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Bulgarien - Navigation
Sonntag, 27. August 2006
Am Rilakloster


In Samokov biegen wir ab in Richtung Dupniza, dem früheren Stanke Dimitroff. Als ich am Ortsausgang die Kaserne sehe, kommen wieder die Erinnerungen an unsere Odyssee von 1965.

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Am 5. Januar 1965 hatten wir uns gleich nach dem Frühstück in Borovez auf den Weg gemacht Richtung griechische Grenze.

Als wir an einem Gemeinschaftsraum des Hotels, der auf unserer Etage lag, vorbeikamen, tagten dort gerade die SED-Genossen der Reisegruppe. Es hatte etwas Stunk gegeben am Vorabend. Unser Tischnachbar, der ‚tiefrote’ Parteisekretär Rolf Zaulig aus Frankfurt/Oder , ...

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Die Straße von Samokov bis Dupniza ist ein einziger Flickenteppich. Seitenstreifen gibt es nicht. Die Landschaft ist meist flach und wird teilweise landwirtschaftlich genutzt. Allerdings sind die Felder um diese Jahreszeit alle abgeerntet. Links der Straße, in südlicher Richtung, sind die Höhenzüge des Rila-Gebirges zu sehen.

Bis zum Abzweig Richtung Rila-Kloster beim Dorf Kotscherinovo sind es etwa 20 km. Dort biegen wir ab. In den Dörfern Rila und Pastra, durch die wir kommen, sehen wir einige Hotels, Gaststätten und Bistros. Es dürfte also kein Problem sein, hier eine Unterkunft zu finden.

Kurz vor dem Rila-Kloster parken schon viele Autos an den Straßenrändern. Es ist Sonntag und damit allerhand Ausflugsverkehr. Der Parkplatz vor dem Kloster ist überfüllt. Die Polizei leitet den Verkehr weiter am Kloster vorbei. An der Straße dahinter könnte man auch parken, muss aber dann weit zurück laufen.

Also beschließen wir zurück zu fahren und uns ein Hotel in einem der Dörfer zu suchen. Das Kloster können wir auch morgen noch besuchen.

Mühsam schlängeln wir uns durch die schmale Straße hinter dem Kloster an den vielen parkenden Autos vorbei und durch die Fußgänger hindurch.

Vor dem Dorf Pastra halten wir an einem kleinen Motel an und fragen nach einem Doppelzimmer, aber die wenigen Zimmer hier sind alle besetzt. Vor dem Motel sprechen uns zwei Studenten aus Dresden an, die mit dem Rucksack durch Bulgarien ziehen. Sie warten hier auf einen Bus, der 15.00 Uhr fährt, jetzt ist es 12.30 Uhr. Wir nehmen die beiden mit bis nach Rila. Dort halten wir am Hotel „Orbita“ und die beiden Studenten gehen zum Busbahnhof. Sie wollen weiter nach Melnik und ins Pirin-Gebirge.


Hotel Orbita in Rila

Hotel "Orbita" im Dorf Rila

Wir gehen ins Hotel hinein. Es sieht leer aus. An der Rezeption müssen wir etwas warten bis sich eine Frau sehen lässt. Mit Frühstück kostet ein Doppelzimmer 46 Lewa.

Danach ziehen wir ein. Das Hotel und die Zimmer erinnern uns an ähnliche Gebäude der DDR in den Sechzigern – einfache Spanplattenmöbel, Dusche mit Zweigriff-Wannen-Armatur. Hier hat der Installateur auch noch die Seiten verwechselt – Warmwasser ist rechts statt links. Das seitlich verzogene Abflussrohr des WC’s ragt etwas aus der Wand heraus. Die Dusche hat hier aber sogar einen Vorhang. Der ist zwar in Länge und Breite zu kurz, an der Aufhängung fehlt einer der Ringe, aber er dient zumindest als ein minimaler Spritzschutz. Den braucht man hier auch, denn der feststehende Duschkopf sprüht in alle Richtungen, nur nicht direkt nach unten. Man muss also beim Duschen den günstigsten Strahl suchen. Aber sonst funktioniert alles und es ist sauber.

Wir haben den Eindruck, das Hotel wird nur von ein paar Handwerkern und Putzfrauen betrieben.

Eigentlich ist heute noch genug Zeit für einen erneuten Versuch das Rila-Kloster zu besuchen. Also setzen wir uns ins Auto und fahren hin. Wir stellen fest, dass der größte Andrang inzwischen vorbei ist und erhalten auf dem Parkplatz sogar eine Lücke. Für einen Lewa können wir hier den Rest des Tages parken. Wir sehen uns das schöne Rila-Kloster an  und fotografieren alles, soweit es erlaubt ist. Innerhalb der Kirche darf nicht fotografiert oder gefilmt werden.


Rilakloster

Kirche Sveta Bogorodica im Rila-Kloster

Das Rila-Kloster liegt inmitten ausgedehnter satter Laubwälder auf 1147 m Höhe und gehört heute zum Weltkulturerbe. Für jeden Bulgarien-Urlauber ist der Besuch des Klosters ein Muss. Das Rila-Kloster wurde im 10. Jh. von dem Einsiedler Ivan Rilski gegründet. Seine Gebeine liegen etwa 2 km außerhalb der Klosteranlage in der Nähe der Kapelle Sveti Luka (heiliger Lukas) und der Höhle, in der der Klosterbegründer lange Zeit gelebt haben soll.


Rilakloster

Fresken im Rila Kloster

Die Klosteranlage wurde häufig zerstört und an anderen Standorten wieder aufgebaut. Seit dem 14. Jh. steht sie aber am jetzigen Platz. Das Einzige aus dieser Zeit erhaltene Gebäude ist der im Jahre 1335 errichtete Chreljo-Turm. Alles andere stammt aus dem 1816 begonnenen Neubau, der im Wesentlichen bis 1870 abgeschlossen war. Mittelpunkt und Krone der Kunstschätze ist die Hauptkirche Sveta Bogorodica (heilige Gottesmutter). An ihr haben die bekanntesten Meister der bulgarischen Architektur, Malerei und Holzschnitzerei aus der Periode der nationalen Wiedergeburt mitgewirkt. Hervorstechend sind die leuchtenden Fresken im Innenraum wie in den Laubengängen und der vergoldete Ikonostas (Altarwand) mit 36 Figuren. In der Hauptkirche befindet sich auch das Grab von Boris III., dem letzten bulgarischen Zaren.


Rilakloster

Der Chreljo-Turm im Rilakloster

Auf einer Hinweistafel mit Wanderkarte sehen wir unter anderem den Weg zum Grab des Ivan Rilski. Nun ist das Wetter ja schön und Wandern ist das Beste was man in Bulgarien machen kann.

Der Weg führt über das Gelände der Kapelle des Sveti Luka und noch etwa eine halbe Stunde weiter durch den Wald immer bergauf.

Ein Teil des Weges wird zum Naturlehrpfad, denn einige Bäume sind mit ihren Namen beschildert, größtenteils sogar in Deutsch und Englisch, manche aber nur in Bulgarisch. Zum Beispiel sehen wir hier Rotbuchen, Weißtannen, die Gemeine Esche und eine Traubeneiche.


Traubeneiche

Traubeneiche am Weg zum Grab des Iwan Rilski


Grab Iwan Rilski

Wegweiser zum Grab des Iwan Rilski

Weiter nach oben kommt man dann zu einer bescheidenen Kapelle mit dem Grab und der Höhle. Für die gläubigen Bulgaren ist dies ein Pilgerort.

Heute am Sonntag sind viele Besucher hier. Sie zünden vor der Höhle unter einer Glasvitrine mit dem Bildnis von Ivan Rilski Kerzen an und klemmen ihre Zettel mit Wünschen und Fürbitten in die Steinspalten. Danach zwängen sich alle durch die stockdunkle Höhle und durch ein Loch hindurch nach oben wieder ans Tageslicht.

Einem alten Aberglauben zufolge wird derjenige, der sich durch das Loch im Felsen der Höhle, in der Ivan Rilski als Einsiedler gelebt hat, hindurchzwängen kann, ohne die Wände zu berühren, in den Himmel kommen. Mir wird diese Ehre dann wohl nicht zuteil  werden, denn der Ausgang der Höhle ist doch recht eng.


Höhle des Iwan Rilski

Höhle, in der Iwan Rilski gelebt haben soll

Wir wandern nun an der Straße entlang zurück Richtung Rila-Kloster. Im Wald links der Straße befinden sich viele Picknickplätze, die heute gut besucht waren. Den Lärm haben wir bei der Wanderung nach oben gehört. Überall an der Straße stehen auch Schilder, mit denen darauf aufmerksam gemacht wird, den Wald sauber zu halten und keinen Müll zurück zu lassen. Nicht von Allen werden diese Schilder ernst genommen, denn es gibt jede Menge Müllhaufen, die vom Wochenendpicknick übrig geblieben sind.

Gegen 19.15 Uhr sind wir zurück am Kloster. Die Tore sind noch offen, so dass wir durchgehen können bis zum Parkplatz. Eine halbe Stunde später sind wir in unserem Hotel im Dorf Rila. Eine Gaststätte suchen wir heute nicht mehr auf, sondern essen im Zimmer von dem in der Klosterbäckerei erstandenen runden Brot.

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