Hurtigruten - Navigation
Dienstag, 27.06.2000 - 7. Tag
Hammerfest, Havøysund, Honningsvåg, Kjøllefjord, Mehamn, Berlevåg

Heute kommen wir zur nördlichsten Stadt der Erde, nach Hammerfest.
Frühmorgens um 5.30 Uhr legen wir für reichlich 2 Stunden hier an.
Hammerfest mit seinen 7.000 Einwohnern liegt auf dem gleichen Breitengrad wie die nördlichsten Gebiete von Sibirien, der nördlichste Punkt von Alaska, die Inseln nördlich von Kanada und die Mitte Grönlands. Durch die Auswirkungen des Golfstromes ist es hier aber wärmer.

Hammerfest
Wir spazieren bei feuchtkaltem Wetter durch den noch fast menschenleeren Ort. Wir sehen nur wenige Leute, die um diese Zeit schon zur Arbeit gehen. In einigen Gärten grasen Rentiere. Sicher sind das die selben, die uns schon 1995 nachts um 3.00 Uhr über den Wege gelaufen sind, als wir vom Nordkap zurückkahmen. Damals hatten wir ab Hammerfest einen Ausflug mit dem Schnellboot nach Honnigsvåg und von dort mit dem Bus zum Nordkap mitgemacht. Das war alles im Preis der Nordkallotten-Rundreise enthalten. Alle wollten am Nordkap die Mitternachtssonne erleben, aber außer Wind, Regen und Dunst war nicht viel zu sehen. So soll es die meiste Zeit am Nordkap sein. Nur einmal lichtete sich kurz der Dunst, so dass man von der Klippe das Meer erkennen konnte, mehr aber nicht. Ein Busfahrer aus Finnland erzählte, dass er schon 7 mal zum Nordkap gefahren ist und erst einmal schönes Wetter erlebt hatte. Wir werden es bei der Rückfahrt mit dem Auto ab Kirkenes noch einmal versuchen, auf das Plateau aber nur hinauffahren, wenn tatsächlich Sonne ist. Sonst kann man sich die Kosten sparen.

Hammerfest
Um 7.45 Uhr legen wir in Hammerfest wieder ab und widmen uns anschließend gleich dem üppigen Frühstücksbuffet. So ein skandina-visches Frühstück mit frischem rohem und geräuchertem Fisch ist schon eine feine Sache. Das gibt Kraft und gute Laune für den ganzen Tag.

Auf dem Weg nach Havøysund begegnet uns beim Frühstück wieder ein Schiff der Hurtigrute. Durch den Regen können wir den Namen des Schiffes aber nicht erkennen. Wenn man in den Fahrplänen nachsieht, könnte man aber rausbekommen welches es war. Danach ist für alle deutsch sprechenden Passagiere die Besichtigung der Brücke angesagt. Der Kapitän, der ganz gut deutsch spricht, erklärt die alten Instrumente, die noch vorhanden sind und wie das Schiff jetzt computergestützt gesteuert wird. Auf die Frage nach den Seemeilen, die das Schiff bisher zurückgelegt hat, hören wir, dass es bisher 2.728.000 Seemeilen sind. Das entspricht etwa der Strecken 129 mal um den Äquator herum.
Dann nähern wir uns Havøysund und der Kapitän verabschiedet uns auf deutsch mit den Worten: "So meine Damen und Herren, wir sind im nächsten Hafen, wir müssen arbeiten." Wir lachen alle über seine trocken witzige Ausdrucksweise im stark skandinavischen Akzent und bedanken uns für die Brückenführung.

In Havøysund legen wir um 10.15 für nur eine halbe Stunde an. Es ist Schmuddelwetter. Wir vertreten uns totzdem an Land etwas die Füßes und beobachten den Waren-umschlag. Der Ort hat 1.500 Einwohner und ist das Zentrum eines großen Inselreiches. Viele sind von den Inseln dorthin gezogen. Vor dem Krieg lebten hier nur 150 Menschen. Das Meer bietet hier nicht nur reichlich Fisch, sondern auch große Erdgas-vorkommen, die noch auf die Erschließung warten.

Havöysund
Honningsvag

Nach 2 Stunden Fahrt haben wir 12.25 Uhr dann schon den nächsten Hafen erreicht.
Honningsvåg ist mit 2.000 Einwohnern die Hauptstadt des Nordkaps. Von hier aus starten die Busausflüge dorthin. Da wir das Nordkap schon kennen und außerdem Sauwetter herrscht, sehen wir uns nur im Ort um, kaufen etwas ein und sind bald wieder an Bord wo es 17.00 Uhr weiter geht.

Jetzt nähern wir uns den nördlichsten Küstenregionen von Europa. Das Wetter wird dementsprechend immer ungemütlicher. Wir fahren den 120 km langen und 19 km breiten Porsangerfjord hinaus. Am Ende des Fjords umrunden wir den Sværholtklubben, einen der größten Vogelfelsen der Welt und überqueren den Eingang zum Laksefjord hinein.
Svaerholtklubben
Finnkjerka

Beeindruckend ist dann die Einfahrt in den Kjöllefjord mit dem Finnkjerka (Finnkirche), einer der schönsten Felsformationen des Landes. Wir filmen und fotografieren die Felsgebilde von allen Seiten und fragen uns dabei wie die Naturgewalten es fertig bringen, durch bloße Erosion solche For-mationen zu erschaffen.
In Kjöllefjord legen wir um 19.00 Uhr auch wieder nur für eine halbe Stunde an. An Finnkjerka vorbei geht es dann wieder in das nördliche Eismeer hinaus.

Dann umrunden wir mit dem Kinnarodden den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Hier auf dem offenen Meer herrscht jetzt ein ziemlicher Seegang, der uns langsam unsere Grenzen spüren lässt.

Kinnarodden
Mehamn

Um 21.15 Uhr machen wir für eine halbe Stunde in Mehamn fest, einem Fischerdorf der mit dem nördlichsten Hotelzimmer der Welt aufwarten kann. Ansonsten sieht der Ort nicht gerade einladend aus. Die Kirche ist, wie so oft in den nördlichen Gefilden, das schönste Gebäude des Ortes.
Beim Ablegen werden wir von einer Gruppe Einheimischer noch mit Gesang in den Sturm hinaus verabschiedet.

Die Sonne scheint inzwischen wieder, aber an unserem Bullauge geht die See schon ziemlich hoch vorbei. Kaum sind wir aus der schützenden Bucht hinaus, werden die Wellen immer höher und uns wird ziemlich flau in der Magengegend. Wir halten uns meist draußen auf, weil wir meinen den Seegang so besser ertragen zu können. Außerdem sind wir fasziniert von der Sonne, die die ganze Zeit über den nördlichen Horizont scheint. Zwei kleine Kutter, die uns begegnen, kämpfen wie wir gegen Wind und Wellen an. Auf der Brücke ist aber alles ruhig. Der diensthabende Offizier trinkt in aller Ruhe seinen Tee und auf dem Sessel vor dem Terminal sitzt ein etwa zehnjähriger Junge, der unter der Obhut der Besatzung steht. Er kam in Stockmarknes an Bord und wurde dort von seinem Vater einem Offizier übergeben. Jetzt hält er sich meistens auf der Brücke auf.

Der Wellengang ist inzwischen so hoch, dass es uns nass und kalt erwischt. Ich mache gerade einige Filmaufnahmen vom Oberdeck aus, links neben der Brücke, als der Schiffsbug tief in eine Welle eintaucht und der Wind eine Gischtwolke über das Schiff schickt. Ich habe gerade noch Zeit mich zu ducken und die Kamera zu schützen, dann klatscht ein Schwall Wasser auf mich herab.
Seegang

Glücklicherweise sind wir in Sachen Kleidung gut gerüstet und die Kapuze hält alles vom Kopf ab. Die Kamera bleibt trocken, da ich mich auf eine solche Situation vorbereitet habe. Dazu habe ich den Reißverschluss der Jacke immer etwas offen, so dass ich die Kamera sofort unter die Jacke schieben kann. Auch im Wind ist soviel Salzwasser enthalten, dass man eine teure Videokamera unbedingt davor schützen sollte.

Mitternachtssonne
Kurz vor Mitternacht fährt in einiger Entfernung die MS Nordkapp an vorüber. Die üblichen Signale bei solchen Treffs bleiben diesmal aber aus, wahrscheinlich will man die schon schlafenden Passagiere durch die Schiffssirenen nicht wecken.
In voller Pracht steht die Mitternachtssonne über dem Horizont und das Schiff läuft daran vorbei. Dass wir bei dieser Tour, die von soviel schlechtem Wetter beherrscht wurde, noch mit solchen Aufnahmen belohnt werden, hätten wir fast nicht mehr geglaubt.


Gegen 00.15 laufen wir in den Hafen von Berlevåg ein und sind froh über 20 Minuten Ruhe bis zum nächsten Sturm. Der Hafen wird durch eine riesige Mole aus Tetrapoden geschützt, das sind fünfarmige 15 Tonnen schwere Betonkolosse, die so miteinander verbunden sind, dass das Wasser zwar hindurchfließt, aber auch 9,8 m hohe Wellen der Mole bis heute keinen Schaden zufügen konnten. Nachdem die alte schützende Steinmole in Stürmen 2 mal verschwand hat man 1973 diese stabile neue Mole fertiggestellt.

Nach der Abfahrt von Berlevåg begleitet uns die Mitternachtssonne noch bis wir gegen 2.00 Uhr nachts endlich zu müde sind um uns weiter auf Deck aufzuhalten.
Wider Erwarten können wir trotz des Wellenganges in unseren Kojen gut schlafen.
Mitternachtssonne

nach oben

Counter