Fahrstrecke: 266 km, davon 47 km Gravelroad
Wetter: 18/37 °C, wolkenlos, leichter Wind
Canyon Roadhouse
Bei der Weiterfahrt vom Fish River Canyon machen Halt am Canyon Roadhouse. Es liegt unmittelbar vor einer Zunge dieser Hochebene mit der Abbruchkante. Zum ersten Mal begegnet uns in Namibia die Bezeichnung Roadhouse. Schon außen ist alles sehr originell gestaltet mit alten Autos und alten Gerätschaften. Auch die Gaststätte innen ist gefüllt mit historischen Autos, alten Schildern, besonders am riesigen Bartresen.
Canyon Roadhouse
Bar im Canyon Roadhouse
Bar im Canyon Roadhouse
Die weitere Strecke ist total einsam. Es gibt keine Siedlung, seit dem Roadhouse noch nicht mal mehr ein einzelnes Haus. Keine Viehherde, kein Ziegenhirte. Da es hier nichts gibt, keine Sehenswürdigkeiten, keine Tiere, nur karge trockene Landschaft, die Bahnlinie, links davon ein Zaun und Telegrafenmasten, kann ich es mir leisten mit 80 über die gerade und nur leicht wellige Stecke zu brettern. Kein Rastplatz ist ausgeschildert. Nirgends findet sich ein schattiger Platz für ein Picknick.
Je weiter wir nach Norden kommen, umso wärmer wird es. Vor einigen Tagen hatte man noch das Gefühl von kühler Luft, wenn man die Hand aus dem Fenster hielt, jetzt spürt man nur noch Warmluft.
Dann endlich, an der B 4, gleich vor der Brücke über den trockenen Fish River finden wir einen Rastplatz für unsere Mittagspause.
Nun fahren wir wieder auf Asphalt. Die Straße steigt leicht an und wir queren felsige Landschaft mit kegelförmigen oder abgeplatteten Bergen mit Geröllhalden und tiefen Einschnitten zu beiden Seiten der Straße. Trapezförmige Berge, deren felsiger Rand wie eine Mauer erscheint und noch darauf wartet von der Erosion abgetragen zu werden. Manchmal kann man direkt an der Straße an den Steinplatten die übereinander liegenden Schichten erkennen.
Fishriver an der Brücke der B 4
Am alten Kalkofen vorbei fahren wir schließlich auf das Gelände der Lodge. Hier kann man wirklich eindrucksvoll studieren, wie man ein so altes Grundstück gestalten kann. In dem staubigen Boden voller Geröll sind Wege aus Natursteinen angelegt, nicht unbedingt besonders eben, aber irgendwie passend zum gesamten Gelände. Nichts, was eigentlich unbrauchbar ist, wird hier weggeworfen. Alles wird verwertet. Alte verrostete Blechdosen dienen als Aschenbecher bzw. zur Aufnahme von Zigarettenstummeln. Aus einer alten Waschschüssel wurde ein Wandspiegel. Selbst in unserem Bungalow dient ein Stück einer zerbrochenen Holzlatte als Aufhänger. Überall findet man alte Gerätschaften, die dekorativ angeordnet sind. Die alte Tankstelle mit historischen Säulen, die noch Gallonen anzeigen, wirkte auf den ersten Blick, als wir gestern auf das Gelände fuhren, wie echt. Die „Reader Corner“ ist ein Sessel aus dem Blechteil einer Maschine, die Füße ruhen auf einem Stein. Sitzen kann ich für ein Foto nur wenige Sekunden, sonst würde ich einen Hintern bekommen wie ein Pavian, denn das Blechteil ist hat sich in der Sonne aufgeheizt wie eine Herdplatte.
Paviane soll es auf dem Farmgelände auch geben, zum Glück kommen sie aber nicht zur Lodge, höchstens mal bis zur Wasserstelle, die etwa 200 Meter vor den Bungalows liegt. Abends wird die Wasserstelle beleuchtet.
Alles im und um das Haus wirkt sehr originell improvisiert und passend zur wüstenhaften Umgebung. In unmittelbarer Sichtweite führt die Bahnlinie Keetmanshoop-Aus vorbei. Die Böschung ist mit Schotter aufgeschüttet, stellenweise liegt Sand darüber, der sicher angeweht ist, denn auch wir spüren zwischendurch manche heiße Windbö, die die Windstille für Sekunden unterbricht.
Der Farmer fragt, ob wir mitfahren wollen, denn er muss eine Windmotor an einer Wasserstelle inspizieren. Wir brauchen dafür auch nichts bezahlen, fügt er noch hinzu. Normalerweise werden ja Touren über das Farmgelände nur gegen Bezahlung durchgeführt. Die Leute hier leben schließlich davon. Spontan sagen wir zu.
Dann genießen wir eine ganz besondere Tour. Erst fährt er eine ausgefahrene Piste parallel zur Bahnlinie, die über das Farmgelände verläuft. Auf einmal biegt er ab auf die Böschung und wir finden und auf den Bahngleisen wieder. Stellenweise rattert es ganz schön, besonders auf einer Brücke, aber an vielen Stellen sind die Schwellen fast mit Sand bedeckt und kaum noch zu sehen. Nach etwa eineinhalb Kilometern fährt er die Böschung in einer ausgefahrenen Spur wieder runter. Nun geht es in die Wüste hinein. Auf schmalen Sandpisten fährt er sicher und wegen uns vielleicht auch etwas langsamer durch die Sandebene, zwischen weitläufigen Dünen hindurch und über manche auch hinweg, immer der Spur folgend, die nur von ihm stammen kann, denn außer einem Pickup sehen wir keine anderen Fahrzeuge auf der Lodge. Uns tut sich hier, abseits der öffentlich befahrbaren Pisten eine andere, scheinbar unberührte Welt auf. Springböcke kreuzen im schnellen Galopp unseren Weg und Strauße suchen schnell das Weite. Hier ist der Mensch der Feind dieser Tiere, nicht der Löwe oder Leopard, wie beispielsweise im Etosha. Nach etwa 5 Kilometern Fahrt, über Stock und Stein, durch Geröllfelder und Wüstensand, sehen wir das Windrad. Es steht still, denn es geht nicht genug Wind, um es in Bewegung zu setzen. Eine Herde von etwa acht Spießböcken steht traurig davor. Als wir uns nähern spritzen sie schnell auseinander. Die Tränke ist trocken. Ein Rohr hat ein Loch. Er will es morgen reparieren.
Zurück nimmt er nicht den gleichen Weg, sondern fährt weiter über eine Steinwüste, etwas abseits der Sanddünen leicht bergauf. Erst dachte ich, dass er einen Hügel vor uns umfahren wird, dann steuert er aber direkt darauf zu, hält kurz an, um auf L4 zu schalten und quält den Landrover im Schleichgang über eine steinige Piste steil aufwärts. Die Reifen rutschen ein paar Mal, der Landrover schüttelt sich und schon stehen wir ober auf einem Plateau, vielleicht 200 m im Durchmesser und fast die gesamte Wüste ringsum liegt ein Stück unter uns. Weiter entfernt ragen noch einige Insel-Tafelberge höher hinaus. Er steigt aus und zeigt mit dem Arm in die Runde, als wollte er sagen: „Das ist alles meins.“ Dabei macht er eigentlich einen sehr bescheidenen Eindruck und wir sind überzeugt, dass er uns nur den schönen Ausblick zeigen wollte. Stolze 20.000 ha nennt er sein eigen. Leider wächst hier nichts und Rinder kann er hier auch nicht halten. Nur Wildtiere tummeln sich hier. Ganze 20 mm hat es im letzten Jahr geregnet. 15 mm im Oktober und 5 mm im Dezember.
Piste auf Bahngleisen
20.000 ha gehören zur Alte Kalkofen Lodge
Am Nachmittag ist es unerträglich heiß, unser Thermometer zeigt 37,6 °C an. Deshalb verbringen wir den rest des Tages im Schatten auf unserer kleinen Terrasse mit Blick auf die Wasserstelle.
Kurz nach 17 Uhr kommen heute die ersten Springböcke zum geselligen Durst stillen. Der schönste Platz ist auch in der Wüste wohl immer noch an der Theke. Auch uns geht das so, wenn wir beim abendlichen Dinner nach überstandener Tageshitze das obligatorische Windhoek Lager bestellen.
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