Island 2000 - Westfjorde

A u G . l e

Flagge Island Kirkjufell Latrabjarg Dynjandi Hestur Djupavik Sunset in Kidafell
Island 2000 - 10 Tage durch die Westfjorde
Island 2000 - Navigation
Montag, 19. Juni 2000 - 9. Tag
Zum Hof Kiδafell

Heute ist unser letzter ganzer Tag in Island. Morgen müssen wir zurück. Die Westfjorde, unser eigentliches Ziel, liegen schon weit hinter uns. Noch so viel gäbe es zu sehen und zu entdecken ...
Um 9.50 Uhr fahren wir von Bjarg ab. Es ist windig, aber teils auch sonnig, Wetter mit dem man in Island sehr zufrieden sein kann.

Von Bjarg aus geht es den Hvalfjördur (Walfjord) entlang.
Wir verzichten auf die Abkürzung durch den neuen Tunnel und sparen dabei noch 1000 Kronen.
Schild Tunnel
Hvalfjördur
Da wir Zeit haben, wählen wir die lange aber landschaftlich schöne Strecke um den gesamten Fjord.
Bei der kleinen Siedlung Miδsandur mit dem Berg Þyrill im Hintergrund, hatte die amerikanische Flotte ihr Hauptquartier. Die Baracken stammen noch aus dieser Zeit. Heute hat die NATO hier ein Öldepot.
Midsandur
Tor vor Glymur
Hinter diesem Tor beginnt der Wanderweg zum Wasserfall Glymur. Zweimal schon sind wir hier vorbeigefahren, einmal 1997 und dann bei unserer Anreise vor 9 Tagen. Heute wollen wir aber zum Glymur wandern, dem mit 200 m höchsten Wasserfall Islands.
Am Parkplatz neben dem Tor hängt diese Übersichtskarte des beliebten Wander-weges Leggjabrjótur zwischen Thing-vellir-Nationalpark und dem Tal Botnsdalur. Karte Glymur
Schild am Tor
Auf diesem Schild wird darauf hingewiesen, dass Stóri Botn (Großer Grund) Eigentum des Forstamtes ist und seit 1982 die 2000 ha auf 22 km Länge eingezäunt sind. Es ist verboten ohne Genehmigung hineinzufahren und zu zelten. Ausflugsgäste sind willkommen, aber man soll vorsichtig sein bei den Schluchten und Felsen.
Gegen 11.30 Uhr laufen wir los. Der Himmel ist inzwischen bewölkt, aber es bleibt trocken.
Verlassene Höfe
Litla Botn
Als erstes kommen wir an einer verfallenen Scheune des Hofes Litlabotn vorbei.
Kurz dahinter liegt der verlassene Hof Storíbotn.
Stori Botn
Fichten

Dann geht der breite Weg in einen schmalen Pfad über. Erst geht es durch breite blumige Wiesen, auf denen schon länger kein Vieh mehr geweidet hat. An beiden Seiten des Gebirgsflusses Botnsá wachsen breite Lupinenfelder. Danach geht es durch einen schönen Fichtenwald, der hier wegen der geschützten Lage im Tal gut gedeihen kann.

Der Pfad führt ziemlich ansteigend meist am Fluss entlang. Von der Hochebene kommen immer wieder Bäche herunter, die sich dann weiter unten zum Botnsá vereinigen.
Bald hat man dann auch einen Einblick in die tiefe Schlucht, in die der Glymur in mehreren Etagen hinabfällt. An den Steilwänden der Schlucht nisten auch Unmengen von Vögeln, die mit lauten Gekreische hin und her fliegen.
Dann müssen wir noch einen steilen Hang hinauf. Die Schotterplatten sind zwar zu einem Pfad gelegt worden, aber man muss trotzdem aufpassen, dass man nicht abrutscht, denn die Kante zur Schlucht ist nicht weit. Vor dem letzten Hang treffen wir zwei deutsche Mädchen, die gerade von oben runter kommen. Sie versichern uns, dass es nun nicht mehr weit ist.

Dann, nach etwa zweieinhalb Stunden, haben wir eine Hochebene erreicht. Hier ist man am oberen Teil des Wasserfalles angelangt. Ein Stück weiter käme man zum See Hvalvatn aus dem der Fluss Botnsá entspringt. Für uns ist aber Ende hier, damit wir nicht zu spät zurück kommen.
Glymur oben
Glymur Mitte
In einem Stück kann man den Wasserfall nicht sehen.

Um die einzelnen Kaskaden filmen zu können, robbe ich an die Kante heran. Ich schiebe mich trotz etwas Höhenangst soweit vor, bis ich mit Kopf und Kamera über der Schluchtkante bin und nach unten filmen kann. Angelika hält mich zusätzlich noch an den Füßen fest. Eigentlich wäre das nicht nötig, denn 80% meines Körpers liegen ja fest auf, aber ich fühle mich sicherer.

Glymur Mitte

Bei einer ausgiebigen Pause stärken wir uns und genießen die Rundumsicht über die Hochebene und bis weit in den Hvalfjörδur hinein. Langsam lockert der Himmel wieder etwas auf, Die dicken grauen Wolken behalten die Feuchtigkeit für sich und geben wieder etwas Blau frei. Trotzdem hier oben alles frei ist, spüren wir nur einen leichten Wind. Schade, dass die Zeit nicht reicht noch bis zur Quelle des Botnsá am Hvalvatn zu wandern.
Den gleichen Weg geht es dann wieder zurück, vorsichtig den Schotterhang hinunter, durch Buschwerk, mannshohe Fichten, Wiesen und an den verlassenen Höfen vorbei bis zum Parkplatz vor dem Zaun. Erst als wir um 16.00 Uhr dort unten ankommen gibt es einen Regenschauer und wir retten uns schnell ins Auto. Glück muss der Mensch haben und wenn es nur beim Wetter ist.

Hvalfjördur


Es dauert aber nicht lange und schon scheint wieder die Sonne. An einer schönen Stelle des Hvalfjörδur halten wir nochmal an. Ich lehne mich an einen großen Stein, schließe die Augen und lasse mich von der schwächer werdenen Sonne bescheinen. Es dauert nicht lange und ich schlafe sogar ein, die beste Erholung, die es nach einer solchen Wanderung geben kann.

Auf dem weiteren Weg, am Hvalfjörδur entlang überqueren wir den Laxá, einen der besten Lachsflüsse des Landes, der hier in den Fjord mündet.

Laxa
Angler im Laxa
Wir setzen uns am Ufer auf einen Stein und sehen eine Weile einem Angler zu der hier sein Glück versucht.


Ein paar Kilometer weiter biegen wir links ab ins Miδdalur. Dort liegt der Bauernhof Kiδafell, unsere letzte Unterkunft in Island.

Erstaunlich für uns war es, hier auf dem Hof einen Brasilianer anzutreffen. Er heißt Paco, lebt seit sieben Jahren in Island, führt hier den Haushalt und kümmert sich um die Touristen.

Hof Kidafell

Den alten Bauern, der noch im Katalog von Icelandic Farm Holidays mit abgebildet ist, sehen wir nicht. Er lebt nicht mehr. Sein Foto steht im Wohnzimmer. Sein Sohn, der uns in Empfang nimmt als wir aussteigen, fragt ob wir telefonisch reserviert haben. Offenbar sind noch andere Gäste angemeldet. Gleich kommt aber Paco hinzu und meint, dass das kein Problem wäre, es gäbe Platz. Er hat offenbar den besseren Überblick. So erhalten wir ein schönes Zimmer mit Aussicht auf den Fjord und die Berge dahinter. Paco zeigt uns das Wohnzimmer, das allen Gästen zur Verfügung steht, die Küche, die wir mitbenutzen können und das Bad. Er selbst schläft in einer schmalen Kammer und unten gibt es nach ein kleines Zimmer mit Couchgarnitur und Fernseher. Die Atmosphäre in diesem Haus wirkt sehr familiär. Etwas schöneres kann man sich am letzten Abend kaum noch wünschen. Im Küchenherd brutzelt gerade eine große Ente vor sich hin. Es ist das Abschiedsessen für eine schwedische Praktikantin, die hier auf dem Hof war und morgen früh wieder abreisen muss. Dann kommen noch zwei Holländerinnen an. Eine von ihnen wohnt schon lange in Island und spricht auch perfekt deutsch. Sie will ihrer Freundin, die aus Holland angereist ist, Island zeigen.
Die drei Hofbewohner haben sich, nachdem sie die Ente verspeist haben, ins Fernsehzimmer zurückgezogen, denn es ist gerade Fußball-Europameisterschaft. Paco meint, wir können uns mit dazusetzen, wenn wir wollen. Aber die beiden Männer und ihre schwedische Praktikantin haben das kleine Zimmer schon dermaßen zugeraucht, dass wir es lieber vorziehen an die frische Luft zu gehen.

Pferd
Auf der Koppel am Hof weiden ca. fünfzehn bis zwanzig schöne Pferde.
Paco hat übrigens die Bilder an den Stallwänden und auch einige, die im Haus hängen gemalt. Er hat einen recht eigenwilligen Malstil, denn alle Tiere und Menschen auf den Bildern sind ohne Gesicht.
Bemalte Stallwände
Treibholzfigur
Der Garten ist dekoriert mit interessanten Treibholzgebilden in Form von Tieren.
Da es jetzt am Abend immer wieder Regenschauer gibt, ziehen wir uns jedesmal in das große Wohnzimmer mit der alten gemütlichen Einrichtung zurück. Es steht allen Gästen offen.
Wohnzimmer
Sundown in Kidafell
Trotz der Regenschauer werden wir noch mit einem lange andauernden sehr schönen Sonnenuntergang belohnt. Ein sicher seltenes Ereignis in Island.

Die drei Hofbewohner sind nach Ende des Fußballspieles nochmal ausgeritten und kommen jetzt gegen Mitternacht im Sonnenuntergang bei strömendem Regen zurück. Ein letzter besonders heftiger Regenschauer hatte sie überrascht. Aber Skandinaviern und solchen, die es wie Paco geworden sind, macht das nichts aus. Wir beobachten die Himmelserscheinung lieber vom gesicherten Platz am Fenster.


nach oben

Counter