Ehemalige Ingenieurschule Bernburg/Saale
5. Klassentreffen der IIA2 am 06. Oktober 2006
Abgeschlossen haben wir unser Studium an der "Ingenieurschule für Chemischen Apparatebau" im Jahre 1963. Die erste Einladung zum Klassentreffen erhielt ich von Achim 1971. Ich wohnte damals in Berlin und war gerade dabei, mit meiner Familie von einer Einzimmer-Wohnung mir Außentoilette in eine Eineinhalbzimmer-Wohnung mit Innentoilette umzuziehen. Deshalb konnte ich nicht teilnehmen.
Das nächste Treffen gab es 1973 in Bernburg. Diesmal klappte es bei mir. Wir trafen uns in der "Kugel", einem kleinen Hotel unten an der Saale. Etwa zwei Drittel der ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen waren gekommen. Die Ingenieurschule existierte inzwischen nicht mehr. Wer die Fachrichtung Chemieanlagen studieren wollte ging nach Köthen.
Ein weiteres Treffen fand dann Anfang der achtziger Jahre in Leipzig statt. Da ich in Leipzig arbeitete und in der Nähe wohnte, organisierte ich im "Hotel am Ring" Zimmer für die Übernachtung und Plätze in der Gaststätte. Leider konnte ich dann auch an diesem Treffen nicht teilnehmen. Danach erfuhr ich von Achim, dass es an dem Abend noch Probleme mit den Plätzen in der Bar gab. Ich hatte von einer Kollegin, die den Hoteldirektor kannte, die Plätze reservieren lassen. Nur leider hatte sie für die Reservierung nicht meinen, sondern ihren Namen angegeben, mir aber nichts davan gesagt. Da Gaststättenplätze in der DDR auch zu den knappen Gütern gehörte, war dann natürlich nichts frei und meine ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen mussten eine Weile an der Bar stehen, bis man ihnen dann Plätze anbieten konnte.
Dann gab es eine große Pause bis zum nächsten Treffen, da sich offenbar niemand fand, die Organisation in die Hände zu nehmen. Inzwischen kam dann auch die Wende und für viele gab es berufliche Veränderungen. Das Leben verlief plötzlich in anderen Bahnen. Ich wohnte inzwischen in Bonn und ging davon aus, dass es kein Treffen mehr geben würde, wenn es Achim nicht in altbewährter Weise organisieren würde. Er hat sich dann sicher auch daran erinnert, dass wir uns alle nicht wieder sehen würden, wenn er nicht die Initiative ergreift. Anfang Dezember 2005 kam dann ein Anruf von Achim. Er fragte erst vorsichtig, ob ich auch der Gerhard Lehmann bin, der in Bernburg studiert hat und erzählte mir dann, dass er meine Telefonnummer von der Gemeinde in Zwochau erfahren hat.
Inzwischen hatte doch wieder ein Klassentreffen stattgefunden, natürlich ohne mich, da keiner wusste wo ich wohne. Am 21. August 2004 traf sich ein kleiner Kreis in Bernburg. Einige kamen auch mit Ehepartner. Man saß zusammen in der schon früher erprobten Gaststätte "Lindenhof" und erzählte von alten Zeiten. Dort wurde dann auch das diesjährige Treffen geplant.
Per E-Mail habe ich dann von Achim auch ein Gruppenfoto erhalten. Auf den ersten Blick habe ich niemanden wieder erkannt. Es blieb mir nichts weiter übrig, als Achim anzurufen und mir erklären zu lassen, wer hier wer ist.
Bernburg, 21. August 2004 - 4. Klassentreffen IIA2
Das Treffen 2006 fand nun statt vom 06. bis 08. Oktober im Morada-Hotel in Alexisbad im Harz, einschließlich Fahrt mit der Brockenbahn und Besuch im Mausefallenmuseum in Günthersberge. Gebucht waren Übernachtungen mit Halbpension, also Frühstück und Abendessen.
Angelika und ich, die wir den weitesten Weg haben, reisen schon am Donnerstag an. Den Anreisetag nutzen wir gleich für einen Abstecher nach Halle, um uns dort die Gedenkstätte im "Roten Ochsen" anzusehen. Hier durfte ich nach dem missglückten Fluchtversuch 1965 fünf Monate in U-Haft verbringen. Beim Gang durch die Ausstellung und das Vernehmungsgebäude kommen einige unangenehme alte Erinnerungen wieder hoch.
Freitag fahren wir dann mit dem Auto nach Schierke, laufen dort zur Station der Brockenbahn hoch und fahren anschließend über Thale nach Alexisbad zurück. In Thale bleibt gerade noch Zeit für einen kurzen Halt an der Gondelbahn, die zum Hexentanzplatz hinauf geht. Für die Fahrt hinauf und den Weg zu Fuß wieder runter ist die Zeit leider zu kurz, denn spätestens 15.00 Uhr wollen wir zurück im Hotel sein, um das Treffen nicht zu verpassen. Als wir kurz vor 15.00 Uhr im Hotel ankommen checkt an der Rezeption gerade ein älterer Herr mit weißem Vollbart ein. Bekannt kommt er mir nicht vor. An der Bar im Foyer sitzen zwei Männer, davon einer mit schwarzem Hut. Jeder der Gäste, die sich hier aufhalten, könnte einer der ehemaligen Kommilitonen sein. Einige habe ich inzwischen 33 Jahre bzw. 43 Jahre nicht gesehen. Diese Zeitspanne dürfte reichen, um einige nicht wieder erkennen zu können. Aus dem Fenster unseres Hotelzimmers kann ich den Parkplatz des Hotels überblicken. Mit dem von Achim übermittelten Gruppenfoto im Hinterkopf und dem Autokennzeichen vor Augen gelingt es mir Helmut und Jürgen (der mit dem schwarzen Hut) zu identifizieren.
Um 16.00 Uhr treffen wir uns dann alle im Foyer. Übereinstimmend stellen wir fest, dass wir uns kaum wieder erkannt hätten, ohne die Stimme zu hören. Faszinierend, wie sich der Mensch in 30 bis 40 Jahren äußerlich verändert, aber die Stimme nahezu gleich bleibt. Es stellt sich heraus, dass der Mann mit dem weißen Vollbart Wolfgang ist, den wir alle seit Ende des Studiums nicht mehr gesehen hatten. Wir sitzen dann alle in großer Runde zusammen, trinken den Begrüßungslikör, den das Hotel spendiert und tauschen erste Erinnerungen aus. Dabei stellen wir fest, dass einige gar nicht so weit außeinander wohnten. Ingrid und ihr Mann Wolfgang wohnten 5 Jahre in einer Parallelstraße in Bonn-Kessenich und Manfred einige Zeit in Troisdorf auf der anderen Rheinseite. Alle aus der Runde sind Rentner, nur ich noch nicht. Ich war auch der Jüngste und bei Beginn des Studiums gerade 18 Jahre alt. Alle anderen waren mindestens zwei Jahre älter als ich. In einigen Monaten geht aber auch mein Vorruhestand zu Ende.
Weil das Wetter so schön ist, machen wir dann vor dem Abendessen einen gemeinsamen Spaziergang auf eine Anhöhe hinauf oberhalb von Alexisbad. Zum Abendessen finden wir uns um 18.00 Uhr alle im Restaurant ein und bleiben danach noch sitzen, bis das Personal anfängt für das Frühstück am nächsten Tag einzudecken. Danach wechseln wir in die Bar im Erdgeschoss, wo wir noch fast bis Mitternacht zusammen sitzen.
Am Sonnabend treffen wir uns nach dem Frühstück auf dem Parkplatz des Hotels. Heute ist Brockenfahrt angesagt. Eigentlich wollten wir mit der Harzer Schmalspurbahn bis Drei Annen Hohne fahren und dort in die Brockenbahn umsteigen. Die Fahrt dauert dann aber fast vier Stunden und wir hätten auf dem Brocken nur eine Stunde Zeit gehabt bis zur Rückfahrt.. Deshalb schließen wir uns Achims Vorschlag an, mit den Autos nach Drei Annen Hohne zu fahren. Damit nicht jeder fahren muss, teilen wir uns auf fünf Autos auf. Bei uns fahren Ingrid und ihr Mann Wolfgang mit. Mein Navi kennt "Drei Annen Hohne" nicht. Deshalb gebe ich "Elend" ein, so heißt ein Dorf im Harz. Wolfgang vergleicht den Weg, den uns das Navi weist, mit der Karte. Hinter uns fährt Manfred mit seiner Frau. Er wundert sich zwar einige Male, wie er später erzählt, welche Straßen wir fahren, bleibt aber brav hinter uns. Erst als wir an einer schmalen Straße, die direkt nach Elend führt, weiter in Richtung Braunlage fahren, gibt er auf und nimmt die direkte Straße. Die sind wir gestern auf dem Weg nach Schierke gefahren. Ich hätte also besser "Schierke" eingegeben. Noch besser wäre gewesen, das Navi aus zu lassen und nur nach Wolfgangs Karte zu fahren. So machen wir nun eine Rundfahrt durch Braunlage, das kennen wir noch nicht. In Drei Annen Hohne treffen wir uns alle wieder und steigen dort in die Brockenbahn. Das Wetter ist leider nicht so schön wie am Vortag, aber damit ist zu dieser Jahreszeit am Brocken zu rechnen. Wie sollen sonst die 300 Regentage am Brocken zusammen kommen? Die Bahn, die von Wernigerode ankommt, ist schon ziemlich voll. Erst überlegen wir noch, ob wir die nächste Bahn nehmen, die dann hier eingesetzt wird, dann entschließen wir uns aber doch mit zu fahren. Inzwischen hat es auch angefangen zu regnen. Die Bahn ist ziemlich voll, wir bekommen aber alle noch Plätze, wenn auch nicht zusammen. Nach ungefähr einer Stunde kommen wir auf dem Brocken an und werden von Regen und Sturm empfangen. Wer seinen Regenschirme aufmacht, setzt diesen einem starken Biegemoment aus und kann kaum verhindern, dass er umschlägt. Besser dran ist man mit Kapuze. Einige von uns bleiben bei der Witterung gleich in der Bahnhofsgaststätte hängen. Wir gehen weiter zum großen Brockenhaus und finden dort zusammen mit Achim, Manfred und deren Ehefrauen noch Platz an einem der langen Tische. Draußen ist es nicht auszuhalten. Hier sitzen wir zumindest warm und trocken und Essen und Trinken gibt es auch noch. Viel Hunger haben wir zwar nicht, aber die Dampfnudeln mit Pflaumen regen den Appetit an. Angelika und ich teilen uns eine solche Dampfnudel. Ohne Bewegung wollen wir uns den Bauch nicht zu sehr vollschlagen. Achim und seine Frau gehen schon zum nächsten Zug zurück und wollen Ingrid und Wolfgang Bescheid geben, dass wir erst mit dem späteren Zug fahren. Wenn sie niemand finden, mit dem sie zurück nach Alexisbad fahren können, müssten sie auf uns warten. Zusammen mit Manfred und seiner Frau gehen wir noch ins Brockenmuseum. In der Kuppel sind noch Teile der Stasi-Abhöranlagen installiert. Von hier aus konnte man weit in NATO-Gebiet hineinhorchen.
Im Zug zurück finden wir bequem Platz. Wolfgang und Ingrid sind nicht zu sehen. Sicher sind sie schon mit hinunter und wir treffen sie in Drei Annen Hohne wieder. Als wir dort ankommen, sehen wir aber auch niemanden. Wir gehen langsam in Richtung Parkplatz, warten noch ein paar Minuten und fahren dann ab. Später erfahren wir, dass sie zusammen mit den Anderen in der Bahnhofsgaststätte in Drei Annen Hohne gesessen, uns aber nicht gesehen haben, als der Zug einfuhr. Auf die Idee, dass sie unten in der Gaststätte warten, sind wir aber nicht gekommen.
Zurück Richtung Alexisbad fahren wir wieder, wie schon am Freitag, über Thale. Inzwischen ist auch die Sonne rausgekommen und die Wolken ziehen ab. Heute haben wir genug Zeit, um mit der Gondel auf den Hexentanzplatz zu fahren. Dort oben ist das beste Wetter. Der Himmel ist wolkenlos, aber es weht ein frischer Wind. Um den Brockengipfel allerdings stauen sich allerdings immer noch dicke graue Wolken. Den Rückweg nach Thale hinunter gehen wir zu Fuß, damit wir wenigstens noch etwas Bewegung haben.
Im Hotel ruft uns Achim um 18.15 Uhr alle in einem Besprechungsraum zusammen. Er stellt das Programm für das nächste Klassentreffen im Jahre 2008 vor. Geplant ist eine Fahrt in die Sächsische Schweiz. Nähere Informationen wird er uns Allen noch zukommen lassen. Morgen am Sonntag soll es dann um 10:00 Uhr losgehen zum Mausefallenmuseum in Günthersberge.
Zunächst finden wir uns aber alle wieder zum Abendessen ein. Es gibt immer ein sehr reichhaltiges und abwechselungsreiches Buffet. Nach dem Essen bleiben wir wieder im Restaurant. Allerdings ist die Unterhaltung heute schwieriger, weil Tanzabend ist und ein Männer-Duo mit Musikanlage ziemlich laut aufspielt. Als einige Paare von uns aufs Parkett gehen, schließen wir beide uns auch mal an. Die Musiktitel sind aber ziemlich bieder und mit dem Rhythmus der Anlage können wir uns auch nicht anfreunden. Also bleiben wir später lieber sitzen und freuen uns über jede Tanzpause, weil dann die Musik schweigt.
Sonntag, als wir etwas später zum Frühstück erscheinen, treffen wir Jürgen schon nicht mehr an. Er verzichtet auf das Mausefallenmuseum und hat sich schon auf den Weg nach Schwedt gemacht. Auch Wolfgang ist nicht beim Frühstück dabei. Das hat aber andere Ursachen. Das letzte Bier oder der letzte doppelte Kognak müssen wohl schlecht gewesen sein. Im Foyer setzen wir uns nach dem Auschecken und Gepäckverladen nochmal kurz zusammen. Dann kommt auch Wolfgang reisefertig an. Er kennt das Mausefallenmuseum schon und fährt lieber gleich nach Hause. Ohne Gruppenfoto fahren wir aber nicht ab. Nur Jürgen fehlt nun darauf. Vielleicht gelingt uns irgenwie eine Fotomontage.
Alexisbad/Harz 08. Oktober 2006 - 5. Klassentreffen IIA2
v.l.n.r. - Dieter Boltze | Peter Hartmann | Elke Schuth | Hella Boltze | Manfred Zech | Heidi Zech |
Joachim Schuth | Brigitte Kern | Helmut Kern | Ingrid Krause | Gerhard Lehmann | Wolfgang Reich |
Marianne Marquardt | Rainer Marquardt
Jürgen Krätzner war schon abgefahren. Angelika Lehmann und Wolfgang Krause fotografieren.
Nachdem wir uns von Wolfgang verabschiedet haben, fahren wir nach Günthersberge. Der Besuch im Mausefallen- und Kuriositätenmuseum ist ein gelungener Abschluss des Klassentreffens. Es gibt die unterschiedlichsten Dinge zu sehen. Vom transportablen Klosett aus der Postkutschenzeit bis zur Nager-Selbstschussanlage ist alles vertreten, was man als antiquarisch und kurios bezeichnen könnte.
Museumsleiter Knepper liefert in jedem der beiden Bereiche des Museums eine bühnenreife Show, in der es viel zu lachen gibt. Der Eintrittspreis von 6,00 Euro je Person hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Dann bleibt uns nur noch der Abschied und die Hoffnung, uns in zwei Jahren gesund wieder zu sehen.
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