Gleich hinter Horrocks hört der Asphalt auf. Über ein paar Kilometer ordentliche Gravelroad kommen wir wieder zur Port Gregory Road zurück. Noch vor Port Gregory biegen wir aber rechts ab auf den George Grey Drive Richtung Kalbarri.

Nun kommt aber noch ein ganz besonderer Abstecher. Wir wollen nämlich das „Fürstentum Hutt River Province“ besuchen, eine australische Kuriosität. Eigentlich ist es nur eine Farm am Hutt River, aber eben eine ganz besondere. Im deutschen Fernsehen gab es auch mal einen kurzen Bericht darüber. Der Farmer Leonard George Casley ist 1970 aus Zorn über die Weizenexportquoten Westaustraliens aus dem Commonwealth ausgetreten, hat sich damit von Australien getrennt und auf seinem Land die unabhängige „Province Hutt River“ ausgerufen, die im Status vergleichbar sein soll mit Hongkong. Möglich war das durch eine Gesetzeslücke.

Um dorthin zu gelangen, müssen wir etwa 30 Kilometer vor Kalbarri an einem kleinen unscheinbaren Wegweiser die Asphaltstraße wieder verlassen und 35 Kilometer über eine recht breite und ganz gut planierte Schotterstraße fahren. Mit 80 km/h kann ich da drüber brettern.

Nach einer halben Stunde stehen wir vor der Einfahrt. Der Hof sieht eigentlich aus wie der einer Farm. Nur dass hier zusätzlich noch ein paar andere kleine Gebäude stehen. Wir parken in einer Reihe mit den anderen Fahrzeugen vor dem Gebäude mit den Schildern „Government Offices“ und „Post Office“. Nach einem kurzen Rundumblick wagen wir uns hinein. Seine königliche Hoheit, Prinz Leonard, sitzt persönlich hinter dem Tresen des Postamtes, bedient die ersten Besucher und beantwortet ein paar Fragen. Der ältere Herr spricht für mich viel zu schnell und undeutlich. Sinngemäß verstehe ich nur, dass er den australischen Besuchern erklärt, wie und warum es zur Gründung seines kleinen Imperiums gekommen ist.

Der Mann ist schon ein Unikum und hat mit seiner Aktion, sich 1970 vom Britischen Empire loszusagen, schon eine gehörige Portion Zivilcourage bewiesen.

Im Gebäude gegenüber gibt es noch einen Souvenirshop und eine kleine Ausstellung. Hier kann man Geldscheine und Münzen der „Hutt River Province“ erwerben und noch vieles andere. In diversen Vitrinen sind Fotos von ihm und seiner Frau zu sehen. Er präsentiert sich auf einigen Fotos auch in fürstlichen Gewändern. Es fehlt bloß noch die Narrenkappe, dann könnte er als Prinz beim Kölner Karneval auftreten. Wir entdecken noch zwei Urkunden über die Verleihung von Ehrendoktorwürden und auch eine mit dem Foto von Papst Johannes Paul, als der noch sehr rüstig aussah.

Im Government Office reichen wir ihm unsere Pässe, denn wir müssen ja noch offiziel ein- und wieder ausreisen. Nach der Gesichtskontrolle prüft er die Echtheit der Pässe mit einer Quarzlampe. Erstaunlich was das so alles zum Vorschein kommt. Da müssen wir nun so weit reisen, in das sicher am wenigsten bekannte Fürstentum der Welt, um auch die versteckten Merkmale in unserem Reisepass kennen zu lernen. Prinz Leonard kommt zu dem Ergebnis, dass unsere Pässe echt ist. Dann drückt er den Einreisestempel hinein und fragt, ob wir heute auch wieder ausreisen. Nach einem „Yes“ bekommen wir auch gleich noch den Ausreisestempel. Kostenlos versteht sich. Hoffentlich sind durch die Stempel unsere, vor ein paar Wochen erst für viel Geld erworbenen, neuen Reisepässe nicht ungültig geworden. Mal sehen ob eine der nächsten Passkontrollen darüber stolpert. Nun verabschieden wir uns von seiner Hoheit Prinz Leonard of Hutt River und überlassen ihn seinen weiteren Amtsgeschäften, denn eben kommt ein kleiner Bus mit weiteren „Staatsgästen“ an.

Da wir den Ausreisestempel schon im Pass haben, müssen wir die Hutt River Province nun verlassen, ob wir wollen oder nicht.

Auf dem Wege nach Kalbarri halten wir noch einige Male an schönen Küstenklippen, wie Natural Bridge, Island Rock, Shellhouse Grandstand, Eagle Gorge, Rainbow Valley und Red Bluff.