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Freitag, 16. Juni 2000 - 6. Tag
Von Ísafjörδur nach Djúpavík
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Heute nehmen wir wieder mal ein Hotelfrühstück ein. Es ist immer wieder angenehm, sich an einem üppigen Büfett bedienen zu können. Zwar kostet es 800 IKR je Person, aber dementsprechend ist auch reichlich gedeckt.
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Das Wetter sieht heute ganz nach unserem Geschmack aus, jedenfalls bis jetzt. Es ist nur leicht bewölkt und es weht auch nur ein leichter Wind. Von Ísafjörδur aus fahren wir die 61 (Djúpvegur) immer an den Fjordküsten entlang.
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In Súdavík, einem 200 Einwohner-Dorf, tanken wir 23,14 Liter für 2.186 IKR. Das Dorf bildete sich nach der Jahr-hundertwende, nachdem Norweger eine Walfangstation eröffnet hatten. Auch heute betreibt man hier noch Fischfang und -verarbeitung sowie etwas Land-wirtschaft. |
Am 16. Juni 1995 fiel frühmorgens eine Lawine über das Dorf. Dabei kamen 14 Bewohner ums Leben, 12 konnten lebend geborgen werden. Von den 70 Häusern wurden 22 zerstört. |
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Einige Kilometer weiter kommt man vorbei am Hof Svarthamar (Schwarzer Hammer). Von hier stammte Jón Ólafsson (1593-1679) "der Indien-fahrer", einer der am weitest gereisten Isländer im 17. Jahrhundert. Er schrieb ein Buch über seine Reisen, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde. |
Von der Landspitze Kambsnes aus sieht man über die Insel Vigur hinweg den 925 m hohen Drangajökull den einzigen Gletscher der Westfjorde. |
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Der ehemalige Hof Eyri ist von historischer Bedeutung. Es war der Wohnsitz von Magnús Magnússon (1630-1704), Bezirksvorsteher, Hexenverfolger und Annalenschreiber. Es war auch die Geburtsstätte von Ólafur Olavius (1741-88), Reiseschrift-steller und Wissenschaftler. In der zum Hof gehörenden Kate Tröδ wurde Magnús Hj. Magnússon (1873-1916), Dichter zu Þröm, geboren, der Halldór Laxness als Vorbild für seinen Romanhelden Ólafur Ljósvíkingur diente.
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Dieser markante Berg auf der Halbinsel zwischen Seydisfjörδur und Hestfjörδur wird Hestur (Pferd) genannt. Er ist 547 m hoch.
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Direkt gegenüber dem Hestur treffen wir auf eine Eiderentenkolonie. Obwohl es bis zum Fjordufer unten noch eine ziemliche Entfernung ist, setzen sie sich bei unserem Erscheinen in geordneter Formation ins sichere Wasser ab. Sie werden hier an verschiedenen Plätzen zur Daunengewinnung gezüchtet. |
Neben den alten, langsam verfallenden Gebäuden des Hofes Hvítanes sind neue gebäude entstanden. Eines von wenigen Beispielen, wo die Erben keine Land-flucht begangen haben. |
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Die 0,59 km² große Insel Vigur mit einem Bauernhof ist ein Brutplatz von Eider-enten und Papageientauchern. Hier gibt es auch Island einzige Windmühle. |
Auf den Schären im Fjord aalen sich einige große Seehunde. Sie sind sehr scheu, man darf also nicht zu nah heran. Leider haben wir kein Kamerastativ dabei, deshalb sind die Videoaufnahmen im Zoombereich ziemlich verwackelt. |
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Hier liegt gegenüber der Fjord Kaldalon mit dem gleichnamigen Tal, in das eine Zunge des Drangajökull hinabreicht. In den letzten Jahrzehnten ist die Gletscherzunge aber zurückgegangen. |
Zwischen dem Mjóifjörδur und dem Ísafjörδur führt die 61 als Abkürzung über das Eyrarfjall. Wer mehr Zeit hat kann auch hier die gesamte Strecke auf der 633 (Vatnsfjarδarvegur) am Fjordufer entlang fahren. Wir fahren aber schon lange auf unbefestigten und heute, bei dem trockenen Wetter, staubigen Straßen, so dass uns die Abkürzung recht ist. Die Route 61 wurde erst 1975 fertiggestellt.
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Am Ísafjörδur versperren Pferde den Weg. Ohne Scheu gehen sie an das Auto heran und lassen sich füttern.
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Der verlassene Hof Arngerδareyri war früher ein Handelsplatz der Anwohner im inneren Teil von Ísafjarδardjúp. Das Haus muss mal sehr schön gewesen sein.
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Nur ein paar Meter vor dem Haus stolpern wir fast über ein verwesendes Schaf. Ein grausiger Anblick. |
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Am Ende der Fjordlandschaft geht es hoch über die Steingrimsfjarδarheiδi (440 m) auf die Ostseite der Nordwest-Halbinsel. Auf der Hochebene mit vielen Seen und Teichen liegt auch noch jede Menge Schnee. Hier oben ist es kalt und windig. Auf der ausgesprochen flachen Hochebene konnte man sich früher bei trübem Wetter leicht verirren.
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Im April 1774 soll sich ein Mann verirrt und 15 Tage auf der Ebene verbracht haben, bis man ihn schließlich völlig entkräftet und mit Erfrierungen fand. Ein weiterer Reisender soll sich 1887 verirrt haben und 6 Tage gewandert sein, bis er fast erfroren zu einem Bauernhof gelangte.
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Heute ist alles einfacher. Das Wetter ist nicht trübe und wir haben ein Auto. Nach 2 Stunden, einschließlich Foto- und Filmstopp, haben wir die 41 km Schotterstraße hinter uns.
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Noch sind wir aber nicht am heutigen Ziel angelangt. Bis zum Hotel Djúpavík sind es nochmal 60 km unbefestigte Straße auf der 643 (Strandavegur). An manchen Stellen muss man sehr vorsichtig fahren, da Schotter auf der Straße liegt, der immer wieder von den seitlichen Hängen herunter rutscht. |
Gegen 19.00 Uhr haben wir es dann geschafft. Das Hotel Djúpavík ist erreicht. Über dieses Hotel sind wir schon sehr gut informiert. Im Nordis-Heft 1/2000 stand ein interessanter Artikel dazu. Ein Ehepaar hat das Gelände der alten Fischfabrik erworben und das Wohnheim der Arbeiterinnen zum Hotel um- und ausgebaut.
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Begrüßt werden wir von der Hotelwirtin Eva, die auch in dem Nordis-Artikel vorgestellt wurde. Sie zeigt uns die Schlafsackunterkünfte im Nebenhaus. Pro Person kostet es 1.500 IKR, das Frühstück kostet 700 IKR. Ein Doppelzimmer im Hotel würde 5.200 IKR kosten. Wir hätten zwar gern das Zimmer Nr. 9 ausprobiert, aber das ist einfach nicht unsere Preisklasse. Im Zimmer Nr. 9 soll sich nämlich der Geist einer Arbeiterin einquartiert haben. Gäste berichten von unruhigen Nächten.
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Unsere Unterkunft ist in dem erhöht liegenden Häuschen neben dem Hotel. Hier haben wir auch alles was wir brauchen und noch dazu zum erträglichen Preis. Das Rauschen des Wasserfalles kommt gratis dazu. |
Ansonsten ist Djúpavík eine Geisterstadt. Nachdem der Heringsboom der 30er Jahre vorbei war, gingen die Menschen wieder. Zurück blieben die Gebäude. Die alte Fabrik sieht schon ziemlich verfallen aus und Wind und Wetter werden das Übrige tun. |
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Wir wollen den Rest des Abends noch nutzen und machen nach 20.00 Uhr noch einen Ausflug fast bis zum Ende der 643. Dort liegt bei Krossnes direkt am Meer ein Schwimmbad. Es wird von einer nahen Heißwasserquelle gespeist. Der Überlauf plätschert einfach in den steinigen Strand. Dadurch ist immer frisches warmes Wasser im Becken. Ausprobiert haben wir es aber nicht.
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Die wilde Küste liegt hier voller Treibholz. Wo das wohl herkommt? Um das zu erfahren müsste man sich mit den Meereströmungen im Nordpolarmeer beschäftigen. Es kann eigentlich nur aus Sibiren stammen, wo es mit den großen Flüssen ins Meer gelangt und dann nördlich von hier vom Treibeis wieder freigegeben wird.
Wie immer fehlt uns die Zeit, über dieses Phänomen hier länger zu fabulieren, denn wir müssen auch wieder 25 km über die teils schlammige Piste zurück.
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Noch etwa 2 km weiter gibt es lt. Karte den letzten Bauernhof an der schroffen Küste. Von dort an ist die gesamte Nordküste völlig unbewohnt.
Wir machen uns auf den Rückweg.
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Auf dem Rückweg sehen wir am Berghang einen Polarfuchs entlang-laufen. Er bleibt ab und zu stehen, um nach uns zu sehen. Aber solange wir nicht aus dem Auto steigen, scheint es ihn nicht zu stören. |
Beim Bauernhof Stóra Ávik soll ein großer Granitblock liegen, der mit Treibeis von Grönland herüberge-kommen ist. Wir scheuen uns, zu so später Stunde noch über das Privat-gelände des Hofes zu gehen, um den Granitblock zu suchen. Sicher sieht er so ähnlich aus wie der, den wir 1997 bei Húsavík in Nordisland gesehen haben.
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Gleich gegenüber von Stóra Ávik liegt der Hof Litla Ávik in der Bucht Kistovogur. Hier fanden früher Hexen-verbrennungen statt. |
Es geht schon fast auf Mitternacht zu, als wir in der Ferne wieder Djúpavík sichten. |
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