Mittwoch, dem 27. August 2008
Heute werden wir um 4.30 Uhr geweckt, denn Grönland kommt in Sicht. Wir nähern uns der Einfahrt in den Prinz Christian Sound, der die Insel mit dem Kap Farvel vom Festland trennt.
Die Nacht war ruhig verlaufen, der Wind hatte sich gelegt und die See war kaum noch bewegt. Was in der Nacht wirklich so vor sich geht, bekommen wir ja nicht mit und das ist auch gut so. Kapitän Hansen berichtete, dass er um 2 Uhr früh auf die Brücke gerufen wurde, weil sehr viele Eisberge unterwegs waren und ein Schneesturm aufkam. Diese Wetterlage hielt aber nicht sehr lange an, so dass sich keine höheren Wellen bilden konnten, die uns wieder den Appetit verdorben hätten. Und für die Eisberge ist extra seit England ein Eislotse an Bord, der ein angeborenes Gespür für alle Arten von Eis haben soll. Was sollte da schon passieren?
Menschenleere Decks um 5.00 Uhr früh vor Grönland
Noch ist es dunkel, als ich warm angezogen bei 8°C auf Deck erscheine. Es weht ein steifer Wind mit etwas Schneeregen. Kein Mensch ist zu sehen. Nach ein paar Minuten kommt aber dann noch jemand mit der Kamera und bald darauf sehen wir in ein paar hundert Meter Entfernung im Halbdunkel den ersten Eisberg vorbeiziehen. Im Hintergrund sind die dunklen Umrisse der kahlen felsigen Küste zu sehen. An den ungeschützten Stellen des Schiffes ist es saukalt. Man kann die Kapuze nicht tief genug ins Gesicht ziehen. Ständig klatschen Regentropfen an die Kameralinse.
Nach der Einfahrt in den Prinz Christian Sound wird das Wetter zusehends besser. Der Regen hört auf, die Decks trocknen im Fahrtwind ab und die Sonne kommt heraus. Wie der Kapitän schon gestern versprochen hatte, wird es ein herrlich sonniger Tag. Dem ersten Eisberg folgen schnell noch einige andere, denn in den Prinz Christian Sound kalben einige kleine Gletscherzungen. Besonders groß sind die Eisberge hier nicht. Sie reichen von ein paar Quadratmeter großen Eisstücken bis zu Brocken von etwa 10 Meter Höhe. Die schimmern dann besonders schön bläulich im Sonnenlicht. Fotografieren und filmen sind deshalb die Hauptbeschäftigungen hier an Bord.
Die Küste hier ist weitestgehend menschenleer. Nur zwei kleine Boote mit einzelnen Fischern sind zu sehen, denn es gibt hier nur wenige kleine Siedlungen. Kaum vorstellbar, dass an solch kahlen Küsten Menschen ihr ganzes Leben verbringen.
An imposanten Felsformationen geht es etwa vier Stunden durch diese Wasserstraße, die an der engsten Stelle etwa 300 m breit ist, bis wieder ein Stück offenes Meer folgt. Gegen 15.30 Uhr geht das Schiff dann vor der Stadt Qaqortoq auf Reede. Die kleine Stadt mit 3000 Einwohnern liegt geschützt in einer Bucht und die bunten Häuser bilden im strahlenden Sonnenschein eine herrliche Kulisse.
Mit den Tenderbooten lassen wir uns zur Stadt übersetzen und unternehmen hier einen Rundgang. Wir staunen nicht schlecht, wie viel Menschen und auch Autos auf den Straßen hier unterwegs sind, das hatten wir an einem Ort in dieser Region nicht erwartet. Allerdings ist es schon so gegen 16.00 Uhr und auch hier gibt es den typischen Feierabendverkehr. Die Straßen enden aber alle an den Grenzen des Ortes. Außerhalb gibt es bestenfalls noch einige Pisten. Mancher Autofahrer nutzt dann schon mal die kurze Strecke um etwas mehr Gas zu geben.
Die wenigen Geschäfte und kleinen Supermärkte bieten eigentlich auch hier alles was zum Leben gebraucht wird. Von allen Sorten Obst und Südfrüchten bis zum Flachbildschirm ist alles zu haben, nur eben zu gefefferten Preisen.
Für ein paar Süßigkeiten lassen sich die Kinder gern fotografieren
Gegen 18.00 Uhr reihen wir uns wieder in die Schlange vor den Tenderbooten ein und setzen zur Albatros über.
Der Altersdurchschnitt der Passagiere auf dem Schiff ist sehr, sehr hoch und der Aufenthalt hier könnte glatt als "Betreutes Wohnen" durchgehen.
Nach dem wieder sehr üppigen Abendmenü beschließen wir den Tag im Bordkino, passend zum Reiseziel, bei "Fräulein Smillas Gespür für Schnee".
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