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Windhoek, am Mittwochmorgen, den 4. September 2013. Der Airbus von Air Namibia setzt nach etwa zehn Stunden Flug sicher auf dem Flughafen Windhoek auf. Zum ersten Mal betreten wir afrikanischen Boden.
Wie kann man nur nach Afrika reisen, klingt es uns noch in den Ohren. Wo es doch dort so gefährlich ist. Alle Bedenkenträger, die wir kennen, haben sich vorher zu Wort gemeldet. Dort herrscht doch Mord und Totschlag. Und dann die wilden Tiere. Was macht ihr denn, wenn euch ein Löwe angreift? Dann noch die vielen Giftschlangen. Ist denn in Afrika nicht alles ziemlich schmutzig? Gibt es denn da auch was Ordentliches zu Essen? So oder ähnlich lauteten die Kommentare zu unseren Reiseplänen. Und was tun wir? Wir schlagen alle Warnungen in den Wind und wagen uns im wahrsten Sinne des Wortes in die Höhle des Löwen, in der Hoffnung wenigstens aus der Ferne mal einen zu Gesicht zu bekommen. Denn Löwen sollen nicht mehr zu den meisten Bewohnern Namibias zählen.
Unser Toyota steht bereit, natürlich mit dem Lenkrad auf der falschen Seite, weil nach den Deutschen die Briten hier waren und ihren bescheuerten Linksverkehr hinterließen.
Mit einer SIM-Karte von MTC wird unser deutsches Handy in Namibia eingebürgert. Nun sind wir südwestafrikatauglich.
Auf den ersten Kilometern nach Windhoek lernen wir, dass Tiere Vorfahrt haben. Eine Herde Steppenpaviane kreuzt laut schreiend unseren Weg und zwingt uns die Geschwindigkeit zu drosseln, damit sie unverletzt im trockenen Busch verschwinden können.
Das Gästehaus mit deutschsprachigem Management, in dem wir die ersten beiden Nächte verbringen, ist ein Hochsicherheitstrakt. Sicher wegen der Löwen, die hier immer auf der Suche nach menschlicher Nahrung durch die Stadt streifen. Oder soll es hier doch den einen oder anderen Kriminellen geben, der darauf spekuliert die reichen Touristen auszurauben? Man wird hier wissen warum.
Windhoek ist laut und quirlig. Dauernd wird gehupt. Die großen Einkaufszentren mit riesigen Parkhäusern sind schon vormittags voll.
„Hallo, wir sind die Ossis von Namibia.“ Mit diesen Worten stellen sich uns vor der Touristeninfo zwei freundliche Männer in den Weg. Uns ist bekannt, dass einst Kinder in die DDR verfrachtet wurden, um Namibia später, nach sozialistischer Eliteausbildung, auf den Weg zum alleproblemelösenden Kommunismus zu führen. Dann fiel die Mauer. Der damalige Präsident wollte seine „Elite-Kinder“ nicht dem nun kapitalistischen Deutschland überlassen und holte sie quasi über Nacht zurück. Die waren nun Fremde im eigenen Land, sprachen zwar perfekt Deutsch, hatten aber die Stammessprachen und Afrikaans fast verlernt. Für die schwarzen Namibier sind sie die „Deutschen“, sie selbst sehen sich als die „Ossis Namibias“. Eine Betroffene hat darüber ein Buch geschrieben Kind Nr. 95. Helfen soll denen, die bis heute immer noch nicht richtig Fuß fassen konnten, ein Selbsthilfeverein. Einer der Männer macht ungefragt seinen Rücken krumm, damit ich unsere Spende in die darauf platzierte Liste eintragen kann. Unter hundert Namibiadollar geht nichts. Sind ja auch nur acht Euro.
In Windhoek selbst interessieren uns eigentlich nur ein paar Überbleibsel aus der Kolonialzeit, in der Deutschland meinte, das Kaiserreich unbedingt erweitern zu müssen. Kaum dreißig Jahre währte diese Epoche und im Ergebnis liegen viele stolze deutsche Reiter über das Land verstreut im Wüstensand begraben. Übrig geblieben sind in Windhoek ein paar schöne restaurierte Gebäude und viele deutsche Straßennamen, die die sozialistische Regierung jedoch nach und nach verschwinden lässt. Statt Altes Amtsgericht, heißt das Gebäude jetzt SADC Tribunal. Der Beamtenapparat der Regierung hat seinen Sitz allerdings immer noch im Tintenpalast und vom Bahnhof startet gelegentlich noch der Desert-Express mit Touristen. Und weithin sichtbar thront auf seinem steinernen Sockel noch der „Schutzreiter“, der zum Ende des Jahres 2013 das Verhältnis zwischen deutschstämmigen Namibiern und SWAPO-Regierung auf eine harte Probe stellen soll - siehe Text zum Foto.
Gelandet auf dem Hosea Kutako Airport Windhoek. Den Weg zur Ankunftshalle legt man hier zu Fuß zurück.
In der Halle des Flughafens Windhoek bildet sich nach jeder Landung eine Schlange vor dem Bankschalter. Dabei ist es recht einfach den Geldautomaten daneben zu benutzen.
Bei der Autoübernahme (hier von Europcar) muss man unter anderem darauf achten, dass die Schlösser der Heckklappe sich öffnen lassen. Meist sind sie durch Staub zugesetzt. Hier hilft nur Sprühöl und Bewegung.
Schon kurz nach der Abfahrt Richtung Windhoek kreuzt eine Herde Paviane die Straße.
Das Gaestehaus Casa Piccolo ist gesichert wie Fort Knox.
Innenhof des Casa Piccolo
Wir haben den "Schutzreiter" noch auf seinem Platz stehen sehen. Inzwischen ist er demontiert und in den Innenhof der Alten Feste verbannt worden. Erledigt hat das in einer Nacht- und Nebelaktion an den Weihnachtsfeiertagenein ein Trupp Nordkoreaner, im Auftrage der SWAPO-Regierung. Diese illegale Aktion der Regierung hat besonders unter den deutschsprachigen Namibiern viel Staub aufgewirbelt, denn der "Schutzreiter" stand unter Denkmalschutz.
Den Bahnhof Windhoek passieren nur wenige Güterzüge. Gelegentlich startet hier noch der Desert-Express mit Touristen. Durch das interessante Museum im Gebäude führt uns ein Deutsch-Nambier.
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