Früh um 4.00 Uhr fahren wir zum Flughafen Köln/Bonn. Das Auto stellen wir auf dem Parkplatz ab. Als Gepäck haben wir zwei große Koffer, einen kleineren Koffer, einen Rucksack und die Tasche mit der Angel. Man muss sich in Island schließlich auf alle Wetterlagen einstellen. Nach den Angelerfolgen in Norwegen wollen wir auch in Island mal unser Glück versuchen. Die Angel und auch das Zubehör sind neu, denn in Island gibt es strenge Einreisebestimmungen. Gebrauchtes Equipment muss bei der Einreise direkt auf dem Flughafen erst desinfiziert werden. Man will sich damit gegen das Einschleppen von irgendwelchen Bakterien schützen. Dass wir beim Einchecken einige Kilo Übergepäck haben, interessiert niemanden. Icelandair ist großzügig. Start ist um 6.30 Uhr. Die Boeing 737 mit 140 Plätzen ist nicht voll besetzt, obwohl Ferienzeit ist. Der dritte Platz am Gang bleibt frei. Man fliegt eher nach Süden als in die vermeintliche Kälte. Wenn wir jemandem sagten, dass wir nach Island fliegen, ernteten wir meist ein mitleidiges Lächeln, Unverständnis oder Erschrecken. Viele halten Island für eisig kalt und für einen kostbaren Jahresurlaub völlig ungeeignet. Der Flug geht über Amsterdam und die Shetland-Inseln. Alles bleibt uns aber unter einer dichten Wolkendecke verborgen.
Vor Island lockert es aber auf. Ein faszinierender Anblick. Es gelingt uns sogar einige schöne Fotos durch das Kabinen-fenster zu schießen.
Beim Anflug auf Keflavik, an der Küste entlang, erkennen wir deutlich eine Menge ehemaliger Vulkankrater.
Um 7.45 Uhr Ortszeit (2 Stunden Zeitverschiebung) landen wir in Keflavík auf dem Leifur-Eriksson-Flughafen. Wir sind in Island! Für gelernte DDR-Bürger fast nicht zu fassen und doch so einfach. Es ist strahlend blauer Himmel, aber frischer Wind bei 8 °C also doch eisig kalt.
Keflavík hat 7.600 Einwohner und ist nach Reykjavík der zweitgrößte Exporthafen des Landes. Der internationale Flughafen auf der Hochebene Miðnesheiði liegt auf dem Boden der NATO-Basis. Er wurde 1987 ausgebaut und stark vergrößert. Vor der modernen Flughalle stehen die Skulpturen "Potuhreiður" (Düsennest) von Magnús Tómasson und "Regenboginn" (Regenbogen) von Rúrí.
Island ist die zweitgrößte Insel Europas und liegt im Nordatlantik, von Schottland 800 km und von Grönland nur 300 km entfernt. Mit einer Fläche von 103.000 km² ist es etwa so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Von den 245.000 Einwohnern leben allein 160.000 in Reykjavik. Die Nord-Süd und Ost-West-Ausdehnung beträgt jeweils etwa 500 km. Die Küstenlänge ist 4970 km. Höchster Berg ist mit 2119 m der Hvannadalshunkur. Der Thjorsá ist mit 230 km der längste Fluss. Größter See ist mit 84 km² der Thingsvallavatn und von den 140 Vulkanen sind noch 30 aktiv. Vulkane und Geysire, Lavafelder aus denen Dampfwolken aufsteigen in Island spürt man noch, dass unser Planet einst ein Feuerball war. Aber Island ist auch Eisland, denn riesige Gletscher bedecken mehr als ein Zehntel des Landes.
Von den tollen Geysiren hatte mir 1975 schon Siegfried aus Dortmund erzählt. Er war als Student in Island und auch in Kanada zum Tomatenpflücken. Ich habe es als 19-jähriger Student 1961 gerade mal geschafft, zusammen mit meiner damaligen Freundin, das erste Mal mit Zelt an die Ostsee, nach Glowe auf Rügen zu fahren. Als der Zug langsam im Morgengrauen über den Rügendamm rollte, haben wir auch das erste Mal Meer gesehen. In Berlin war ich vorher auch noch nie, nur jetzt zum Umsteigen auf dem Bahnhof Lichtenberg. Deshalb wollten wir auf der Rückfahrt die Fahrt unterbrechen und die Zeit zu einem Ausflug nach Westberlin nutzen. Es war eine einmalige Gelegenheit. Leider wurde nichts daraus, denn wir kamen erst nach dem 13. August aus Glowe zurück. Noch im Zelt hat uns der Norddeutsche Rundfunk mit den Nachrichten von der Grenzschließung überrascht. Damit war klar aus der DDR kommen wir nie mehr raus, weder besuchsweise noch für immer. Wie gut, dass ich schon zwischen 1954 und 1956 dreimal in Königswinter war. Bis zum nächsten Mal allerdings dann für immer sollten 33 Jahre vergehen!!!
Die Isländer sind direkte Nachfahren der Wikinger. Ihre Vorfahren landeten um 900 und begannen ohne Zeitverzug mit der Landnahme und vollständigen Besiedlung. Dabei musste der gesamte spärliche Waldbestand dran glauben. Die Insel ist deshalb weitegehend kahl.
Nach Island einzureisen ist einfach. Die Passkontrolle ist flüchtig. Beim Zoll steht ein Beamter, der auf unsere Angel zeigt. Ich sage ihm, dass die neu ist und er sagt: „OK“. Dann fragt er noch nach Angelschnüren und Zubehör. Wieder sage ich ihm, dass alles was wir mithaben neu ist. Noch mal ein „OK“ und wir sind in 30 Sekunden durch. Der erste Weg führt uns zum Geldwechselschalter, wo wir uns Isländische Kronen holen. Dann gehen wir zu Hertz unseren bestellten Mietwagen abholen. Da wir keine Kreditkarte haben, müssen wir 5000,- IKR als Deposit (Kaution) hinterlegen, das sind etwa 120 DM. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn der Mietvertrag beinhaltet einen Selbstbehalt in dieser Höhe. Hoffen wir, dass wir den nicht einsetzen müssen. Dann erhalten wir alle Unterlagen und den Schlüssel. Das Auto, ein gelber Opel Corsa, steht nicht weit weg auf dem Parkplatz vor dem Flughafengebäude. Da wir nur zu zweit sind, bringen wir das Gepäck mühelos unter. Wir machen uns mit dem Auto vertraut und haben das Gefühl, dass wir die einzigen sind, die heute mit einem Mietwagen hier losfahren. Als wir starten, sind wir allein auf der Ausfallstraße des Flughafens.