In der Nacht haben wir etwa gegen 4.00 Uhr den Polarkreis überquert. Gegen 5 Uhr früh soll die Sonne aufgehen. Ich stehe um 4.45 Uhr auf und gehe auf das oberste Deck. Im Osten über Grönlands Bergen ist der Himmel schon leicht rot gefärbt. Langsam wird es immer heller. Ich friere schon eine halbe Stunde im eiskalten Fahrtwind bei gefühlten 0°C vor mich hin und die Sonne ist immer noch nicht hinter den Bergen hervorgekommen. Da sich das Schiff nach Norden bewegt, verschwindet der rote Schimmer hinter einem Berg, der ein bisschen dem Zuckerhut ähnelt. Als ich mich etwa eine Minute später auf dem Weg zum Heck mal kurz umdrehe, sehe ich plötzlich wie die schon lange aufgegangene Sonne urplötzlich über dem Berg erscheint. Das Ganze geht aufgrund der Geschwindigkeit des Schiffes so schnell, dass ich den "Sunset" fast verpasse, bis die Kamera wieder eingeschaltet ist. Ich kriege gerade noch die Kurve und fange die letzten Augenblicke des Sonnenaufgangs ein.
Schärenküste vor Sisimiut
Öltanks vor Sisimiut
In die Bucht von Sisimiut (Holsteinborg) fahren wir gegen 8.00 Uhr ein und bleiben auf Reede. Gegen 9.00 Uhr lassen wir uns mit dem Tenderboot übersetzen und sehen uns die kleine Stadt an. Es sind viele Leute unterwegs, denn Freitags ist in Grönland Zahltag und da wird eingekauft mit Kind und Kegel.
Sisimiut
Sisimiut ist auch die südlichste Stadt Grönlands in der Schlittenhunde gehalten werden dürfen und einige sehen wir auch, an Ketten liegend, vor sich hin dösen. Nur die jungen Hunde liegen nicht an der Leine.
Junge Grönlandhunde
Wir spazieren durch die Stadt, gehen zur Touristeninformation, sehen uns auf einem Hügel die Kirche an und ein kleines Museum.
Kirche von Sisimiut
Altes Kolonialzentrum Sisimiut
Inuitfrau auf Einkaufstour
Zwillinge
Tankstelle in Sisimiut
Um 12.30 Uhr gehen wir wieder zum Kai und fahren mit dem Tenderboot zurück zur Albatros.
Kurz vor dem Auslaufen zeigt uns auf der Steuerbordseite der grönländische Meister der Eskimo-Rolle seine Künste im Kajak.
Eskimorolle des grönländischen Meisters
Nachmittags können wir die riesige Bordküche besichtigen. Der Schiffskoch (aus Gera) beantwortet ausführlich alle Fragen. Z.B. werden Essenreste zerkleinert und dürfen außerhalb der 12 Seemeilenzone über Bord geworfen werden. Deshalb fliegen spätabends manchmal Möwenschwärme neben dem Boot her. Übriger Restmüll, Plastikteile usw. wandern in die bordeigene Müllverbrennungsanlage.
Bordküche
Buffetdesigner
Später ist noch Tag der offenen Brücke. Auch hier ist alles frei zugängig, z.B. die Karte mit dem eingetragenen Kurs, den der Autopilot hält.
Kapitän der Albatros
Wir unterhalten uns mit dem Kapitän. Auf die Frage, wie es ihm in der Sturmnacht ging, meint er, dass er ja auch nur ein Mensch ist und ihn die Verantwortung für 1.200 Menschen an Bord bei einem solchem Wetter auch nicht ruhig schlafen lässt. "Wenn es ihnen schlecht geht, geht es auch mir schlecht", sagt er. Allerdings wird er nicht mehr seekrank.
Zur Wellenhöhe in der Sturmnacht befragt, sagt er, dass es etwa 7-8 m waren. Wir hatten aufgrund der Tafel, die im Internetcafe aushängt, für Windstärken 9 bzw. 10, Wellenhöhen von 12 bis 20 m angenommen. Wahrscheinlich handelt es sich dort aber um Wellenhöhen, die sich maximal bilden können.
Der Kapitän meint dazu, dass es mit den Wellen ist, wie beim Anglerlatein. Was wir später zu Hause am Stammtisch erzählen oder auf Ansichtskarten nach Hause schreiben, ist eine ganz andere Sache.
Zweistellige Zahlen klingen aber einfach abenteuerlicher. Wären die Wellen wirklich höher gewesen, dann wären wir wahrscheinlich alle mit grünen Gesichtern rumgelaufen und hätten massenhaft Fisch- und Möwen-schwärme angelockt.
In der Ecke der Brücke sitzt ganz ruhig in Zivil der Eislotse, ein Däne. Er ist schon in Pension, ist 40 Jahre zur See und davon 25 Jahre als Kapitän gefahren. Nun verdient er sich noch etwas dazu mit seinem "Gespür für Eis".
Eine ziemlich junge Frau in Uniform frage wir nach ihrem Job auf der Brücke und woher sie kommt. "I'm Deckkadett and come from Jugoslavia", sagt sie.