen müssen um Hilfe zu holen. |
Angelika bleibt beim Auto und ich gehe noch ein Stück zu Fuß weiter. Den Bach konnte ich neben dem Weg bequem überqueren. Ich laufe ungefähr eine viertel Stunde, dann komme ich zum See. Ich kann vor lauter Nebel nur ein paar Meter auf das Wasser sehen. Hier stürmt es richtig und die Wellen auf dem See sind mindesten 30 cm hoch. Angler kann ich nicht sehen und kann mir auch nicht vorstellen, dass bei diesem Wetter jemand Lust hat zum Angeln. Ich bin froh als ich wieder am Auto bin und diese unwirtliche Gegend verlassen kann. Wir fahren wieder zurück in Richtung Hof und machen es uns im Zimmer gemütlich. Unsere Wirtin ruft dann für uns noch bei einigen Bauernhöfen an, um uns für die nächsten zwei Tage die Übernachtung zu sichern. Nicht überall ist noch etwas frei. Sie muss deshalb dreimal telefonieren. Ein Gespräch ist jeweils im Übernachtungspreis enthalten. Für die anderen Gespräche bezahlen wir ein paar Kronen.
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