Samstag, 24. Juni 2000 - 4. Tag Trondheim und Rørvik
Als wir um 8.00 Uhr morgens in Trondheim eintreffen werden wir wegen des Jubiläums wieder mit Musik begrüßt. Eine großer Spielmannszug in roten Uniformen hat Aufstellung genommen und unterhält uns während des Austeigens. Hier steigt auch der alte Mann aus, der erst in der Nacht in Kristiansund eingestiegen ist. Offensichtlich hatte er gehofft abgeholt zu werden, denn er sieht sich etwas unsicher um. Dann fragt er einen der Hafenarbeiter nach dem Weg, geht in die Richtung in die dieser weist, kehrt aber nach einer Weile wieder um und geht in die entgegengesetzte Richtung am Kai entlang. Dann verlieren wir ihn aus den Augen. Hoffentlich verläuft er sich nicht.
Wir haben hier vier Stunden Zeit für einen Stadtbummel. Trondheim ist uns schon aus dem Vorjahr bekannt, als wir hier in der Nähe am Trondheimfjord drei Wochen lang erfolgreich Seelachse und Dorsche geangelt haben. Die Stadt wurde im Jahre 997 gegründet und war Norwegens 1. Hauptstadt als das Land zu einem Reich vereinigt wurde. Das Wahrzeichen der Stadt ist der Nidaros-Dom in dem Norwegens Könige gekrönt wurden.
Die Architektur Trondheims wird von Holz dominiert. Nach einem Brand im Jahre 1681 fertigte ein Luxemburger einen Grundriss an, auf dem die Stadt heute noch basiert.
Wieder zurück am Schiff beobachten wir wie ein norwegisches Ehepaar mit Rucksäcken auf einem Tandem mit Anhänger ankommt. Beide sind ziemlich groß, blond und sehen damit aus wie echte Wikinger. Im Anhänger sitzt ein Kleinkind. Als sie alles zum Verladen fertig machen, nimmt die Frau das Kind aus dem Anhänger um es in einem vom Ehemann bereit gehaltenen Tragesack zu verstauen. Vorher riecht sie aber noch an der Hose, wahrscheinlich um sicher zu gehen, dass die Windel noch nicht voll ist. Dann wird vom Schiffspersonal das Tandem und der Anhänger verladen. Im Unterdeck ist ein Raum vorgesehen in dem die Gepäckstücke und sperrigen Gegenstände der Passagiere verstaut werden, die nur im Kurzstreckenbetrieb reisen und keine Kabine haben.
Pünktlich um 12.00 Uhr legen wir ab. Das Schiff bringt uns nun wieder Richtung Westen an die Küste. Wir verlassen jetzt den Trondheimsfjord mit Kurs nach Norden.
Am Nachmittag so gegen 16.00 Uhr erreichen wir den engen Stokksund. Hier begreift man wie wichtig gute Seekarten und hervorragende Navigationskenntnisse sind.
Die Hurtigrute, die an einer der aufregensten Küstenstreifen der Welt entlangfährt, ist eine faszinierende Mischung aus erstklassigem Passagier- und volkstümlichem Transportschiff. Zwischen Bergen im Süden und Kirkenes im Norden verkehren insgesamt 11 Schiffe der Hurtig-rute, die unterwegs 34 Häfen anlaufen. Als wir um 20.30 Uhr in der kleinen Hafenstadt Rørvik anlegen, werden wir von einer kleinen Blaskapelle begrüßt. Die Ankunft eines Hurtigrutenschiffes gleicht in manchen der kleineren Häfen einem regelrechten Volksfest und ist der Höhepunkt des Tages. Der Kapitän bedankt sich für den Empfang und lädt alle zur Besichtigung des Schiffes ein.
Für die Einwohner von Rørvik ist heute ein besonderer Tag, denn mit der "Lofoten" liegt gleich noch eines der alten Hurtigrutenschiffe im Hafen. Wir nutzen den dreisviertelstündigen Aufenthalt um die "Lofoten" zu besichtigen. Es ist nach unserer "Harald Jarl" das zweitälteste Schiff der Flotte. Die nächste Fahrt mit der Hurtigruten werden wohl mit diesem Schiff machen, wenn es dann noch im Dienst ist. Um 21.15 Uhr legen wir in Rørvik ab. Wir beenden diesen Tag und verschlafen in der Nacht die nächsten drei Häfen.